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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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Zukunft vor dir, in der Liga. Welcher von den anderen hat schon eine so vielverspr e chende Zukunft vor sich? Es gibt so vieles, worauf du dich freuen kannst in deinem Leben. So viele Spiele. So viele künstliche und künstlerische Schlachten und Gefechte. So viele Triumphe. All dies wirst du erleben können. Wenn du nur hier erstmal raus bist, einfach nur aus diesem Zimmer raus. Mich los bist, und die Verfehlungen, die dich hierhergebracht haben, hinter dir gelassen hast.
    Ich verrate dir jetzt etwas. Etwas sehr Bedeutsames, und ich hoffe, du begreifst, was ich dir jetzt sage. Dieser Raum hier, du, ich, der Stuhl, die Kabel, die Position dieses Raumes auf einer architektonischen Blaupause, die Position eines Gebäudes auf einem Stadtplan, die Konstellation der Planeten zu diesem oder irgendeinem anderen Zeitpunkt: Alles das hat überhaupt keinerlei Bedeutung. Und warum nicht? Weil das Ende bereits feststeht. Du wirst uns die Namen nennen. Das steht bereits fest. Und danach lassen wir dich gehen. Das ist ebenfalls beschlossene Sache. Wir können uns deshalb leisten, dich gehen zu lassen, weil du uns so viele belastende Details über deine illegalen Geldbeschaffungsaktivitäten anvertrauen wirst, daß du dich hinterher hüten wirst, mit Ermittlern gleich we l cher Art auch immer in Kontakt zu treten. Alles, was hier unten geschieht, wird ein Geheimnis bleiben. Auch dies steht bereits fest. Wir werden deinen Partnern, die du uns nennst, nichts tun. Auch dies ist bereits beschlossen worden. Wir werden sie lediglich verwarnen, verwarnen auf eine eindringliche Art und Weise. Wir werden ihnen allein schon deshalb nichts tun, weil wir wollen, daß Dinge enden. Wir wollen keinen Staub aufwi r beln, wir wollen, daß er sich endlich legt. Und der Staub wird sich legen, weil wir das so beschlossen haben. Und da all dies schon längst feststeht, wird alles andere irrelevant. Allein das Ende zählt.
    Wie stellen wir das an, fragst du dich jetzt. Wie können wir so sicher sein, daß du reden wirst, wo du selbst dir doch so sicher bist, daß du nicht reden wirst? Haben wir ein Wahrheitsserum, eine genetische Droge, die wir dir injizieren, um dich alles ausplaudern zu lassen, was wir wissen wollen? Nein. Diese Methode ist viel zu unzuverlässig. Der menschliche Geist ist wie eine Müllhalde, Wichtiges und Unwichtiges und auch nur Erfundenes oder Eingebildetes driften wüst durcheinander und ergeben im Ernstfall nur einen Brei von Informationen, Pse u doinformationen und Fehlinformationen, der von keinerlei Nutzen ist.
    Haben wir eine Zeitmaschine? Kennen wir die Zukunft bereits und haben gesehen, daß du uns alles verrätst, was wir wissen wollen? Unsinn, so etwas gibt es nicht und wird es niemals geben. Das ist nur Science Fiction. Opium für Narren und Träumer.
    Aber wir sind keine Narren, und wir träumen auch nicht. Wir schaffen die Welt nach unserem eigenen Bild. Wir herrschen und lassen uns dafür auch noch bezahlen. Fürstlich bezahlen. Wir sind Virts. Wir beide sind Virts.
    Wenn ich einen Waldbrand nur verhindern kann, indem ich ein bestimmtes Areal des Waldes kontrolliert verbrenne, dann werde ich das tun, verstehst du das? Deshalb bin ich hier. Um dir zu sagen, was wir dir antun könnten. Damit wir es nicht müssen.
    Hast du eigentlich Angst vor Schmerzen?
    Ich weiß, das ist eine seltsame Frage. Kommt irgendwie übergangslos. Aber wie ist das eigentlich mit Virts und Schmerzen? Ich habe viele Theorien gehört darüber, daß ein wahrer Virt danach trachtet, völlig abstrakt zu werden, vol l kommen binär, Eins oder Null, lebendig oder tot, ohne all diese pathetischen Abstufungen wie krank oder alt oder schmer z empfindlich. Wie heißt es in Rakuen andauernd: »Was ist das Gegenteil von Nichts?« Die Eins ist das Gegenteil der Null. Mit dieser einfachen Formel ist die gesamte Grundphilosophie des Computerzeitalters bereits festgeschrieben. Aber trotzdem glaube ich, daß diese Theorien vom schmerzlosen Virt totaler Schwachsinn sind. Ich glaube, jeder echte Virt weiß, was Schmerzen sind. Stundenlange, tagelange Spiel- und Kamp f sessions fordern ihren Preis. Ist doch so. Auch das, was wir tun, fordert seinen Preis. Wir sind die Erschaffer eurer Welten, was meinst du, wieviele Upper, Downer und Painkiller in unserer Branche eingeworfen werden? Wir wissen, was Schmerz ist. Du weißt es und ich weiß es. Und wir haben beide Angst davor, stimmt ’ s? Hat doch keinen Sinn, sowas abstreiten zu wollen.
    Aber worauf ich hinaus
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