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Neverwake

Neverwake

Titel: Neverwake
Autoren: Tobias O. Meissner
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etwas für sie übrig, da kann ich gar nichts machen. Manchmal braucht man eben solche Leute für bestimmte unerfreuliche Aufgaben. Es tut mir aufrichtig leid. Das sieht böse aus, da, am Auge. Warte, hier … mein Tasche n tuch, ich tupf dir das ein wenig ab. So ist es besser, oder? Immerhin haben sie dich nicht so fest fixiert, daß kein Blut mehr fließen kann. Vielleicht bin ich auch gerade noch rech t zeitig gekommen. Tja, da kannst du mal sehen, mein Freund. Also gut, ich verstehe schon. Als deinen Freund wirst du mich wahrscheinlich nie betrachten. Das wird aber auch gar nicht nötig sein. Ich will gar nicht lange um den heißen Brei heru m reden. Was wir wollen, ist ganz klar und einfach. Du sagst uns die Namen und Adressen der Personen, die mit dir zusammen unsere Kopierschutze geknackt und verscherbelt haben, und die Sache ist für dich erledigt. Das ist garantiert wahr, da gebe ich dir mein Ehrenwort drauf. Wir sind keine Mörder, ehrlich nicht. Wir wollen auch deinen Partnern eigentlich nichts tun. Es reicht, wenn wir wissen, wer sie sind, wo sie wohnen, wer ihre Familienangehörigen und Freunde und Herzensangelege n heiten sind. Das wird genügen, um sie über das, was sie uns andauernd antun, nachdenken zu lassen. Weißt du, ich finde, daß ihr Virts euch wirklich mal die Zeit nehmen solltet, über das nachzudenken, was ihr da eigentlich tut. Das Brechen von Kopierschutzcodes ist kein Kavaliersdelikt, Suicider. Da hängen eine Menge Arbeitsplätze von ab. Und Arbeitsplätze sind Leben, sind Familien, sind Träume, Träume und Planu n gen von hart arbeitenden, ehrlichen Menschen. Ich habe wir k lich Verständnis dafür, daß ihr Virts von irgendwas leben müßt, während ihr an euren großen Ligakarrieren bastelt. Aber ihr lebt auf unsere Kosten. Ihr lebt von dem, was wir mit gewalt i gen Investitionen schaffen, um die Wirtschaft und den For t schritt anzukurbeln, und ihr macht uns das alles kaputt, indem ihr wertvolle Informationen viel zu früh auf den freien Markt werft. Klar, ich weiß, das ist auch so ein Ideologie-Ding. Wir sind die großen, bösen, mächtigen Corporations, und ihr seid die heroischen Streetpunks, die uns den Finger geben und die Früchte unserer Arbeit knacken und verticken. Aber man kann das Ganze auch anders herum sehen. Wir sind die Arbeiter. Wir schuften und bringen die Welt voran. Und ihr seid nichts weiter als Parasiten. Ihr seid zu faul oder zu dämlich, um selbst was auf die Beine zu stellen, also lebt ihr von dem, was wir für euch herstellen, von unseren Spielen, und statt uns dankbar zu sein und uns den Respekt zu zollen, der für euch untereinander so wichtig und selbstverständlich ist und den wir uns wahrlich verdient hätten, beklaut ihr uns auch noch. Beklaut uns und verscheißert uns und fühlt euch dann auch noch wer weiß wie überlegen. Das ist alles ein totaler Irrweg, Suicider. Das läuft vollkommen schief.
    Sicher, ich weiß, daß ihr nicht alle gleich seid. Nicht alle von euch dealen mit gestohlenen Informationen. Wir haben uns über dich erkundigt, Suicider. Du hängst meistens mit zwei anderen Kindern zusammen, Smugglerboy und Centipede. Die beiden sind sauber, die verdienen sich ihren Lebensunterhalt auf ehrliche Art und Weise. Die schlagen sich so durch. Aber du bist dir für sowas zu bequem. Du möchtest nicht die Küche eines Altersheims schrubben, ist doch so? Warum solltest du das auch tun? Wenn du erst mal ein großer und berühmter Meister in der ersten Liga bist, wirst du deine Hände mit Champagner waschen. Bis dahin kannst du doch deine Fähi g keiten und Connections für dich arbeiten lassen, dann brauchst du nicht mehr selbst zu schuften. Dann kannst du dir ein Dasein als würdeloser Lohnsklave ein für allemal ersparen. Aber leider, leider, leider, leider arbeitest du für die falsche Seite. Wenn du ein erfolgreicher und gutverdienender Hacker oder Phreaker sein willst, solltest du lieber für uns arbeiten, anstatt gegen uns. Aber das hättest du dir natürlich vorher überlegen müssen. Jetzt ist es eher unwahrscheinlich gewo r den, daß wir deine Bewerbungsunterlagen wohlwollend prüfen werden, das siehst du sicher ein.
    Ah, ich sehe, du ziehst es vor, den Trotzigen, Verschlossenen zu spielen. Ich hoffe, »Suicider« ist wirklich nur ein Spitzname und nicht Ausdruck einer Geisteshaltung. Nur ein Scherz, denn ich werde keinerlei Gewalt ausüben. Ich bin deine Chance, lediglich mit einem gebrochenen Kiefer und ein paar ang e knacksten Rippen
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