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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
Autoren: Linda Francis Lee
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steigen. Ich wollte noch eine Weile hierbleiben und meiner Mutter helfen, einen tüchtigen Anwalt zu finden, statt die Scheidung selber zu regeln. Dadurch konnte ich mir eine Atempause verschaffen, bevor ich das Datum festlegen würde, außerdem hätte ich genug Zeit, um zu überlegen, wie ich meiner Mutter beibringen sollte, dass ich ohne den ganzen Zirkus einer texanischen Hochzeit heiraten wollte.
    »Also, ich stelle mir das folgendermaßen vor …« Detailliert erklärte ich meiner Mutter, wie ich ihr die Prozedur erleichtern würde, indem ich ihr half, einen geeigneten Anwalt zu kontaktieren, der sich um alles Weitere kümmern würde.
    »Sehr schön, Liebes. Aber bevor du das organisierst - Vincent hat mich um ein Treffen in einer Anwaltskanzlei ersucht. Kein Wunder, dass er sich für Howard Grouts verrufene Firma entschieden hat!«
    »Ich dachte, du magst Howard Grout.«
    »Natürlich mag ich ihn. Es ist ja auch schwer, ihn nicht zu mögen. Doch das bedeutet keineswegs, dass ich sein Verhalten billige.«

    Habe ich schon die sehr präzisen Vorstellungen meiner Mutter erwähnt, die gesellschaftlich akzeptable Personen betreffen? Mit seinem riesigen, auf fragwürdige Weise erworbenen Vermögen und seinen schlechten Manieren steht Howard Grout nicht auf ihrer Liste.
    »Jedenfalls«, fuhr sie fort, »wird das Treffen morgen Vormittag stattfinden. Komm mit mir, sprich mit deinem Stiefvater. Vincent hat dich immer gemocht. Vielleicht kannst du ihn zur Vernunft bringen. Wenn nicht, versprüh den undamenhaften Killer-Charme, für den du so berühmt bist, und jag ihm ein bisschen Angst ein.«
    Sollte ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen? Das wusste ich nicht.
    »Ich nehme an, die Scheidung ist unvermeidlich. Erklär ihm, das alles müsste möglichst schnell und sangund klanglos über die Bühne gebracht werden. Je nachdem, wie die Besprechung verläuft, werden wir einen geeigneten Anwalt suchen.«
     
    Wie nicht anders zu erwarten, fuhr Mutters Chauffeur Ernesto uns am nächsten Morgen zwischen knorrigen immergrünen Eichen, welligen bewaldeten Hügeln, über die perfekt gepflegten Straßen der Stadt, am Hauptplatz, am Willow Creek High und dann an der Universität vorbei zu den Büros von Howard Grout, Attorneys at Law, LLP.
    Ich hatte gehört, vor Gericht wäre er bösartiger als ein streunender Hund und er würde nur Anwälte vom gleichen Kaliber einstellen. Nicht dass ich mir deshalb Sorgen machte. Aber es beruhigte mich, das zu wissen, als ich das Gebäude betrat.

    In den Büroräumen herrschte jene Opulenz, die in kühnen Lettern verkündete, der Inhaber der Firma habe seine Erfolge ohne die Hilfe altehrwürdigen Geldes erzielt. Bis zum Vorjahr hatte Howard daheim gearbeitet und dann seine Kanzlei im großartigsten Gebäude der Stadt eröffnet. Während die Außenmauern aus traditionellen Kalksteinblöcken bestanden, prangten im Inneren Glas, Stahl und Granitskulpturen. Nirgendwo in der Firma Howard Grout, LLP., entdeckte ich auch nur den Quadratzentimeter einer dunklen Nussbaumtäfelung, Mahagonischreibtische oder Ölgemälde.
    In einem Armani-Power-Anzug, den ich glücklicherweise aus Boston mitgebracht hatte, mein schulterlanges (unglücklicherweise blondes) Haar zu einem glatten Pferdeschwanz zusammengebunden, trug ich meine babyweiche Aktentasche aus schwarzem Kalbsleder bei mir, ohne die ich kaum einen Schritt zu unternehmen pflegte. Meine schwarzen Chanel-Pumps mit den niedrigen Absätzen waren der einzige kleinere Luxus, den ich mir gönnte.
    Meine Mutter betrat das Gebäude hinter mir (ein seltenes Ereignis). Das blonde Haar professionell frisiert, das Make-up perfekt, die Fingernägel in dezentem Pink, passend zum Lippenstift, sah sie umwerfend aus. An ihrem Hals schimmerten die üblichen Wainwright-Perlen.
    Wir folgten langen, breiten Korridoren mit Marmorböden und plüschigen Orientläufern zwischen Wänden voller moderner Kunst. Am Ende des letzten Gangs hing ein Schnabel. »Wer ist das?«, fragte ich die Empfangsdame.
    »Wer?«

    »Die Frau auf diesem Porträt«, erwiderte ich und zeigte auf das Mosaik aus Geschirrscherben mit der Schnabel-Signatur.
    »Oh, das ist Mrs. Grout.«
    »Nikki?«
    »Ja, damit wollte Mr. Grout sie überraschen.« Seufzend schüttelte das Mädchen den Kopf. »Er sagte, das wäre wie ein Mast auf einem Schiff - ein Talisman. Ich weiß nicht, was Sie davon halten, ich habe jedenfalls noch nie ein Bild gesehen, das auf zerbrochenen Teetassen und Untertassen gemalt
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