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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
Autoren: Michael Scott
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Agnes das letzte Mal Besuch?«
    »Sie bekommt nie Besuch.«
    Die Zwillinge beobachteten, wie der schlanke Chauffeur im schwarzen Anzug ausstieg und die Eingangsstufen hinaufging, eine Hand locker auf das Eisengeländer gelegt. Er trug schwarze Handschuhe. Mit ihren geschärften Sinnen hörten die Zwillinge deutlich sein Klopfen an der Tür. Instinktiv gingen beide schneller.
    Tante Agnes öffnete. Sie war eine zierliche, knochige alte Dame mit knubbeligen Knien und von Arthrose geschwollenen Fingern. Josh wusste, dass sie als junges Mädchen als große Schönheit gegolten hatte. Aber das war lange her. Sie hatte nie geheiratet und in der Familie erzählte man sich, dass ihr Liebster im Krieg gefallen sei. Josh hatte sich immer gefragt, in welchem.
    »Josh?«
    »Hier stimmt was nicht«, murmelte Josh. Er begann zu joggen und Sophie passte sich mühelos seinem Schritt an.
    Die Zwillinge sahen, dass der Chauffeur Tante Agnes etwas hinhielt und sie es ihm aus der Hand nahm. Mit zusammengekniffenen Augen beugte sie sich über etwas, das aussah wie ein Foto. Als sie sich noch tiefer darüber beugte, schlüpfte der Mann plötzlich an ihr vorbei und stürmte ins Haus.
    Josh sprintete los. »Der Wagen darf nicht wegfahren!«, rief er Sophie zu, während er schon über die Straße rannte und die Stufen zum Haus hinaufhastete. »Hallo, Tante Agnes, wir sind wieder da«, grüßte er und lief an ihr vorbei.
    Die alte Dame drehte sich einmal um ihre eigene Achse; dabei fiel ihr das Foto aus den Händen.
    Auch Sophie überquerte im Laufschritt die Straße, blieb dann aber hinter dem Wagen stehen. Sie bückte sich und presste die Fingerspitzen auf den hinteren Reifen an der Beifahrerseite. Dann legte sie den Daumen auf den Kreis an der Unterseite ihres Handgelenks und ihre Finger begannen, weiß zu glühen. Es stank nach verbranntem Gummi, machte fünfmal deutlich hörbar plopp und der Reifen hatte fünf Löcher. Luft strömte heraus und der Wagen sank rasch auf die Felge.
    »Sophie!«, kreischte die alte Dame, als das Mädchen die Eingangsstufen herauflief und ihre verwirrte Tante an der Hand nahm. »Was ist hier los? Wo wart ihr? Wer war der nette junge Mann? War das Josh, den ich eben gesehen habe?«
    »Komm mit, Tante Agnes.«
    Sophie zog ihre Tante von der Tür weg, damit sie, falls Josh oder der Chauffeur wieder herausgestürmt kamen, nicht versehentlich über den Haufen gerannt wurde. Sie bückte sich und hob das Foto auf, das ihre Tante fallen gelassen hatte. Dann führte sie die alte Dame ein gutes Stück vom Haus weg. In sicherer Entfernung besah Sophie sich das vergilbte Foto. Es zeigte eine junge Frau in Schwesterntracht — zumindest erschien es Sophie so. In die untere rechte Ecke hatte jemand mit weißer Tinte das Wort Ypres sowie die Jahreszahl 1914 geschrieben. Sophie hielt den Atem an. Die Frau auf dem Foto war ohne jeden Zweifel Scathach.
     
     
    Josh betrat die dunkle Diele und drückte sich flach an die Wand. Er wartete, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Noch vor einer Woche wäre ihm das nicht in den Sinn gekommen, aber vor einer Woche wäre er auch nicht hinter einem Eindringling her in ein Haus gestürmt. Er hätte getan, was man in einem solchen Fall vernünftigerweise tut, und hätte den Polizeinotruf gewählt. Jetzt griff er in den Schirmständer hinter der Tür und zog einen der stabilen Gehstöcke seiner Tante heraus. Es war nicht Clarent, aber immerhin etwas.
    Josh verharrte wieder reglos, den Kopf zur Seite geneigt, und lauschte. Wo war der Fremde?
    Auf dem oberen Flur knarrte es, dann kam ein schlanker junger Mann die Treppe herunter. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schmaler schwarzer Krawatte. Als er Josh sah, bremste er sein Tempo etwas, blieb aber nicht stehen. Er lächelte, doch es war mehr ein Reflex als eine bewusste Geste, denn das Lächeln ging nicht über seine Lippen hinaus. Aus der Nähe sah Josh, dass es sich um einen Asiaten handelte; um einen Japaner vielleicht.
    Josh löste sich von der Wand. Den Gehstock hielt er wie ein Schwert vor sich. »Wohin willst du?«
    »An dir vorbei oder durch dich hindurch, für mich macht das keinen Unterschied«, antwortete der junge Mann auf Englisch mit starkem japanischem Akzent.
    »Was machst du hier?«, wollte Josh wissen.
    Der Fremde trat von der untersten Treppenstufe in die Diele und wollte Richtung Haustür gehen, doch Josh versperrte ihm mit dem Stock den Weg.
    »Nicht so schnell. Du
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