Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

nevermore

Titel: nevermore
Autoren: Heike
Vom Netzwerk:
weiter schlimm, solange er darauf zählen kann, dass du dich für ihn entschuldigst.«
    Jetzt brachte er sie wirklich auf die Palme. »Weißt du was -« Doch er ließ sie nicht ausreden.
    »Falls du dich nicht aus dem Projekt ausklinken willst, ich bin morgen in der Bibliothek«, sagte er mit gedämpfter Stimme. Sie konnte ein Knistern am anderen Ende der Leitung hören, so als ob er auf und ab ging. »Nach eins.«
    »Aber morgen ist Samstag.«
    »Herrgott noch mal«, fauchte Varen, »das kann doch nicht dein Ernst sein!«
    Isobel wollte gerade nachgeben und sagen, dass sie sich mit ihm treffen würde, hielt jedoch inne, als sie im Hintergrund jemanden nach ihm rufen hörte - einen Mann.
    »Vergiss es«, schnauzte Varen, »ich ziehe es alleine durch.«
    Dann war die Leitung tot.
    Isobel biss sich fest auf die Innenseite ihrer Wange. Sie nahm das Handy vom Ohr und klappte es zu. Sie wollte schreien. Sie wollte ihr Telefon in Stücke zerschlagen oder in den Müll werfen.
    »Stell das leiser!«, rief sie ihrem Bruder zu, als sie wutentbrannt durch das Wohnzimmer stürmte. »Ich gehe jetzt ins Bett!«
    »Ich kann dich nicht hören!«, rief Danny ihr über die Schulter zu.
    Sie lief die Treppe hinauf und stampfte dabei so fest auf, dass die Wucht ihrer Schritte die Bilderrahmen an der Wand erzittern ließ. Wer bitte war denn dann sein Typ? Frankensteins Braut etwa?

 
     
Betitelt
     
    Am nächsten Morgen überprüfte Isobel als Allererstes ihr Handy auf Anrufe in Abwesenheit.
    Keine.
    SMS?
    Keine.
    Anscheinend hatten die üblichen Unternehmungen ihrer Clique einfach ohne sie stattgefunden und, was vielleicht noch schlimmer war, ihre Freunde waren alle ohne auch nur ein einziges »Hey, wo steckst du denn?« oder »Wieso bist du nicht gekommen?« zur Tagesordnung übergegangen. Nichts. Kein Brad, kein Mark. Nicht ein einziger Anruf von ihrem Team - keine Nikki, Alyssa, noch nicht mal Stevie, der normalerweise der Schlichter in ihrer Gruppe war.
    Momentan hassten sie sie also alle.
    Sie legte ihr Telefon zur Seite und beschloss, diese Demütigung einfach zu verdrängen. Doch nach einer Dusche und einem Müsliriegel hielt sie es nicht mehr aus - sie musste einfach jemanden anrufen. Da sie immer noch nicht bereit war, mit Brad zu sprechen, wählte sie stattdessen Nikkis Nummer.
    Nikkis vertrauter Freizeichenton dröhnte in Isobels rechtes Ohr, ein schlechter Popsong über irgendeinen Playboy, der auf irgendein Mädchen stand. Isobel lehnte sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil ihres Bettes, streckte die Beine aus und lauschte. Das Lied lief immer noch. Sie rollte auf den Bauch und betrachtete ihr Kopfkissen. Dann nahm sie ihren Magic-8-Ball aus dem untersten Regalfach, schüttelte ihn und schaute durch das schwarze runde Fenster. Wird Nikki ans Telefon gehen?
    Das kleine Dreieck trieb durch die Nebelschwaden hindurch an die Oberfläche und brachte eine seiner kryptischen Einheitsgrößennachrichten mit: Frag später noch einmal stand da. Isobel schnaubte verächtlich. Sie war kurz davor aufzulegen, als das Lied in der Mitte des Refrains abbrach und Nikkis heitere, fröhliche Stimme zu hören war.
    »Izzy!«
    Isobel setzte sich auf und ließ den Magic-8-Ball zur Seite rollen. »Du bist so eine Petze. Wusstest du das?«
    »Hey, wo warst du denn gestern Abend?«, fragte Nikki und klang immer noch unbeschwert. »Stevie hat endlich Marks Rekord auf Fighter BorgX geschlagen.«
    »Nikki, ich hatte dir doch gesagt, dass du wegen der Sache von gestern die Klappe halten sollst. Brad ist total ausgerastet und wir haben uns gestritten.«
    Ein leises Zischen war am anderen Ende der Leitung zu hören.
    Isobel wartete und sah Nikki im Nachdenken-Modus vor sich. Sie nutzte sicher das entstandene Schweigen, um sich eine passende Antwort zurechtzulegen, sie mit Photoshop und Airbrush nachzubearbeiten und danach noch mit Glanzlack zu überziehen.
    »Nein«, sagte sie schließlich, »du hast gesagt, ich soll es Brad nicht erzählen. Und das habe ich auch nicht.«
    »Also hast du das Nächstbeste getan und es Mark erzählt. Warum denn?«
    »Warum denn nicht? Was ist überhaupt mit dir los? Brad hat gesagt dass er nur mit dem Typen geredet hat und dass du diejenige warst, die ausgerastet ist.«
    »Nikki, es wäre überhaupt niemand ausgerastet, wenn du von vornherein nichts ausgeplaudert hättest!«
    »Egal«, sagte Nikki. »Hör zu, wir gehen chinesisch essen, zu Double Trouble. Brad kommt auch.« Ihre Stimme war von einer klebrigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher