Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc.
Autoren: Stephanie Linnhe
Vom Netzwerk:
den Tag verbracht hatte, noch wies er mich darauf hin, dass ich vergessen hatte, die Spülmaschine auszuräumen. So war er, mit Leib und Seele Koch, sowohl im Beruf als auch zu Hause. Essen war für ihn der Kamin, ohne den unser Leben kalt und grausam wäre.
    Trotzdem hatte ich momentan einfach keinen Appetit. Meine Gedanken drehten sich um die E-Mail und Kims Überzeugung, dass man möglichst viel wagen musste, um überhaupt irgendetwas zu gewinnen.
    »Nein danke.«
    »Hast du denn heute schon etwas gegessen?«
    »Ja, ich war mit Kim in der Stadt.«
    Ich dachte an das Gespräch bei Carly’s. Da war er wieder, dieser Zwang, eine Entscheidung zu treffen. Zu handeln. Damit hatte ich weniger Probleme, wenn ich wusste, womit ich es zu tun hatte. Ungeklärte Dinge bohrten dagegen ein Loch in meinen Magen. Ich beäugte meinen Vater und schwankte zwischen dem Wunsch, seine Meinung zu der Sache mit Adamant Bunch zu hören, und der Befürchtung, dass sie sich mit Kims decken könnte. Pa war durch und durch Optimist. Seine Gläser waren nicht nur halb voll, sie füllten sich darüber hinaus auf, sobald man einen Schluck nahm.
    Ich biss mir auf die Lippe und beichtete es dann doch.
    »Ich könnte heute eine Art Zusage bekommen haben.«
    »O Kleines!« Seine Freude ging in Zischen unter, als er den Braten ablöschte. »Von wem? Was ist eine Art Zusage? Und warum könnte?« Er griff zum Tranchiermesser.
    Ich lehnte mich gegen die Wand und erzählte ihm von der E-Mail. Er hörte aufmerksam zu und stellte genau die Fragen, die auch mir im Kopf herumschwirrten.
    »Welchen Job würdest du machen? Wie heißt denn die Firma? Und wo ist sie?«
    »Das weiß ich alles nicht. Kim meint, ich sollte zurückschreiben und um mehr Infos bitten.«
    »Und du denkst, dass es da nicht mit rechten Dingen zugeht?«
    Ich nickte.
    Er legte das Messer beiseite, um mir einen Kuss auf die Stirn zu hauchen. »Lass dich zu nichts drängen, wenn du dich unwohl fühlst. Nimm dir genug Zeit, um zu überlegen.« Er griff nach dem Topf mit dem Gemüse. Ich war entlassen.
    Ausnahmsweise war das Badezimmer frei. Ich stieg unter die Dusche, versuchte, mir alle Zweifel von der Haut zu waschen, und scheiterte. Als ich, in ein Handtuch gehüllt, auf den Gang trat, sah ich meine Mutter an ihrem Schreibtisch sitzen. Sie kaute an einer Haarsträhne, wie sie es oft tat, wenn sie sich ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung widmete, dem Lesen über die Welt der Schönen und Reichen. Sie betrachtete es als Fortbildung und ihre Pflicht als Drogistin, ihren Kunden den Weg in eine bessere und vor allem teurere Pflegewelt zu zeigen. Image war alles für sie. Das ging so weit, dass sie damals Pas Heiratsantrag nur unter der Bedingung angenommen hatte, ihren Nachnamen behalten zu können. Alessia Conrad war für sie niemals eine Option gewesen.
    »Hey«, rief ich ihr zu.
    Sie schwang auf dem Stuhl herum und hob ihre Augenbrauen zu perfekt gezupften Bögen. Weizenblonde Bögen, denn die italienischen Gene ihres Vaters waren optisch vollkommen an ihr vorbeigegangen. Ihr Haar war nur unwesentlich heller als meins und weniger wuschelig.
    Ich spürte, wie meine Aufmerksamkeit von den blinkenden Buchstaben auf dem Monitor angezogen wurde. Ein Geistesblitz zuckte mir durch den Kopf.
    »Hattest du eigentlich in letzter Zeit Probleme mit dem Computer?«, kam ich Alessia zuvor, die bereits den Mund geöffnet hatte.
    Sie wirkte verwirrt. »Nein, wie kommst du …«
    »Nichts? Keine Zicken, keine Abstürze?«
    Sie verzog die Lippen. »Würdest du mir bitte verraten, worauf du hinaus willst?«
    Ich antwortete nicht, sondern dachte an vorgestern Abend, an meine übliche Session im Internet, Jobs suchen, Absagen kassieren, Bewerbungen schreiben. Während dieser Routine war das System abgestürzt. Der Monitor hatte sich zunächst verdunkelt und war schwarz geworden, mit einem hellen Punkt in der Mitte. Beinahe so, als würde man mich von der anderen Seite des Bildschirms aus beobachten. Das passierte ausgerechnet, als ich eine Mail abgeschickt hatte. Die hatte sich danach weder in meinen Entwürfen noch im Gesendet-Ordner befunden und ich hatte von Neuem lostippen müssen.
    Konnte das mit der Mail von ABM zu tun haben?
    »Nala?« Meine Mutter hasste es, wenn sie auf jemanden warten musste.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nichts. Alles in Ordnung.«
    »Gut.« Sie nickte hoheitsvoll. So sehr sie Neuigkeiten aus Hollywood jagte, so wenig interessierte sie sich für mein Leben. »Ich wünsche dir sehr,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher