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nevermore

Titel: nevermore
Autoren: Heike
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an, »das war echt unnötig.«
    »Ach, komm schon, Iz, ich habe nur mit ihm geredet. Du hast doch gehört, was ich gesagt habe.«
    »Ich habe gehört, wie du ihn bedroht hast!«
    »Ich habe ihn nicht bedroht.« Er lachte und schüttelte den Kopf, so als brauchte sie eine Brille oder ein Hörgerät, oder vielleicht eher einen Psychiater.
    »Auf Wiedersehen«, sagte sie und trabte erneut Richtung Haustür.
    »Okay, Baby.« Er seufzte. »Ich liebe dich auch.«
    Isobel zwang sich, den Mund zu halten. So gerne sie etwas erwidert hätte, diesen Gefallen würde sie ihm nicht tun. Sie wusste, dass er auf eine solche Reaktion aus war, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    »Okay«, rief er, »bestell deinem Dad schöne Grüße!«
    Isobel stieß die Fliegengittertür auf und stolzierte, ohne sich noch einmal umzudrehen, ins Haus.
    »Falls du es dir doch noch anders überlegst, du weißt ja, wo wir sind!«
    Sie schloss die Tür hinter sich und ließ ihre Tasche im Flur fallen. Regungslos stand sie da und hörte, wie Brad den Kofferraumdeckel und kurz darauf die Fahrertür zuschlug. Sie drehte sich um und war drauf und dran, wieder nach draußen zu laufen und ihn abzufangen, bevor er weg war. Doch da heulte auch schon der Motor auf und er fuhr mit lauter Musik und quietschenden Reifen davon.
     
    »Ich verstehe echt nicht, was du an diesem Spiel findest«, murmelte Isobel und kaute auf dem Rand ihres letzten Pizzastücks herum. Ihre Eltern waren ausgegangen und hatten sie mit Danny allein gelassen, dessen ganzes zwölfjähriges Leben sich um seine Sammlung von Videospielen, Konsolen und Online-Rollenspielimperien drehte. »Es ist immer dasselbe, nur der Hintergrund ändert sich.«
    »Nein, ist es nicht«, widersprach ihr Bruder, fuchtelte mit dem Controller nach rechts und versuchte so, die Figur mit der Rüstung auf dem Bildschirm irgendwie dazu zu bewegen weiterzuspringen.
    Isobel richtete ihren Blick auf die Rückseite von Dannys Schuluniformhose, über deren Gürtel seine Po-Ritze herauslugte. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er sich noch nicht einmal die Zeit genommen hatte, sich umzuziehen, als er nach Hause gekommen war. Stattdessen hatte er sich wie immer direkt vor den Fernseher geknallt.
    »Und was ist dann der Unterschied?«, fragte sie mit eher geringem Interesse.
    »Jedes Level ist schwieriger«, erklärte er ihr, während er sich nach links lehnte, um die Figur auf dem Bildschirm dazu zu bekommen, dasselbe zu tun. »Oh Mann. Und am Ende muss man gegen Zorthibus Klax antreten.«
    Isobel blickte auf ihre Hand, auf die blasslila Linien, die aus irgendeinem Grund immer noch zu sehen waren, wenn auch nur noch sehr schwach. »Das klingt wie eine üble Krankheit.«
    »Dein Gesicht ist auch eine üble Krankheit. Und jetzt halt die Klappe, damit ich mich konzentrieren kann.«
    Isobel verdrehte die Augen. Sie stützte den Kopf auf eine Hand, ihr Ellbogen ruhte auf der Armlehne des Sofas, und musterte ihr metallicpinkes Handy auf dem Beistelltisch. Still und regungslos lag es neben der Fernbedienung im Schein der dickbauchigen Lampe da. Nachdem sie es aufgeladen hatte, hatte sie es aus ihrem Zimmer geholt, nur für den Fall, dass Nikki, die Verräterin, ihr eine SMS schickte. Oder für den Fall, dass Brad anrief.
    Aber eine Sache wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen: die Art, wie Varen sie angesehen hatte, vorhin auf dem Flur. Er dachte bestimmt, dass sie Brad alles erzählt hatte, um es ihm heimzuzahlen. Er glaubte sicher, dass sie geradewegs zu ihm gerannt war, ihm ihre Hand gezeigt und gesagt hatte: »Schnapp ihn dir!«
    Gedankenverloren strich Isobel mit den Fingern über ihren Handrücken, über die Stelle, auf die er geschrieben hatte. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie noch immer den Stift spüren, das Gewicht seiner Hand, die Spitze des Kugelschreibers.
    Sie ließ sich in die Sofakissen fallen, hakte einen Daumen in ihr T-Shirt und begann am Kragen herumzuknabbern. Die Erinnerung an den Vorfall machte sie immer noch nervös.
    Machten sie das Projekt überhaupt noch zusammen? Ihr Blick fiel auf ihr Telefon und blieb dort hängen. Schließlich stand sie auf. »Fackel das Haus nicht ab«, fuhr sie Danny an und schnappte sich ihr Handy. Während sie in die Küche ging, klappte sie es auf und musterte die Zahlen auf ihrer Hand - oder besser gesagt das, was davon übrig war. War die letzte Ziffer eine Null oder eine Neun? Sie beschloss, einfach zu raten, und drückte die entsprechenden Tasten.
    Am anderen
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