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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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Smugglerboys Schußfeld herum und schoß auf alles mögliche, auch auf unbewegliches Inventar, so daß Smugglerboy wirklich alle Hände voll zu tun hatte, ihr 360-Grad-Umfeld möglichst keimfrei zu halten. Alien-Scheußlichkeiten aller erdenklichen Formen und Größen krochen und wuselten und hüpften und flogen sogar auf die beiden zu, und Centipede hüpfte andauernd derart selbstmörd e risch aus ihrer Deckung heraus, daß Smugglerboy ihr schlie ß lich befahl, sich nicht mehr zu rühren, und das ganze Schl a massel ihm alleine zu überlassen. So funktionierte es dann auch. Smugglerboy war – obwohl schweißgebadet – ko n zentriert und präzise genug, um mit einer erstaunlich geringen Fehlschußfrequenz alles abzuknallen, was da auf sie zukam. Space Invaders im Grunde genommen, eine Spielanordnung ohne Sinn und Verstand, aber in 3D und quietschbunt und mit saftigen Gore-Effekten versehen, die einem Herschell Gordon Lewis den Magen umgedreht hätten.
    Nachdem vierzig Konkurrenzteams dem hohen Aktionstempo bereits Tribut gezollt hatten und ins Game-over- Nirwana hinübermassakriert worden waren, während Smugglerboy immer noch mit je einem Protonenlaser in jeder Hand blaugl ü henden Widerstand unter die Aliens spie, war Centipede den Tränen nahe, weil er ihr verboten hatte, Spaß zu haben, weil sie ihm eine Last war, weil sein Traum von Rêve ihretwegen nicht in Erfüllung gehen würde, und weil er sie danach wohl hassen und verstoßen würde. Aber er war gar nicht wütend. Sie hatten es geschafft. Sie hatten sogar alle beide überlebt, was nur sechzehn anderen Teams ebenfalls gelungen war. Smugglerboy drückte Centipede an sich, und sie ließ sich drücken und schnupperte seinen sauren Schweiß. Er machte einen schiefen Scherz darüber, daß er jetzt, wo sie auch mal stillhalten würde, zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Umrisse richtig sehen könnte, und ihr kamen fast wieder die Tränen, so wütend war sie, und so stolz.
    »Du solltest alleine weiterspielen«, bot sie ihm an. »Du bist total gut drauf, und ich bin dir doch nur im Weg. «
    » Alleine kann ich es nicht schaffen«, atmete er schwer. »Jetzt kommt die wirklich harte Mission. Jetzt müssen wir zusa m menhalten, besser zusammenhalten als ich und Suice letztes Jahr.«
    Sie hatte tapfer genickt, obwohl sie am liebsten dreißig Kil o meter gerannt wäre, und dann war ihnen ein Referee zugeteilt worden und endlich etwas phosphoreszierende Limonade.
    Runde Drei begann.
    Die letzten dreißig Teams machten sich bereit, von jetzt an nicht nur gegen die computergenerierten Aliens, sondern auch gegen die allmächtige Zeit selbst anzutreten.
    Winnie Mamba und seine Müllprinzessin sowie Marek Scheer und sein Kumpel sowie Smugglerboy und Centipede waren noch im Rennen um Rêves Gunst.
    Die Mission spielte in den Mannschaftsquartieren der Rau m frachterbesatzung. Die Alien-Invasoren hatten sämtliche Kabinen okkupiert, und jedes Mal, wenn man entweder über Identitätskarte oder Überbrücker eines der elektrischen Siche r heitsschotts aufgleiten ließ, erwartete einen ein neuer Schock. Einige der Kabinen waren über und über mit Spinnweben und Gelee überzogen, und sobald man einen Schritt hinein machte, schnellten vielbeinige Ekligkeiten aus den klebrigen Gespin s ten. In anderen Kabinen lagen oder hockten noch Mitglieder der menschlichen Frachterbesatzung, deren Körper immer genau dann dekorativ aufplatzten und insektoide Gelege freisetzten, wenn man sich ihnen gerade näherte. Am wide r lichsten jedoch war ein Kämmerchen, in dem sich ein aufg e blähtes Monstrum eingenistet hatte, das dermaßen fett war, daß es beim Öffnen der Tür regelrecht nach draußen quoll. Smug g lerboy ging stets voraus und bekam den meisten Rotz ins Gesicht, aber Centipede machte diesmal einen erstklassigen Job im Deckungspenden und erledigte so manches Halbsch a lentier, das aus irgendeinem Lüftungsschacht gekrochen war und von hinten heranwimmelte. So arbeiteten die beiden sich verhältnismäßig zügig durch das vorbestimmte Areal. Nervos i tät kam erst auf, als nach 86 Minuten Spielzeit das Marek-Scheer-Duett seinen Bereich vollständig gesäubert hatte. Dadurch wurde der Run auf die noch übrigen 9 Teilnehme r plätze eröffnet, und auf 29 Monitoren begann es äußerst he k tisch zu werden. Die Referees unterrichteten ihre Teams darüber, welches Gegnerteam wann abgeschlossen hatte.
    Als bei 122 Minuten acht Teams bereits im Ziel waren, wurde Smugglerboy von
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