Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

nevermore

Titel: nevermore
Autoren: Heike
Vom Netzwerk:
Ende klingelte es. Und klingelte ... und klingelte. »Hallo?«, sagte eine helle, freundliche Frauenstimme. Das muss seine Mutter sein, dachte Isobel und gestand sich ein, dass sie irgendwie eine raue Stimme mit Raucherhusten erwartet hatte.
    »Äh, ja. Kann ich bitte -« Ihr Blick fiel auf die Wanduhr über dem Herd. Halb zehn. Ihr blieb die Luft weg.
    »Hallo?«, fragte die Stimme.
    »Oh, ich ... Entschuldigung«, stotterte Isobel, denn ihr war gerade eingefallen, was Varen über Anrufe nach neun gesagt hatte.
    Ihr Daumen drückte ganz automatisch die Gespräch-beenden-Taste. Die Verbindung wurde unterbrochen. Einen Augenblick lang hielt sie das Handy gedankenverloren in der Hand und starrte es an. Jetzt, da sie darüber nachdachte, war das eigentlich sehr merkwürdig: Ruf nicht nach neun an. Was sollte das denn heißen: Ruf nicht nach neun an? Was passierte um neun? Zog er sich um diese Zeit in seine Gruft zurück? Oder war das irgendeine komische Regel seiner Eltern? Warum war er bloß so seltsam?
    Isobel ging zurück ins Wohnzimmer und fand Danny genau dort vor, wo sie ihn zurückgelassen hatte: vor einem in grellem Orange flackernden Bildschirm, während im Hintergrund eine hohe Stimme irgendetwas vom Sieg des Bösen schnatterte.
    »Mann!«, schimpfte er und warf den Controller gegen die Spielkonsole.
    »Hey!«, rief Isobel. »Pass auf!«
    Er ignorierte sie und hob den Controller wieder auf, so als wollte er sich mit ihm versöhnen. Isobel machte es sich auf der Couch gemütlich und sah zu, wie er das Spiel neu startete.
    »Können wir nicht fernsehen oder so was?«, fragte sie mit einem Seufzen.
    »Neeeeiiiin!« Ihr Bruder stöhnte auf.
    »Danny, du hast das jetzt pausenlos gespielt.« Sie griff nach der Fernbedienung.
    »Wehe!« Er fuhr herum, ging auf sie los und versuchte, ihr die Fernbedienung abzunehmen. Isobel ließ ihr Handy fallen, um sich mit beiden Händen gegen ihren Bruder verteidigen zu können.
    »Echt jetzt, Danny, hast du keine Hausaufgaben oder Freunde oder so?« Sie ächzte und zog an der Fernbedienung.
    »Und was ist mit dir? Hast du keine?«, knurrte er und zerrte am anderen Ende.
    Isobels Telefon begann zu klingeln. Schlagartig ließ Danny die Fernbedienung los und schnappte sich das Handy. »Hallo?«
    Isobel griff nach ihrem Telefon, doch Danny war zu schnelleren Reaktionen fähig, als sie es für möglich gehalten hatte, und entwischte ihr.
    »Ja, klar«, sagte er, »warte kurz.« Er grinste und wedelte mit Isobels Handy herum. »Es ist dein Freund!«
    Isobel kletterte von der Couch und lief kampfbereit auf ihren Bruder zu. Niemand ging ungestraft an ihr Handy.
    »Tausch«, sagte Danny, machte einen Satz nach hinten und versteckte ihr Telefon hinter seinem Rücken.
    »Du bist so ein Ekelpaket!« Isobel ließ die Fernbedienung fallen. Danny warf ihr das Handy zu und tauchte nach der Fernbedienung. Das Telefon hüpfte in ihren Händen ein paarmal auf und ab, bevor sie es festhalten konnte - im Hintergrund erklang wieder die Musik des Videospiels.
    Sie drückte das Handy an ihr Ohr und hielt sich das andere zu. »Brad?«
    »Eher weniger«, sagte die kühle Stimme am anderen Ende.
    Ihre Brust bebte. »Woher hast du meine Nummer?«
    »Entspann dich.« Sein Tonfall wechselte von kalt zu frostig. »Meine Alten haben Anruferkennung. Du hast mich angerufen.«
    »Oh«, sagte sie, peinlich berührt. Oh? Sie blickte kurz zu ihrem Bruder und schlüpfte dann aus dem Zimmer und außer Hörweite. »Okay, hör zu«, sagte sie und suchte nach den Worten, die sie ursprünglich hatte sagen wollen. »Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich Brad nichts von der Sache mit der Telefonnummer erzählt habe.«
    »Ich hab dich auch nicht angemacht«, sagte Varen, so als wäre er derjenige, der etwas klarstellen wollte. »Du bist sowieso nicht mein Typ.«
    Isobel fiel die Kinnlade herunter. »Äh, ja«, stotterte sie und versuchte die Hitze zu ignorieren, die ihr den Nacken hinaufkroch. Sie wollte das Telefon am liebsten gegen die Wand schmeißen und sich gleichzeitig zusammenrollen und sterben. Was glaubte dieser Kerl eigentlich, wer er war? »Ich habe nie behauptet, dass ich dachte, du -«
    »Na ja, irgendwer hat sich anscheinend bedroht gefühlt.«
    »Hör zu, ich habe mit ihm darüber gesprochen.« Die Worte kamen schnell und abgehackt aus ihrem Mund. Sie hasste es, so bescheuert zu klingen, ganz besonders, weil Varen so desinteressiert wirkte. »Er benimmt sich manchmal einfach so.«
    »Das ist wohl auch nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher