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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14
Autoren: Peter James
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allein im Dunkeln.
    Nein. Das durfte nicht passieren.
    Sie könnte einfach gegen die nächste Laterne fahren. Oder frontal in das Auto, das ihnen gerade entgegenkam. Sie blickte auf den Tacho. Überlegte fieberhaft. Wenn sie auf die Bremse trat oder irgendwo gegen fuhr, würde er nach vorn geschleudert. Mitsamt dem Messer. Ja, das war die beste Lösung. Nein, nicht die beste, die einzige Lösung.
    Lieber Gott, hilf mir.
    Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Plötzlich klingelte das Handy, das auf dem Sitz neben ihr lag. Es war der blöde »Chicken Song«, den ihre dreizehnjährige Stieftochter Carly als Klingelton eingespeichert hatte, was Katie immer ungeheuer peinlich war.
    »Komm bloß nicht auf die Idee, ranzugehen.«
    Also bog sie brav nach links ab, durch das schmiedeeiserne Tor, das sich automatisch geöffnet hatte, und fuhr die kurze, asphaltierte Auffahrt entlang, die von riesigen, tadellos gepflegten Rhododendren gesäumt wurde, die Brian für einen Wucherpreis in einem exklusiven Gartencenter gekauft hatte. Wegen der Privatsphäre, hatte er gesagt.
    Zu privat, wie sie jetzt fand.
    Die Fassade des Hauses tauchte im Scheinwerferlicht auf. Vor wenigen Stunden war es noch ihr Heim gewesen. Nun aber kam es ihr vor wie ein fremdes, feindseliges Haus, das ein Warnsignal aussandte. Mach, dass du wegkommst.
    Doch das Tor hatte sich bereits hinter ihr geschlossen.
    5
     
    ROY GRACE STARRTE GLENN B RANSON entsetzt an. Der Detective Sergeant, der sich gewöhnlich so elegant kleidete, trug an diesem Abend eine blaue Strickmütze, ein graues Kapuzensweatshirt, ausgebeulte Hosen und Turnschuhe und hatte sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert. Während er gewöhnlich den neuesten Herrenduft verströmte, roch er jetzt nach altem Schweiß. Er hätte glatt als Straßenräuber durchgehen können.
    Bevor Grace etwas sagen konnte, stürzte Branson in seine Arme, umklammerte ihn fest und drückte seine nasse Wange an das Gesicht seines Freundes. »Roy, sie hat mich rausgeworfen! Mein Gott, Mann, sie hat mich tatsächlich rausgeworfen!«
    Irgendwie schaffte es Grace, ihn ins Haus und aufs Sofa zu bugsieren. Er setzte sich neben ihn und legte Branson den Arm um die muskulösen Schultern. »Ari?«
    »Sie hat mich rausgeworfen.«
    »Was soll das heißen?«
    Glenn Branson beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Couchtisch und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich halte das nicht aus. Roy, du musst mir helfen, ich halte das einfach nicht aus.«
    »Ich hole dir was zu trinken. Whiskey? Wein? Kaffee?«
    »Ich will Ari. Ich will Sammy. Ich will Remi.« Er brach wieder in Schluchzen aus.
    Grace stand auf und holte eine Flasche Courvoisier aus dem Schrank unter der Treppe, die dort seit Jahren vor sich hin staubte. Er goss ein Glas ein und drückte es Glenn in die Hand.
    Branson schaute schweigend hinein, als suche er nach einer darin verborgenen Botschaft. Schließlich trank er einen kleinen Schluck, dann einen größeren, stellte das Glas ab und schaute es düster an.
    »Rede mit mir«, sagte Grace und sah zu Orson Welles und Joseph Cotten hinüber, die auf dem Bildschirm eingefroren waren. »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Branson schaute hoch, wobei sein Blick ebenfalls auf den Fernseher fiel. Er murmelte: »Es geht um Loyalität. Um Freundschaft, Liebe und Betrug.«
    »Wie bitte?«
    »Na, der Film. Der dritte Mann. Carol Reed hat Regie geführt. Die Musik. Die Zither. Immer wieder toll. Orson Welles war früh auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Das Tragische war, dass er die ersten Erfolge nie wiederholen konnte. Armes Schwein. Hat einige der größten Filme aller Zeiten gedreht. Aber woran erinnern sich die meisten Leute? An den fetten Mann aus der Sherry-Werbung.«
    »Ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Domecq, genau das war’s. Domecq-Sherry. Auch egal.« Glenn trank sein Glas aus. »Eigentlich muss ich noch fahren. Scheiß drauf.«
    Grace wartete geduldig, er würde Glenn nirgendwohin fahren lassen. So hatte er seinen Freund noch nie erlebt.
    Branson hob geistesabwesend sein Glas.
    »Willst du noch einen?«
    »Meinetwegen.«
    Grace goss ihm vier Fingerbreit ein. Vor knapp zwei Monaten war Glenn bei einem Einsatz, den Grace leitete, angeschossen worden. Seither empfand er seinem Freund gegenüber furchtbare Schuldgefühle. Die 38er Kugel hatte wie durch ein Wunder relativ wenig Schaden angerichtet. Einen Zentimeter weiter rechts, und es hätte ganz anders ausgesehen.
    Die abgerundete Patrone war knapp unter dem
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