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Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante

Titel: Nicht schon wieder Champagner! - The Ex-Debutante
Autoren: Linda Francis Lee
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Leute mich wegen meines Texas-Akzents für weißen Abschaum hielten, wahrscheinlich durch Inzucht erzeugt, ungebildet und schätzungsweise mittellos, tat ich nichts, um diese Vermutung zu entkräften. Also nahmen sie das Allerschlimmste an, und ich ließ es zu.
    Ja, ich weiß, das klingt schrecklich. Und wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte - glauben Sie mir, ich würde es anders machen. Nicht, dass es mich störte, für ein Texas-Mädchen gehalten zu werden, das aus ärmlichen Verhältnissen stammte. Aber was ich mit fünfundzwanzig interessant und abenteuerlich gefunden hatte, wirkte sich drei Jahre später äußerst ungünstig aus.
    Doch das war vorerst die geringste meiner Sorgen.
    »Hier gibt es genug Anwälte, die sich damit befassen können, Mutter.«
    »Ja, so wie der Idiot, der meine letzte Scheidung vermasselt hat. Glaubst du auch nur eine Sekunde, ich würde jemand anderem vertrauen als dir?«
    Der letzte Anwalt meiner Mutter hatte so grauenhafte Arbeit geleistet, dass ein gewisser Mr. Lionel Harper
(Ehemann Nummer vier) ein fester Rechnungsposten in der Familienbuchführung geworden war. Ganz zu schweigen von der Publicitysucht jenes Juristen … Während des zehn Monate langen Rosenkriegs hatte unsere Familie öfter Schlagzeilen gemacht als in den neunundneunzig Jahren seit der Übersiedlung der Wainwrights nach Texas.
    »Natürlich darf unser Familienname nicht schon wieder durch den Schmutz gezogen werden. Du bist eine Wainwright. Selbst wenn du lieber woanders lebst …«
    »Ich kann nicht in Texas bleiben. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe einen Job, einen guten Job.« Und das stimmte, denn ich hatte eine fantastische Stellung bei Marcus, Flint and Worthson, einer der größten und renommiertesten Anwaltskanzleien in Boston.
    »Pah! In diesem Job vergeudest du deine juristischen Fähigkeiten, um die Kennedy-Bande zu veranlassen, sich halbwegs anständig zu benehmen. Sag ihnen, sie sollen lernen, ihre R’s richtig auszusprechen, und sich einen neuen Anwalt suchen. Außerdem hast du hart genug gearbeitet, um deine Lizenzen zu bekommen, damit du in Massachusetts und Texas praktizieren kannst. Jetzt wirst du dein Texas-Zertifikat nutzen - und diesem weinerlichen Vincent Ogden vor Augen führen, wie bitter er seinen Entschluss bereuen wird, unsere Ehe zu beenden.«
    Diesmal spürte ich die Anspannung rings um meine eigenen Augen. Nicht, dass meine Mutter unrecht hatte. Wenn jemand tiefe Reuegefühle in anderen Leuten wecken konnte, dann ich. Oft genug hatte ich meine Klienten
aus komplizierten Scheidungssituationen herausgeboxt.
    Aber - um es noch einmal zu betonen - ich lebte in Boston.
    Dort gefiel es mir. Ich liebte die Überraschungen von vier echten Jahreszeiten, das saftige Grün des Boston Common im Frühling, im Sommer die Picknicks am Hatch Shell, wo man den Bostoner Pop-Gruppen lauschte, das traumhafte Orange, Gelb und Rot im Herbst, das Eislaufen auf dem Frog Pond im Winter.
    Außerdem war ich zufällig verlobt, was meine Mutter nicht wusste. Und das würde ich ihr auch nicht erzählen - im Anrichteraum zwischen den Desserttellern und Kaffeetassen, die für den nächsten Gang des Menüs bereitstanden.
    Nun, jedenfalls war ich mit dem wundervollen Phillip Granger verlobt, einem Anwalt in meiner Kanzlei mit einem warmherzigen Lächeln, fröhlichen blauen Augen und einer gütigen Seele, die ich um meine Schultern wickelte wie einen Kaschmirschal im Winter.
    Da gab es nur ein einziges Problem: Er wollte, dass ich das Hochzeitsdatum festsetzte, und nicht einmal ich konnte einen solchen Termin anberaumen, ohne meine Mutter zu informieren. Natürlich würde sie einen Schock erleiden, wenn sie erfuhr, dass ihr zukünftiger Schwiegersohn ein Yankee war, doch sobald sie sich davon erholt hätte (oder auch nicht), würde sie traditionelle Hochzeitspläne schmieden. Ich legte nicht den geringsten Wert auf all die Partys für die Überreichung der Brautgeschenke und Teegesellschaften, die meine Mutter vor der Trauung
arrangieren und die sie für unverzichtbar halten würde. O nein, ich wünschte mir eine vernünftige, stille, standesamtliche Hochzeit, und die würde sie umbringen. Deshalb hatte ich noch kein Datum festgesetzt.
    Aber es musste Mittel und Wege geben, um meiner Mutter klarzumachen, dass es für alle Beteiligten das Beste wäre, wenn das Problem auf meine Weise gelöst wurde. Nur deshalb hielt ich mich immer noch in unserem Familiensitz auf, statt ins nächste Flugzeug nach Boston zu
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