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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
Autoren: Michael Scott
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schuldest mir noch eine Antwort.«
    Der junge Mann packte den Stock, riss ihn Josh aus den Händen und zerbrach ihn über dem Knie. Josh verzog das Gesicht. Das musste wehgetan haben. Der Mann warf die beiden Stockhälften auf den Boden. »Ich schulde dir gar nichts, aber du kannst von Glück sagen, dass ich heute gute Laune habe.«
    Etwas in der Stimme des Mannes ließ Josh einen Schritt zurückweichen. Es war etwas Kaltes und Kalkulierendes, das ihn plötzlich zweifeln ließ, ob der Mann tatsächlich durch und durch menschlich war. Von der Tür aus schaute er ihm nach, wie er leichtfüßig die Eingangstreppe hinunterlief. Der Mann wollte gerade die Wagentür öffnen, da bemerkte er den hinteren Reifen.
    Sophie wackelte lächelnd mit dem Finger. »Sieht so aus, als hätten Sie einen Platten.«
    Josh lief rasch die Treppe hinunter und stellte sich zu seiner Schwester und der Tante.
    »Was geht hier vor, Josh?«, fragte Agnes gereizt. Hinter den dicken Brillengläsern wirkten ihre grauen Augen unverhältnismäßig groß.
    Das hintere Fenster an der Beifahrerseite senkte sich ein Stückweit ab, und der Japaner sagte aufgeregt etwas in den Spalt hinein, wobei er auf den Reifen zeigte.
    Die Wagentür wurde abrupt aufgestoßen und eine junge Frau stieg aus. Sie trug einen maßgeschneiderten schwarzen Hosenanzug über einer weißen Seidenbluse, dazu schwarze Lederhandschuhe und eine Sonnenbrille mit kleinen runden Gläsern. Doch was sie verriet, waren das gegelte rote Haar, das wie Igelstacheln abstand, und die blasse Haut mit den Sommersprossen.
    »Scathach!«, riefen Sophie und Josh voller Freude.
    Die Frau lächelte und entblößte dabei ihre Vampirzähne. Als sie die Brille abnahm, sah man, dass sie leuchtend grüne Augen hatte. »Falsch«, sagte sie. »Ich bin Aoife von den Schatten, und ich will wissen, was mit meiner Zwillingsschwester passiert ist.«

KAPITEL ZWEI
    I ch hätte nie gedacht, dass ich noch einmal hierher zurückkommen würde«, sagte Nicholas Flamel und drückte die Hintertür zu der kleinen Buchhandlung auf.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Perenelle.
    Die Tür klemmte und Flamel stemmte die Schulter dagegen und drückte mit aller Kraft. Endlich ließ sie sich öffnen, das Türblatt schrammte über den gefliesten Boden, und im selben Moment stieg ihnen der Gestank in die Nase: der leicht süßliche Geruch nach vermodertem Holz und feuchtem Papier, gemischt mit ranzigem Fäulnisgeruch.
    Perenelle hustete, presste eine Hand auf den Mund und blinzelte die Tränen weg, die ihr plötzlich in die Augen schossen. »Igitt!«
    Flamel versuchte, möglichst flach zu atmen. Er nahm noch Spuren von Dees Schwefelgeruch in der feuchten Luft wahr, den typischen Gestank nach faulen Eiern. Die beiden gingen einen dunklen Gang hinunter. Auf beiden Seiten standen stapelweise Kartons mit antiquarischen Büchern. Die Kartons wiesen schwarze Fäulnisstreifen auf und die Deckel hatten sich bereits verzogen. Einige waren aufgebrochen und der Inhalt lag jetzt auf dem Boden.
    Perenelle strich mit dem Finger über einen der Kartons. Ihre Fingerspitze war danach ganz schwarz. Sie hielt den Finger hoch, damit ihr Mann ihn sehen konnte. »Erzählst du mir, was hier los war?«
    »Der Doktor und ich haben gegeneinander gekämpft«, antwortete Flamel leise.
    »Das sehe ich.« Perenelle lächelte. »Und du hast gewonnen.«
    »Na ja, so ein Sieg ist relativ …« Flamel öffnete die Tür am Ende des Flurs und betrat den Verkaufsraum. »Der Laden hat leider etwas gelitten.« Er streckte den Arm nach hinten, ergriff die Hand seiner Frau und zog sie in den mit Büchern vollgestopften Raum.
    »Oh, Nicholas …«, flüsterte Perenelle.
    Der Buchladen war vollkommen verwüstet.
    Alles war von einer dicken Schicht grünschwarzem Schimmel überzogen und der Schwefelgestank nahm einem fast den Atem. Zwischen den zusammengebrochenen Tischen und Regalen lagen überall Bücher mit herausgerissenen Seiten, zerfetzten Umschlägen und gebrochenen Rücken. Ein großes Stück der Decke fehlte. Der Putz hing wie Stofffetzen an den Rändern herunter und man konnte die rohen Balken und zerrissenen Kabel sehen. Da, wo einmal die Kellertür gewesen war, klaffte jetzt ein Loch. Der Türrahmen war zu einer stinkenden schwarzen Masse zusammengefault, auf der schon Pilze wuchsen. Winzige weiße Maden krochen durch den Dreck. Der leuchtend bunte Teppich, der einmal mitten im Laden gelegen hatte, war zu einem hässlichen grauen Gebilde
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