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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer
Autoren: Michael Scott
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zusammengeschrumpft.
    »Zerstörung und Fäulnis«, flüsterte Perenelle. »Dees Visitenkarte. «
    Die große elegante Frau bahnte sich vorsichtig einen Weg in den Laden. Sobald sie etwas berührte, zerfiel es zu Staub oder einem Pulver, von dem Sporen aufstiegen. Die Bodendielen waren schwammig und klebrig und quietschten bei jedem Schritt unheilvoll. Man musste fürchten, jeden Augenblick im Keller zu landen. In der Mitte des Raumes blieb Perenelle stehen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich langsam um sich selbst. Ihre großen grünen Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte sie geliebt, diese Buchhandlung. Ein Jahrzehnt lang war sie ihr Zuhause und ihr Leben gewesen. Sie hatten im Lauf der Jahrhunderte in vielen Berufen gearbeitet, doch diese Buchhandlung erinnerte sie mehr als alles andere an ihre erste Zeit mit Nicholas im 14. Jahrhundert, als er Schreiber und Buchhändler in Paris gewesen war. Damals waren sie einfache, gewöhnliche Leute gewesen, die ein unauffälliges Leben führten – bis zu jenem schicksalhaften Tag, als Nicholas von dem Mann mit dem Kapuzenumhang und den auffallend blauen Augen den Codex kaufte, das Buch Abrahams des Weisen. An diesem Tag endete ihr normales Leben und sie betraten die Welt des Außergewöhnlichen, wo nichts so war, wie es schien, und man niemandem trauen konnte.
    Perenelle drehte sich zu ihrem Mann um. Er hatte sich nicht von der Tür wegbewegt und blickte sich deprimiert im Laden um. »Nicholas«, sagte sie leise, und als er den Kopf hob, fiel ihr auf, wie sehr er in der letzten Woche gealtert war. Jahrhundertelang hatte sich sein Aussehen kaum verändert. Mit seinem kurz geschorenen Haar, der glatten Haut und den hellen Augen hatte er immer ausgesehen, als sei er um die fünfzig Jahre alt. So alt war er gewesen, als sie angefangen hatten den Unsterblichkeitstrunk zu brauen. Jetzt sah er aus wie mindestens siebzig.
    Die Haare auf seinem Kopf waren grau und in seine Stirn hatten sich tiefe Falten eingegraben. Auch um die Augenwinkel herum war die Haut faltig und die Augen selbst lagen tief in den Höhlen. Auf seinen Handrücken waren dunkle Altersflecke zu erkennen.
    Der Alchemyst sah ihren Blick und lächelte bedauernd. »Ich weiß, ich sehe alt aus — für jemanden, der sechshundertundsiebenundsiebzig Jahre gelebt hat, aber wiederum gar nicht so schlecht.«
    »Sechsundsiebzig«, korrigierte Perenelle ihn sanft. »Sechshundertsiebenundsiebzig wirst du erst in drei Monaten.«
    Flamel trat zu ihr und nahm sie fest in den Arm. »Ich glaube nicht, dass ich diesen Geburtstag noch erleben werde«, sagte er sehr leise, den Mund dicht an ihrem Ohr. »In der letzten Woche habe ich mehr von meiner Aura verbraucht als in den vergangenen zwanzig Jahren zusammen. Und ohne den Codex …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende. Das war auch nicht nötig. Ohne den Unsterblichkeitszauber, dessen Rezeptur einmal im Monat auf Seite sieben des Codex erschien, würden er und Perenelle weiter altern. Ihre vielen Lebensjahre würden sie rasch einholen und innerhalb kürzester Zeit würde der Tod eintreten.
    Unvermittelt stieß Perenelle ihren Mann von sich. »Noch sind wir nicht tot!«, fauchte sie und in ihrem Zorn verfiel sie in das ländliche Französisch, das sie in ihrer Jugend gesprochen hatte. »Es gab auch früher schon Situationen, die aussichtslos erschienen – und wir haben sie überlebt.« Eine Andeutung ihrer Aura flammte knisternd auf: Winzige, eisweiße Rauchfahnen stiegen von ihrer Haut auf.
    Flamel trat zurück und verschränkte die Arme vor der schmalen Brust. »Bisher hatten wir immer den Codex«, sagte er in derselben Sprache.
    »Ich spreche im Moment nicht von der Unsterblichkeit«, erwiderte Perenelle. »Wir haben viele Jahrhunderte lang gelebt, Nicholas, Jahrhunderte . Ich habe keine Angst vor dem Sterben, weil ich weiß, wenn wir diese Welt verlassen, verlassen wir sie gemeinsam. Unerträglich wäre nur, ohne dich leben zu müssen.«
    Der Alchemyst nickte schweigend, da er seiner Stimme nicht traute. Ein Leben ohne Perenelle konnte er sich nicht vorstellen.
    »Wir müssen tun, was wir immer getan haben«, fuhr sie fort, »und weiter für das Überleben der Menschheit kämpfen. « Perenelle griff nach dem Arm ihres Mannes; ihre Finger bohrten sich schmerzlich in sein Fleisch. »Sechshundert Jahre lang haben wir den Codex gehütet und die Dunklen des Älteren Geschlechts von der Welt der Menschen ferngehalten. Das werden wir auch weiterhin tun.« Ihre
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