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Nichts als Knochen

Nichts als Knochen

Titel: Nichts als Knochen
Autoren: Felizitas Carmann
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Reliquie in den Tiefen des Vatikans verschwinden, bevor überhaupt jemand mitkriegt, dass es sie gibt.«
    »Ja, aber …« Thomas legte den Kopf schief und schien angestrengt zu überlegen. »Was wäre denn so schlimm daran, wenn die Untersuchung ergibt, dass es sich nicht um eine Fälschung handelt? Dann gibt es halt zukünftig eine Primärreliquie von Jesus, na und? Heureka und lobet den Herrn! Dann lass sie doch eine Kirche drum herum bauen und sich an den Geschäften mit Millionen Pilgern eine goldene Nase verdienen. Wäre doch nicht das erste Mal, und alle sind glücklich und zufrieden!«
    Knut seufzte und verdrehte die Augen.
    »Beati pauperes spiritu.«
    »Herr Gott, jetzt lässt er wieder den Humanisten raushängen! Erklär mir lieber mal, was an einer Primärreliquie so schlimm wäre.«
    Knut beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne und sah Thomas in die Augen.
    »Mensch, Thomas, jetzt überleg doch mal! Was würde es denn bedeuten, wenn dies tatsächlich Knochen von Jesus wären? Die ganze Geschichte mit Auferstehung und Himmelfahrt könnte man doch in die Tonne hauen! Es würde bedeuten, dass Jesus ein ganz normaler Sterblicher war, der verwest ist wie alle anderen auch. Es würde bedeuten, dass er nicht von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist. Die könnten die Bibel umschreiben! Kapiert? Die katholische Kirche und der katholische Glaube wären danach ein Trümmerfeld. Und deshalb muss der Vatikan unter allen Umständen verhindern, dass diese Reliquie bei einer Untersuchung ihre Echtheit beweist! Das Beste ist, man lässt sie verschwinden, und niemand erfährt davon.«
    Thomas rieb sich nachdenklich das Kinn und nickte.
    »Da ist was dran. Wenn man die Sache so sieht …«
    »Glaub mir, der Vatikan sieht die Sache so. Und deshalb glaube ich auch nicht, dass wir lange Ruhe vor denen haben. Die werden alles daran setzen, um an die Reliquie zu kommen.«
    »Dann sollten wir sehen, dass wir sie an einen sicheren Ort bringen«, beendete Karsten die Diskussion. »Thomas, bringen Sie das gute Stück bitte in die Asservatenkammer und sorgen Sie dafür, dass es einen Platz im Tresor bekommt. Ansonsten denke ich, dass sie heute alle mal pünktlich Feierabend machen und sich ausschlafen sollten. Um die restlichen offenen Fragen in diesem Fall können Sie sich in den nächsten Tagen noch kümmern.«
    »Tja, das war's«, beendete Rebecca ihren Bericht und sah Krishna an, der sie genau beobachtete. »Jetzt haben wir also demnächst wahrscheinlich den Papst am Hals. Vielleicht schickt man uns ja auch ein paar Assassinen vorbei, die alle potenziellen Mitwisser zum Schweigen bringen, wer weiß!«
    »Damit macht man keine Scherze«, sagte Krishna ernst und strich ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Ja, du hast Recht. Aber ich bin ein bisschen genervt von diesem ganzen Kirchenkram. Dieser Prälat heute …« Sie schüttelte den Kopf und verzog missbilligend den Mund. »Der hatte das Wort ›homosexuell‹ fast aus seinem Wortschatz gestrichen. Was es nicht geben darf, braucht auch keinen Namen. Dabei wäre es für alle Beteiligten wahrscheinlich besser gewesen, wenn Dario Forza seine Homosexualität ausgelebt hätte, anstatt sich von Schiavo oder sonst wem Schuldgefühle einreden zu lassen und sich in falsch verstandenen Reuegefühlen zu suhlen. Vielleicht wäre dann alles gar nicht so weit gekommen.«
    »Möglich, aber diese ›Was-wäre-wenn-Spielchen‹ bringen doch nichts. Es ist so geschehen, und du wirst nichts mehr dran ändern.«
    »Richtig, ich werde nichts dran ändern können, aber deshalb muss ich es noch lange nicht gutheißen!«, entgegnete Rebecca scharf.
    »Das sollst du auch gar nicht. Aber du könntest die ganze Angelegenheit ein wenig abgeklärter betrachten.«
    »Du meinst wohl abgebrüht! Hat man dir das im Kloster beigebracht?«, fragte sie hitzig und sah ihn herausfordernd an.
    Krishna grinste breit, legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie ein Stück näher zu sich heran.
    »Nein, im Kloster habe ich nicht sehr viel gelernt. Außer einer Sache.«
    »Und die wäre?«, fragte Rebecca misstrauisch.
    »Dass ich jetzt ganz genau weiß, dass ich dich heiraten will, so schnell wie möglich.« Seine Stimme klang samtig, und seine Augen strahlten sie an. »Ich finde, wir sollten noch im Mai Hochzeit feiern, was meinst du?«
    Rebecca starrte ihn völlig entgeistert an, machte nach einigen Sekunden entschlossen den offen stehenden Mund zu und schüttelte den Kopf.
    »Nein,
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