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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
Autoren: Ann Granger
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unverschämt klingen, Miss Martin. Ich wollte lediglich bemerken, dass wir heutzutage dank dem ganz ausgezeichneten Eisenbahnsystem mit einer Leichtigkeit und Schnelligkeit durch das Land reisen, die sich unsere Vorfahren nicht im Traum hätten vorstellen können. Nehmen Sie beispielsweise meinen eigenen Großvater. Wenn er seine jährliche Reise nach Bath unternahm, um seine Kuren zu machen, fuhr er in seinem eigenen Fuhrwerk los und benötigte drei Tage, um dort anzukommen! Heute reisen wir, ausgerüstet mit Bradshaws Kursbuch, in der gleichen Zeit durch das halbe Land! Zugegeben, mein Großvater legte unterwegs häufige Pausen ein, um Bekannte zu besuchen beispielsweise, um zu essen, die Pferde ausruhen zu lassen und so weiter. Auch reiste er langsam, weil er seine eigene Bettwäsche dabeihatte, um von den Wanzen in den Landgasthöfen verschont zu bleiben. Er hatte auch sein eigenes Tischgeschirr dabei, weil er dem Abwasch nicht traute – ah, und einen Vorrat an gutem Tee, zusammen mit einer Flasche Liniment und einer Flasche Single Malt Whisky, um die äußerlichen und innerlichen Unbequemlichkeiten des Reisens zu lindern. Sie lächeln, Miss Martin.«
    Sein scharfer Blick wurde sanft und amüsiert.
    »Ich bitte um Verzeihung«, antwortete ich.
    »Aber warum denn? Es war meine Absicht, Sie zu unterhalten. Sie sind recht aufgeregt, stelle ich mir vor. Ich wollte Ihre Bürde lediglich ein wenig erleichtern. Schließlich bin ich ein Doktor, und es ist meine Aufgabe, Ihr Wohlbefinden zu steigern.«
    Die Worte wurden ernst gesprochen, doch in den Augen glitzerte es immer noch.
    Mir kam der Gedanke, dass er sich vielleicht die Langeweile der Reise vertrieb, indem er unschuldig mit mir flirtete. Ich schätze, die Dame mit der Spitze dachte das Gleiche. Sie warf ein paar interessierte Blicke in unsere Richtung. Der Gentleman mit dem frommen Buch schwebte über derartig profanen Dingen.
    Doch vielleicht hatte mein neuer Bekannter auch nur einen schrägen Sinn für Humor. Ich war nicht sicher, ob mir eine der beiden Erklärungen gefiel.
    Ich schätze, er erriet meine Gedanken. Er lächelte vornehm und nickte der Lady in der Ecke des Abteils höflich zu, worauf diese so heftig zu klöppeln begann, dass die kleinen Spulen nur so flogen. Lefebre richtete den Blick wieder aus dem Fenster.
    Er hat sich an mir gerächt , dachte ich. Ich habe ihn unverblümt angestarrt, als wir aus Waterloo gedampft sind, und nun zahlt er es mir heim. Ich nehme an, es amüsiert ihn .
    Ich würde allem Anschein nach eine Zeitlang unter dem gleichen Dach verbringen wie mein verwirrender Reisebegleiter. Ich hoffte sehr, dass sein Besuch in Shore House von kurzer Dauer war. Er musste Praxisräume in London haben und reiche Patienten, um die er sich zu kümmern hatte.
    Lizzie!, schalt ich mich streng, als unser Zug Fahrt aufnahm. Du musst auf deine Manieren achten und deine Zunge im Zaum halten!
    Im Geiste vernahm ich das ungläubige Schnauben von Ben Ross.
    Je näher wir unserem Zielort kamen, desto voller wurde der Zug. Viele der zusteigenden Reisenden hatten Unmengen an Gepäck dabei. Dr. Lefebre begann nachdenklich dreinzublicken und mit den Fingern auf dem Seidenschal über seinem Hut zu trommeln. Schließlich richtete er seine Aufmerksamkeit einmal mehr auf mich. »Southampton ist ein geschäftiger Hafen, Miss Martin«, sagte er. »Viele von diesen Leuten reisen bis zur Endstation und von dort aus weiter zu den Docks, um an Bord der Postboote zu steigen. Das Gedränge wird unerträglich sein. Ich schlage vor, dass Sie auf dem Bahnsteig warten. Ich suche uns einen Gepäckträger und eine Droschke, die uns zum Liegeplatz der Fähre nach Hythe bringt.«
    Dies klang in meinen Ohren nach einer guten Idee. Der Doktor erwies sich als ein praktisch veranlagter Reisebegleiter. Er hatte zweifellos Recht mit seiner Vorhersage. In der Endstation herrschte das gleiche Gedränge wie in jedem x-beliebigen Londoner Bahnhof. Dass viele Reisende in Southampton auf ein Schiff gehen wollten, zeigten die Berge von Gepäck jeglicher Art, die sich rasch rings um uns auftürmten. Gepäckträger erschienen auf dem Bahnsteig und wurden augenblicklich in Beschlag genommen. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Miss Martin!«, rief Lefebre, dann verschwand er in der Menge. Ich war es zufrieden, als ich ihn kurze Zeit darauf im Qualm und Rauch und dem Getümmel ringsum wieder auftauchen sah, einen stämmigen Gepäckträger im Schlepptau. Wir wurden zügig durch den Mob geführt und
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