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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
Autoren: Meira Pentermann
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haben versucht, euch anzurufen.“
    Neugierig fragte Leonard: „Fängt die Regierung eure Anrufe nicht ab?“
    „Wir haben ein Mikrowellennetzwerk“, erklärte Russ.
    „Das Signal wird auf kurzen Strecken übertragen, von Schüssel zu Schüssel entlang einer Sichtverbindung“, fügte Chester hinzu. „Wir haben nur ein Problem, wenn eine ordentliche Ladung Schnee runterkommt.“
    „Was glücklicherweise, oder auch unglücklicherweise, je nachdem, wie man es sehen will, dieses Jahr noch nicht der Fall war.“
    „Eine unserer Schüsseln ist wohl falsch ausgerichtet, Teddybär.“ Wicker deutete auf Natalia und Leonard. „Wir wussten, dass sie kommen würden, und wollten dich warnen.“
    „Damit ich sie nicht erschieße?“
    Sie lachte und boxte ihn leicht in die Schulter. „Ich habe heute Morgen eine Nachricht von Shinskey bekommen.“
    „Max?“, fragte Leonard.
    Wicker grinste. „Ja. Max. Er glaubt wirklich, er wäre unglaublich cool mit seinem Undercover–Decknamen.“
    „Den Gefallen können wir ihm tun“, sagte Russ.
    „Hat er mit Alina gesprochen?“, fragte Leonard, in der Hoffnung, beruhigende Nachrichten zu bekommen.
    Wicker und Russ tauschten einen düsteren Blick aus. Plötzlich schien es, als ob eine riesige Wolke die Sonne verdunkelte.
    „Was?“
    „Sie ist im Gefängnis“, sagte Russ. „Sie haben sie gestern Nachmittag festgenommen.“
    Natalia hielt sich mit den Händen den Mund zu.
    „Aber Max kann sie da wieder rauskriegen, nicht wahr?“, fragte Leonard optimistisch.
    Russ schüttelte den Kopf. „Wir haben über ein Dutzend Maulwürfe im Gefängnissystem. Eine unserer Quellen hat uns eine verschlüsselte E–Mail an das Aufklärungsteam in Grand Junction geschickt. Ihm zufolge ist Alina in Arvada Maximum. Bis jetzt hat es noch niemand geschafft, aus dem AM auszubrechen.“
    „Ein Hochsicherheitsgefängnis? Alina?“
    „Sie hatte Glück, dass sie nicht in der Klinik gelandet ist. Sie wird einer politischen Straftat verdächtigt. Zerstörung von Regierungseigentum ist ein schwerwiegendes Vergehen.“
    „Zerstörung von Regierungseigentum?“
    Russ neigte den Kopf zur Seite und runzelte leicht die Stirn. „Bei euch beiden, nehme ich mal an.“
    „Redest du von unseren Sendern?“
    „Ihr seid sauber, oder etwa nicht?“
    Leonard schwankte und taumelte zu einem Baum. Er legte die Hand auf die raue Rinde und vergrub den Kopf in seinem Arm. „Mein Gott. Was habe ich nur getan?“
    Einen Moment später spürte er an seiner Schulter eine sanfte Berührung und ihn durchfuhr ein Schauder.
    Voll Mitgefühl sagte Wicker sanft: „Wir alle wissen, welche Risiken es birgt, ein Gegenrevolutionär zu werden. Shinskey… äh, Max… hat in höchsten Tönen von ihrer Frau gesprochen.“
    „Er liebt sie“, flüsterte Leonard und erstickte beinahe an den Worten.
    „Wie bitte?“
    „Er liebt sie, nicht wahr?“
    Wicker lehnte sich gegen den Baum und hob Leonards Kinn mit dem Finger an. „Ich weiß die Antwort auf diese Frage nicht, Leonard, aber was ich weiß, ist, dass er Alina für eine außergewöhnliche und tapfere Frau hielt.“
    Er nickte, als ob ihre Antwort seine Vermutung bestätigte. „Er liebt sie“, entgegnete Leonard.
    Wicker zuckte mit den Schultern. „Möglicherweise.“
    Sie nahm seine Hand und führte ihn zurück zu Russ und Chester. Aiden und Natalia saßen knapp fünfzig Meter entfernt auf einem Baumstumpf, das junge Mädchen hatte ihren Kopf an Aidens Schulter gelehnt und er den Arm um sie gelegt.
    „Also, Alina hatte Glück, dass sie im Gefängnis gelandet ist, was?“, fragte Leonard trocken. „Warum haben sie sie dann nicht einfach in die Klinik gesteckt?“
    Wicker biss sich auf die Lippe und starrte Russ an, ihre Augen schienen etwas zu sagen, was Leonard nicht richtig entziffern konnte.
    „Es gab da jemanden, der Besuchsrecht haben wollte“, erklärte Russ mit ernster Stimme.
    Wicker trat ihm auf den Fuß.
    Einen Moment lang dachte Leonard, dass sie von Max sprachen, aber diese Vereinbarung ergab keinen Sinn. Max hätte nicht genügend Macht, um der Regierung zu sagen, was mit Alina geschehen sollte. Genau genommen würde man ihn ebenfalls wegsperren, wenn er sich einmischen würde. Den Bruchteil einer Sekunde bevor der Gedanke sich in seinem Gehirn niederließ, sank Leonard das Herz in die Hose und fiel zu Boden, wie eine Grapefruit, die vom Tresen rollt und auf kalten Fliesen landet.
    „Carlyle“, murmelte er, während sein Verstand immer noch
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