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Neues Glück für Gisela

Neues Glück für Gisela

Titel: Neues Glück für Gisela
Autoren: Berte Bratt
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resignierende Antwort: ,Ich habe kein Recht, einen Mann an mich zu binden.’ Endlich versiegten die Tränen. Gisela hatte sich müde geweint.
    In der Schule sah sie am nächsten Tag blaß aus. Rolf kam in der Pause zu ihr. „Bist du auch krank, Gisela?“
    „Nein, bloß müde. Aber warum ,auch’? Ist jemand bei euch krank?“
    „Ja, Willi. Er hat sich heute hinlegen müssen.“
    „Ja, aber mein Lieber…“ Giselas Herz stand still vor Angst. Wenn Willi sich hinlegte, dann war es ernst, sehr ernst.
    „Der Arzt war gestern abend da.“
    „Aber was ist es denn, Rolf? Gestern nachmittag hat doch Willi noch gar nichts gefehlt?“
    „Doch, er war schon einige Tage erkältet. Aber du weißt, er gibt nicht so schnell auf.“
    „Also gestern abend mußte er ins Bett?“
    „Ja, der Arzt hat es energisch verlangt. Er war da, um nach unserer Köchin zu schauen. Da hat er gemerkt, daß Willi Fieber hat und ihn gleich ins Bett geschickt.“
    „Aber, lieber, bester Rolf, wie geht es denn da mit euch? Ohne Heimleiter und ohne Köchin?“
    „Ja, das ist natürlich nicht leicht, verstehst du…“
    „Ich komme gleich nach der Schule zu euch hinaus, Rolf. Ich nehme ein Taxi, und du kannst mitfahren.“
    Gisela nahm sich gerade nur Zeit, die notwendigsten Kleinigkeiten in einen Koffer zu werfen, und dann rollte sie mit Rolf Siebeneichen entgegen. Schwester Ruth empfing sie.
    „Gott sei Dank, daß Sie kommen, Fräulein Ryssel. Hier steht ja alles kopf.“
    „Wie geht es denn Herrn Stranden?“
    „Es ist wohl Lungenentzündung. Er ist nun aber auch furchtbar unvorsichtig gewesen.“
    „Was sagt der Arzt?“
    „Er hat ihm Penicillin gegeben. Ich finde, daß es schon nach Besserung aussieht. Aber sonst ist alles ein Wirrwarr hier. Tante Marthe hat das Mittagessen anbrennen lassen, und das Küchenmädchen ist noch nicht mal dazugekommen, das Frühstücksgeschirr abzuwaschen. Und ich habe den Verdacht, daß unser Kleinster mit nassen Höschen herumläuft, aber ich habe einfach keine Zeit…“
    „Kann ich einen Augenblick zu Herrn Stranden hineingehen?“
    „Ich glaube, das können Sie wohl.“
    Willis Schlafzimmer lag Wand an Wand mit seinem Büro. Es war ein sehr bescheidenes, spartanisch möbliertes Zimmer.
    Da lag er im Bett mit fieberglänzenden Augen.
    Er drehte ein wenig den Kopf und versuchte ein Lächeln.
    „Bist du es, Gisela? Ja, wie findest du das von mir, daß ich…“
    „Ich finde, du bist ein Schafskopf, daß du dich nicht eher hinlegst, wenn du dich krank fühlst. Wie geht es dir denn, Willi?“
    „Ich glaube, es geht besser. Der Arzt kommt heute abend wieder, und er meint, bis dahin müßte das Penicillin gewirkt haben.“
    „Hast du Schmerzen?“
    „Bloß etwas Seitenstiche, aber damit ist es auch schon besser geworden. In ein paar Tagen kann ich wohl wieder aufstehen.“
    „Unterstehe dich nur. Jetzt tust du genau das, was der Arzt sagt, und ich bleibe hier. Die Buben und ich werden den Laden schon schmeißen. Du bist ausgeschaltet und hast gar nichts mehr zu sagen.“
    „Wie streng du bist, Gisela.“
    „Liebe und Strenge sind nötig gegenüber Kindern und Patienten“, sagte Gisela lächelnd.
    „Ich fürchte, du gibst den Jungen die Liebe und ich muß mich mit der Strenge begnügen“, versuchte Willi zu scherzen.
    Dann schloß er die Augen. Gisela zog sich einen Kittel über und ging in die Küche.
    Es folgten einige anstrengende Tage. Glücklicherweise waren nur noch zwei Tage Schule, dann fingen die Osterferien an. Aber die zwei Tage waren schwer. Als Gisela und Rolf am Samstag nachmittag nach Siebeneichen kamen, war Willi fieberfrei, und alles sah heller aus.
    „Was hat der Arzt gesagt?“ fragte Gisela inquisitorisch.
    „Lauter Quatsch“, sagte Willi.
    „Aha. Wie lange sollst du also noch im Bett bleiben?“
    „Eine Woche, meint der blöde Quacksalber.“
    „Gut. Also bleibst du eine Woche im Bett. Ich ernenne mich für diese Woche zum Boß. Guck, das gebe ich dir zur Unterhaltung.“
    Sie verließ Willi und legte ihm ein lustiges, leichtes Buch in Reichweite. Etwas später saß sie an Willis Platz beim Mittagstisch.
    Sie hatten Fischfrikadellen gegessen und warteten auf die Saftsuppe, als Gisela die Jungen ansprach.
    „Hört mal her, Jungs“, begann sie, „wir müssen uns gemeinsam überlegen, wie wir es diese Woche halten wollen. Ich kann nicht gut Willis Arbeit und die der Köchin ohne Hilfe bewältigen. Ich werde kochen, aber ihr müßt aufwaschen und dafür sorgen, daß
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