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Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity

Titel: Neugier ist ein schneller Tod - Neugier ist ein schneller Tod - A Mortal Curiosity
Autoren: Ann Granger
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Tat sehr freundlich zu mir gewesen. Es war weder ihre noch meine Schuld, dass wir beide überhaupt nicht zueinander passten.
    Als Kind war ich, wenn ich mich in einer schwierigen Situation wiedergefunden hatte, die Treppen unseres alten Hauses hinaufgerannt und hatte mich auf dem Dachboden versteckt, bis mir eine Antwort auf meine Probleme eingefallen war. Das konnte ich in dieser Situation nicht. Was ich dringender brauchte als alles andere war Abstand, Alleinsein und Zeit, um ungestört über meine missliche Lage nachzudenken. Stattdessen jedoch verbrachte ich den größten Teil meiner Zeit (dank Superintendent Dunn) damit, mir Tante Parrys Geschnatter anzuhören und mit ihr und ihren Freunden und Freundinnen Whist zu spielen.
    »Liebste Tante Parry«, sagte ich zu ihr. »Ich bin sehr dankbar für alles, was du für mich getan hast. Ich weiß, dass du dich um meine Zukunft sorgst. Es würde mir ohne Frage sehr leidtun, dieses Haus zu verlassen und das Heim, das du mir zu geben die große Herzensgüte besessen hast, aber ich habe überlegt, dass ich London vielleicht für eine Weile ganz verlassen sollte.«
    »Was hältst du von Hampshire?«, fragte Tante Parry sofort.
    Ich riss verblüfft die Augen auf, dann nahm ich mich zusammen. »Ich kenne Hampshire nicht. Ich war bisher nur in meinem Heimatdorf und hier in London.«
    »Oh, Hampshire würde dir gefallen!«, sagte Tante Parry zuversichtlich. »Ganz besonders die Gegend, die New Forest genannt wird. Es ist sehr hübsch dort, und es liegt am Meer. Die Seeluft würde dir guttun.«
    Schlug sie etwa vor, dass ich Ferien machte? Ich konnte es nicht glauben. Und es war richtig, daran zu zweifeln. Ferien waren ganz und gar nicht das, was Tante Parry im Sinn hatte.
    Sie schob ihren Teller mit Stachelbeercreme von sich – eine Geste, die mir verriet, wie ernst es ihr war.
    »Ich habe mich mit einem alten Bekannten unterhalten, Mr. Charles Roche«, begann sie. »Mr. Roche ist ein ehemaliger Geschäftspartner meines armen Josiah. Seide, weißt du? Seit einigen Jahren hat er seine geschäftlichen Aktivitäten um den Import von Tee aus China erweitert. Wenn ich recht informiert bin, besitzt er zwei schnelle Teeklipper. Stell dir vor, von Kanton bis London in nur neun Wochen!«
    Tante Parry hielt inne, um mit kurzen, dicken Fingern den Stoff ihres Ärmels glattzustreichen. »Wie ausgesprochen klug von Charles«, murmelte sie abschweifend vor sich hin. »Seide und Tee zu kombinieren – zwei Dinge, ohne die keine richtige Lady leben kann …!« Sie riss sich zusammen und kehrte zum Thema zurück. »Nun habe ich soeben erfahren, dass es in seiner Familie zu gewissen privaten Schwierigkeiten gekommen ist, und mir kam der Gedanke, dass du möglicherweise genau die richtige Person wärst, um ihm da herauszuhelfen.«
    Ich musste tun, als wäre ich interessiert. »Ja?«, ermunterte ich sie.
    Tante Parry strahlte mich anerkennend an. Es würde nicht schwierig werden.
    »Nun, meine Liebe, Mr. Roche hat eine junge verheiratete Nichte, Mrs. Craven. Lucy wird sie gerufen. Mrs. Craven hat erst vor kurzem ihr erstes Kind zur Welt gebracht, doch leider starb es nach gerade einmal zwei Tagen!«
    »Das tut mir leid zu hören«, sagte ich aufrichtig.
    »Seit diesem Zeitpunkt ist ihre Stimmung sehr gedrückt«, fuhr Tante Parry fort. »Ihr Ehemann …« An dieser Stelle stockte sie und blickte ein wenig verlegen drein.
    »Mr. Craven?«, schlug ich in sanftem Tonfall vor.
    Tante Parry war keine Närrin. Sie blinzelte und sagte in scharfem Ton: »Ganz recht. Mr. Craven ist geschäftlich im Ausland. Er und seine junge Frau sind im Übrigen Cousin und Cousine – zweiten oder dritten Grades, sollte ich meinen. Wie dem auch sei, Mr. Roche möchte, dass Mr. Craven in seiner Firma vorankommt, daher hat er ihn nach China geschickt, damit er den Seehandel lernt.«
    »Geschäft ist Geschäft, nehme ich an«, sagte ich. »Doch es erscheint mir sehr unfreundlich, den jungen Mann nach China zu senden, während seine Frau sich vom Kindbett erholt und beide noch um ihr verstorbenes Neugeborenes trauern.«
    »Ich meine gehört zu haben, dass er bereits zu seiner Reise aufgebrochen ist, bevor das Kind geboren wurde«, räumte Tante Parry ein und hob die Hand. »Abgesehen davon gehen uns die Umstände nichts an, Elizabeth. Die gegenwärtige Situation ist folgende: Die junge Mrs. Craven wohnt zusammen mit den Schwestern von Mr. Roche, zwei unverheirateten Damen, in ihrem Haus in Hampshire. Ich
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