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Nicht tot genug 14

Titel: Nicht tot genug 14
Autoren: Peter James
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der Schweiz hatten sie Brüderlichkeit, fünfhundert Jahre Demokratie und Frieden. Und was haben wir davon? Die Kuckucksuhr.«
    Grace nahm noch einen großen Schluck Whiskey. Welles wirkte anziehend, war ihm aber dennoch unsympathisch. Der Mann war ein Schurke, und in den zwanzig Jahren, in denen er bei der Polizei arbeitete, war Grace noch keinem Schurken begegnet, der seine Taten nicht zu rechtfertigen gesucht hätte. Aus ihrer verdrehten Sicht hatte die ganze Welt unrecht, nur sie selbst nicht.
    Er gähnte und ließ die Eiswürfel in seinem leeren Glas klirren. Er dachte an den nächsten Tag, einen Freitag, an dem er mit Cleo zum Abendessen verabredet war. Er hatte sie seit Freitag letzter Woche nicht gesehen, weil sie übers Wochenende zu einer Familienfeier nach Surrey gefahren war. Ihre Eltern feierten ihren 35. Hochzeitstag, und es hatte ihm einen leisen Stich versetzt, dass sie ihn nicht mitgenommen hatte – als wollte sie ihn auf Distanz halten und ihm zeigen, dass sie trotz allem noch kein richtiges Paar waren. Am Montag war sie auf einer Fortbildung gewesen, und obwohl sie jeden Tag telefoniert, SMS und E-Mails geschickt hatten, vermisste er sie wahnsinnig.
    Für den nächsten Morgen stand eine Besprechung mit seiner unberechenbaren Chefin an, der süß-sauren Alison Vosper. Er gähnte, schüttelte die Eiswürfel in seinem leeren Glas und überlegte, ob er noch einen Whiskey trinken und den Film zu Ende schauen sollte, als es plötzlich an der Tür klingelte.
    Wer wollte ihn um Mitternacht noch besuchen?
    Es klingelte noch einmal, dann folgte ein heftiges Klopfen. Das Klopfen wurde lauter.
    Verwirrt hielt er den DVD-Player an und ging mit unsicheren Schritten in die Diele. Hartnäckiges Klopfen. Dann wieder die Klingel.
    Grace wohnte in einer ruhigen Straße mit Doppelhaushälften, die bis zum Strand von Hove hinabführte. Hier trieben sich keine Drogensüchtigen und anderen Nachtgestalten herum, aber er war dennoch auf der Hut.
    Im Laufe der Jahre hatte er sich mit vielen Verbrechern angelegt, meist kleinen Fischen, aber es waren auch echte Gangster unter ihnen. Es gab durchaus Leute, die noch eine Rechnung mit ihm offen hatten. Dennoch hatte er sich nie die Mühe gemacht, einen Spion oder eine Sicherheitskette anzubringen.
    Etwas angeschickert vom Whiskey riss er die Tür auf. Und stand dem Mann gegenüber, der ihm auf dieser Welt am meisten bedeutete – Detective Sergeant Glenn Branson, 1,87 m groß, schwarz und kahl wie eine Billardkugel. Doch sein Freund grinste nicht wie üblich, sondern stand da und heulte sich die Seele aus dem Leib.
    4
     
    DIE KLINGE DRÜCKTE stärker gegen ihren Hals. Schnitt ins Fleisch. Der Schmerz wuchs mit jedem Schlagloch.
    »Woran du auch denken magst, vergiss es«, sagte er mit ruhiger, sanfter Stimme.
    Blut sickerte an ihrem Hals hinunter; vielleicht war es auch Schweiß, oder beides. Sie versuchte verzweifelt, trotz ihrer Panik logisch zu denken. Hielt die Augen auf den Gegenverkehr gerichtet, umklammerte das Lenkrad mit feuchten Händen, doch die Klinge drang immer tiefer ins Fleisch.
    Sie fuhren einen Hügel hinauf, links unter ihr sah sie die Lichter von Brighton and Hove.
    »Linke Spur. Die zweite Ausfahrt am Kreisverkehr.«
    Katie bog gehorsam auf die vierspurige Dyke Road Avenue ab. Die Laternen tauchten die Straße in orangefarbenes Licht. Links und rechts große Häuser. Sie wusste, wohin sie fuhren, und sie wusste auch, dass sie unbedingt etwas unternehmen musste. Plötzlich raste ihr Herz vor Freude. Auf der anderen Straßenseite blitzten blaue Lampen. Ein Polizeiauto!
    Ihre linke Hand tastete zum Blinkerhebel. Zog ihn zu sich heran. Worauf die Scheibenwischer quietschend über die trockene Scheibe schossen.
    Scheiße.
    »Warum hast du die Scheibenwischer an, Katie? Es regnet doch gar nicht«, erklang es vom Rücksitz.
    Falscher Hebel! Scheiße Scheiße Scheiße!
    Schon waren sie am Polizeiauto vorbei. Sie sah die Lichter wie eine rettende Oase im Rückspiegel verschwinden. Sah unter dem Schirm der Baseballkappe auch die Umrisse seines bärtigen Gesichts, das zudem durch eine dunkle Brille getarnt war. Das Gesicht und die Stimme eines Fremden, die dennoch unheimlich vertraut wirkten.
    »Die nächste links, Katie. Und du solltest langsamer fahren. Ich hoffe, du weißt, wo wir sind.«
    Der Sensor am Armaturenbrett würde das Tor automatisch öffnen. In wenigen Sekunden würde sie hindurchfahren, das Tor würde sich hinter ihr schließen, und sie wäre mit ihm
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