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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
Autoren: Linda Francis Lee
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Tisch knallte, erlitt ich beinahe einen Herzanfall. Aber Jack rührte sich kaum. Gähnend richtete er sich auf. »Wie geht’s Ihnen?«, fragte er den Lehrer.
    Mr. Hawkins schien frustriert nach Worten zu suchen. Schließlich stieß er hervor: »Nicht so gut.«
    »Tut mir leid. Ja, das Leben ist zweifellos hart.«
    Ich fürchtete, Mr. Hawkins würde explodieren. »Über Sie bin ich informiert. Ich weiß, wie raffiniert Sie sich durch die Klassen geschwindelt und nur beste Zensuren bekommen haben, weil Sie Hunter Blairs kleiner Bruder sind.«
    Sogar ich hatte von Hunter Blair gehört. Sagen wir einfach, er übertraf Howard Grout, was Geld und inakzeptable Prinzipien anging.

    Nun verflog Jacks lässiger Charme, wenn ich ihm auch ansah, dass er seinen Stimmungsumschwung zu verbergen suchte. Vermutlich steckte hinter der Fassade meiner Herzenssehnsucht etwas mehr als Charme.
    »Zur Abwechslung werden Sie arbeiten müssen«, fuhr der Lehrer höhnisch fort. »Setzen Sie sich ordentlich hin, und passen Sie auf.«
    Alle beobachteten, wie Jack den Rücken straffte und die Achseln zuckte, anscheinend kein bisschen verlegen, während mir die neugierigen Blicke das Blut in die Wangen trieben. Zu seinem Pult zurückgekehrt, rief Mr. Hawkins uns einzeln auf und verteilte Bücher. Kurz bevor die Glocke bimmelte, erläuterte er unsere Hausaufgaben.
    Bis zum nächsten Tag versuchte ich, Jack Blair zu vergessen. Und dann setzte er sich wieder neben mich, als wäre das sein angestammter Platz.
    »Hi«, murmelte er, legte den Kopf auf seine verschränkten Arme und schlief ein.
    Mr. Hawkins begann seinen Unterricht in rasendem Tempo, und seine Worte prasselten so schnell auf mich herab, dass mir die Nähe meines Nachbarn nur teilweise bewusst war, während ich mit x und y kämpfte - um mich zu wappnen, falls ich aufgefordert werden sollte, die komplizierte Gleichung zu bewältigen.
    Nachdem mir das gelungen war, klatschte Mr. Hawkins’ Zollstock auf sein Pult, und die ganze Klasse außer Jack zuckte zusammen. »Mr. Blair!«, donnerte er. »Die Lösung, bitte!«
    Warum ich es getan habe, weiß ich noch immer nicht.
Jedenfalls trat ich unter dem Tisch gegen Jacks Schienbein. Niemals werde ich vergessen, wie er mich anblinzelte. Am zweiten Tag steigerte sich meine Vergötterung zu hirnrissiger Liebe. Wer hätte das gedacht?
    »Mr. Blair!«, wiederholte der Lehrer. »Die Lösung?«
    Wie ich unschwer erkannte, wanderte Jack auf einem sehr schmalen Grat dahin. Wenn er einen falschen Schritt machte und ausrutschte, würde er es bitter büßen. Mr. Hawkins suchte geradezu nach einem Grund, diesen Schüler auszusortieren. Und ich war vor Liebe von Sinnen und verschwendete keinen Gedanken an die Konsequenzen. Also tat ich, was nur ein liebeskrankes Mathematikgenie wagen würde: Ich schrieb die Lösung auf eine Ecke meines Papiers, so dass mein Angebeteter sie sehen konnte.
    Jack schaute sie an, dann mich, und dachte endlos lange nach. Schließlich zuckte er die Achseln. »X = 3,458.«
    Eigentlich sollte man meinen, der Lehrer wäre erfreut und würde mit dem Unterricht fortfahren. Stattdessen geriet er in heißen Zorn, der sich gegen mich richtete. Wie ein Tornado auf dem Weg nach Kansas brach er über uns herein, und mir wurde klar, dass offensichtlich ich sein Ziel war. Ausgerechnet ich, das Mädchen, das niemals Schwierigkeiten hatte, die widerliche Streberin, würde wegen Schummelns von der Schule fliegen.
    Der Herzinfarkt, der mir schon eine ganze Weile drohte, klopfte gebieterisch. Und Jack Blair wusste es. Leise murmelte er etwas vor sich hin (ich schwöre, es war ein Fluch), blickte dem heranrasenden Sturm ins Auge, fluchte noch einmal - und lächelte. Ja, er lächelte.

    Langsam, mit sichtlichem Genuss, riss er die Ecke von meinem Blatt Papier, stopfte sie in den Mund und verspeiste sie.
    So etwas kann man wirklich nicht erfinden.
    Mr. Hawkins flippte aus, fing gellend an zu schreien und verkündete, er würde uns beide von der Schule schmeißen - wegen aller möglichen Vergehen, von Respektlosigkeit bis Betrug.
    »Okay, schicken Sie uns zum Direktor«, sagte Jack gleichmütig.
    Mein Kopf fuhr herum, und ich starrte ihn an. Bist du wahnsinnig?, formten meine zitternden Lippen. Noch nie war ich zu einem Schuldirektor geschickt worden.
    Aber er grinste nur, räusperte sich und fügte hinzu: »Was werden Sie dem Direktor denn erzählen, Hawkins? Dass Sie uns rauswerfen wollen, weil ich ein Stück Papier gegessen habe und dieses Mädchen
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