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Nichts bleibt verborgen

Nichts bleibt verborgen

Titel: Nichts bleibt verborgen
Autoren: Knut Krueger
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aus dem Knast entlassen wurde. Keine Ahnung, was der heute macht. Warum fragst du?«
    »Ach, nur so. Am besten, wir vergessen die Sache einfach wieder. Und du weißt ja, ich hab Ermittlungsverbot.«

Kapitel 26
    Als er den Namen Enger hörte, war er zusammengezuckt. Es war dieser Name, der bei ihnen zu Hause absolut tabu war. Dieser Name, den er früher einmal selbst getragen hatte. Vor langer Zeit. Niemand an seiner Schule wusste davon. Fast niemand.
    Dass Magnus und Alexander in letzter Zeit im mer häufiger miteinander redeten, war ihm nicht entgangen. Und als sich die beiden heute in der großen Pause in Richtung Mülltonnen zurückgezogen hatten, war er außerhalb des Schulgeländes am Zaun entlanggelaufen, um nicht gesehen zu werden. Hinter den Fahrradschuppen geduckt, hatte er Alexander und Magnus belauscht. Den Anfang ihres Gesprächs hatte er verpasst. Als er mit gepresster Atmung in die Hocke gegangen war, hatte Alexander etwas davon gesagt, dass man einem Täter seine Tat auch nachweisen müsse. Steckten die beiden etwa unter einer Decke? Als kurz darauf der Name Karl Enger fiel, da hatte er sich vor Schreck auf die Lippe gebissen und hätte fast aufgeschrien vor Schmerz.
    Ob er seinen Vater vermisste? Nein, das war vorbei. Die Sehnsucht nach ihm, die ihn früher so gequält hatte, war im Laufe der Jahre abgestorben. Sein Vater lebte jetzt ein anderes Leben. Hatte eine neue Frau und ein neues Kind, irgendwo hoch oben im Norden. Das hatte seine Mutter, die allein geblieben war, nie verwunden. Zuerst die Schmach, dass ihr Mann zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden war, und danach die Demütigung, wegen einer anderen Frau verlassen zu werden. Jetzt hatte sie nur noch ihn. Ihren einzigen Sohn.
    Und wer trug an allem die Schuld? Wer hatte es zu verantworten, dass sie heute in einer kleinen Wohnung lebten und mehr schlecht als recht über die Runden kamen?
    »Die Familie Granberg hat mein Leben zerstört«, sagte seine Mutter immer. Und obwohl er wusste, dass dieser abgrundtiefe Hass sie kaputt machte, konnte er nichts gegen ihn ausrichten. Sie hatte ja recht. Sein Vater, der Buchhalter in Granbergs Firma gewesen war, hatte Stein und Bein geschworen, dass er von Ole Granberg beauftragt worden war, einen Teil des Firmengeldes heimlich ins Ausland zu schaffen und auf Schweizer Konten zu deponieren. Doch nachdem alles aufgeflogen war, hatte es Granbergs Anwalt geschafft, seinem Vater die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben.
    Leider hatte sein Vater die Dummheit begangen, einen Teil des Geldes für sich selbst abzuzweigen. Diese Gier war ihm schließlich zum Verhängnis geworden. Hätte er keinen persönlichen Vorteil aus der Sache ziehen wollen, dann hätten sie den alten Granberg auch drangekriegt. Der im Gegensatz zu ihnen ein Leben in Saus und Braus führte. Dessen Sohn ein asozialer Schläger war, der es nicht besser verdient hatte.
    Natürlich war bei der ganzen Racheaktion etwas schrecklich schiefgelaufen. Und natürlich hatte er nicht gewollt, dass ein Mensch dabei ums Leben kam und Magnus verdächtigt wurde, diesen auf dem Gewissen zu haben. Mit diesem Wissen würde er leben müssen. Doch trug daran nicht ebenfalls die Familie Granberg die Schuld? Die hatte mit ihrer Skrupellosigkeit doch alles ins Rollen gebracht. Hatte seine Familie zerstört.
    Nein, sosehr er auch darüber nachdachte, ihnen gegenüber konnte er kein schlechtes Gewissen empfinden.
    Nur die Sache mit dem Brief, die hätte er sich vielleicht sparen sollen. Dieser dämliche Drohbrief, den er Magnus’ Eltern nach Hause geschickt hatte. Er hatte ihnen ein bisschen Angst machen wollen. Sie sollten sich niemals sicher fühlen, dass nicht doch eines Tages die ganze Wahrheit ans Licht kommen würde.
    Aber auf einmal hatte jemand den Spieß umgedreht und den Namen Enger ins Spiel gebracht, was die Frage aufwarf, wer die Wahrheit am meisten zu fürchten hatte. Er musste auf der Hut sein.

Kapitel 27
    Alexander schlug den Kragen seiner Jacke hoch und steuerte die Bushaltestelle an der Bygdøy Allé an. Freitagmittag. Das Wochenende konnte beginnen. Eigentlich ein Anlass, der ihn jede Woche in Hochstimmung versetzte. Doch seine Laune war im Keller. War genauso grau und verhangen wie der Osloer Dezemberhimmel, der zu allem Überfluss kleine, nadelspitze Schneeflocken auf die Erde schickte, die ihn ins Gesicht stachen.
    Wahrscheinlich hatte sein Vater recht und er hatte sich da in etwas verrannt, das ihn nicht weiterbrachte. Vor allem ein
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