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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
Autoren: Ann Granger
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hier bin, kann sie den Mord an meiner Vorgängerin nicht vergessen. Du erinnerst sie ebenfalls daran; du hast in der Sache ermittelt. Und ich kann ihn auch nicht vergessen.«
    Ich atmete tief durch. »Josiah Parry war mein Patenonkel, und sie kann mich nicht mit Sack und Pack vor die Tür setzen, doch sie hat einige Mühe auf sich genommen, um eine andere Anstellung für mich zu finden. So ist das nun einmal. Sie schert sich einen Kehricht um die Familie Roche oder die junge Mrs. Craven, aber sie will mich loswerden. Ich muss das Arrangement akzeptieren, das sie so mühevoll eingerichtet hat.«
    »Hmmmph!«, war die gemurmelte Antwort darauf.
    »Die Anstellung ist nur für sechs Monate, bis Mrs. Craven sich vollends von ihrer niedergedrückten Stimmungslage erholt hat oder bis Mr. Craven nach Britannien zurückgekehrt ist.«
    »Falls es überhaupt einen Mr. Craven gibt!«, schnaubte Ben.
    »Der Gedanke kam mir in der Tat ebenfalls«, gestand ich. »Doch nun, da ich mit Mr. Roche gesprochen habe, sind diese Zweifel ausgeräumt. Mr. Roche ist ein sehr respektabler älterer Gentleman. Er hat erklärt, er hofft, dass der junge Craven eines Tages das Teegeschäft der Familie übernimmt. Deswegen wurde er ins Ausland geschickt. Er soll lernen, wie Tee angebaut und geerntet und verschifft wird. Er ist zurzeit irgendwo in China.«
    »Ganz bestimmt!«, lautete der kühle Kommentar. »Warum nicht auf dem Mond?«
    »Das ist deiner unwürdig, Ben!«
    Er reckte den Unterkiefer halsstarrig vor. »Hör zu, Lizzie, ich weiß, dass du aufgebracht bist, weil ich in den letzten Wochen nicht viel Zeit für uns erübrigen konnte, aber ich hoffe sehr, dass du nicht nach Hampshire gehst, um dich für die Vernachlässigung zu rächen, die du durch mich erlitten hast. Ich bin der Erste, der dies eingesteht, und ich weiß …«
    »Ich stürze mich nicht überhastet in ein Abenteuer!«, unterbrach ich ihn. »Bitte, denk das nicht, Ben. Ich bestreite nicht, dass ich Superintendent Dunns ständiges Verlangen nach dir höchst ärgerlich finde.Ich weiß auch, dass es nicht deine Schuld ist und dass, welche Zukunft wir auch immer gemeinsam hätten, Superintendent Dunn notwendigerweise ein Teil davon wäre.« Ich brachte ein ironisches Grinsen zu Stande. »Mein Vater war Hausarzt und wusste nie im Vorhinein, wann er zu einem Kranken gerufen werden würde. Ich verstehe die Situation sehr gut.«
    Schweigen breitete sich aus. Ben setzte sich auf den Ohrensessel mir gegenüber. Er räusperte sich, und sein Gesicht lief erschreckend rot an.
    »Lizzie«, begann er. »Du sollst wissen, dass meine Hoffnungen …«
    Die Ernsthaftigkeit seines Gesichtsausdrucks und die Schweißperlen auf seiner Stirn erfüllten mich mit plötzlicher Panik.
    »Bitte, Ben!«, platzte ich heraus. »Verzeih, wenn ich mir zu viel herausnehme, doch wenn du vorhast zu fragen, was ich denke, dann kann ich dir im Augenblick wirklich keine Antwort darauf geben! Ich bin mir der Ehre durchaus bewusst«, fuhr ich fort und klang Stück für Stück genauso gestelzt wie er noch wenige Sekunden zuvor, doch ich wusste mir nicht anders zu helfen. »Es ist nicht, dass ich nicht … dass es mir nicht …« An diesem Punkt geriet ich ins Stocken, und mein Gesicht war ganz ohne Zweifel noch röter als das von Ben.
    »In diesem Fall …«, begann er eifrig, doch ich unterbrach ihn erneut.
    »So viel ist passiert in den letzten Monaten, dass meine ganze Welt auf dem Kopf zu stehen scheint! An manchen Morgen wache ich auf und frage mich, was um alles in der Welt als Nächstes geschehen wird. Ich brauche Zeit, um meine Gedanken zu ordnen. Bitte, versuch das zu verstehen, Ben.«
    »Selbstverständlich«, sagte Ben und sah mich so untröstlich an, dass ich mich wie ein Monster fühlte. »Ich hätte wissen müssen, dass dies nicht der geeignete Moment ist. Nimm dir all die Zeit, die du brauchst. Doch es wäre leichter für mich, geduldig zu sein, wenn ich das Gefühl hätte, dass du mich nicht rundweg ablehnst. Nicht«, fügte er hastig hinzu, »nicht, dass ich ein Recht hätte zu mutmaßen, dass du akzeptieren würdest. Ganz bestimmt jedoch musst du nichtaus London weggehen. Ich werde dich nicht um eine Antwort bedrängen.«
    Das war schlimmer, als beschuldigt zu werden, im Zorn zu fliehen. Ich versicherte ihm aufrichtig, dass ich niemals auch nur für eine Sekunde geglaubt hätte, dass er sich anders als in absolut jeder Hinsicht korrekt verhalten würde. Dies schien ihn zuerst ein wenig
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