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Neues Glück für Gisela

Neues Glück für Gisela

Titel: Neues Glück für Gisela
Autoren: Berte Bratt
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Kinder haben, Gisela.“
    Zum ersten Male tat es nicht weh, solche Worte zu hören. Sie lächelte ihm zu.
    „Willi, kannst du dich erinnern, wie ich einmal zu weinen anfing, als du von den Tragödien der unerwünschten Kinder erzähltest?“
    „Ja, ich erinnere mich daran.“
    „Aber du weißt nicht, warum ich geweint habe.“
    „Weil du eine kinderliebende, normale, gesunde Frau bist, die selbst Kinder haben sollte.“
    „Ich kann niemals welche haben, Willi. Deshalb habe ich geweint.“ . Er sah sie an, seine Augen weiteten sich.
    „Du kannst niemals…“
    „Nein. Ich wurde einmal bei einem Autounfall schwer verletzt und mußte operiert werden. Ich bin seit langem wieder ganz gesund, und alles ist gutgegangen, aber die Operation machte mich unfruchtbar.“
    „Gisela… Gisela!“
    „Laß mich weitererzählen. Ich war damals verlobt. Mit einem Kindheitsfreund. Die Aussteuer war fertig, wir sollten sehr bald heiraten. Aber dann kam das mit dem Unfall und der Operation, und da löste ich die Verlobung, weil ich ebenso fühlte wie du. Ich hatte kein Recht, zu heiraten. Deshalb vollendete ich meine Studien und kam hierher. Ich hatte es sehr schlimm und war schrecklich einsam, bis ich dich traf und mit allen deinen Jungen, unseren Jungen bekannt wurde.“ Er lauschte beinahe atemlos.
    „Aber, Gisela, hattest du denn deinen Verlobten nicht lieb?“
    „Doch, auf eine sozusagen selbstverständliche Weise. Wir hatten einander immer gekannt. Er ist übrigens jetzt verheiratet. Dieser Verlust war, ehrlich gesprochen, nicht so schwer zu überwinden. Aber das Gefühl, daß ich nie Kinder haben sollte, ich, die Kinder so gern hat, das hat mich fast umgeworfen. Aber dann, dann habe ich ganze achtundzwanzig Kinder bekommen…“, Gisela lächelte, „… und bekam auch Gebrauch für meine Aussteuertruhe, wie du weißt.“
    „Deshalb also…“
    „Ja, deshalb. Aber dann wurde es doch wieder schlimm, als ich verstand, wie es um mich bestellt war. Erst als ich dich kennenlernte, wußte ich, was Liebe eigentlich ist. Und siehst du, Willi, das, was mich dauernd quälte, war der Gedanke, daß ich mich nie mit dir verheiraten konnte, selbst wenn du mich lieb hattest, woran ich übrigens oft zweifelte. Ich meinte, wenn irgendein Mann auf der Welt zum Vater geschaffen wäre, dann müßtest du es sein.“ Willi drückte ihre Hand.
    „Gisela“, flüsterte er, „Gisela!“
    Sie schwiegen eine Weile. Aber dann richtete Willi wieder seinen Blick auf sie.
    „Es ist wunderbar, daß du mich liebst, Gisela. Es ist wunderbar, daß wir uns endlich ausgesprochen haben und ich dir sagen durfte, was du mir bedeutest. Aber laß es damit genug sein, Gisela. Du mußt dir doch selbst sagen, daß ein Fräulein Ryssel aus der bekannten alten Ravensundfamilie nicht den unehelichen Sohn einer…“
    Gisela legte eine Hand über seinen Mund.
    „Du bist es, den ich liebe, Willi, dich will ich haben, und deine Familie interessiert mich nicht die Spur.“
    „Aber denke an mich! Kannst du mir zumuten, in eine feine und reiche Familie zu kommen, wo ich immer ein Außenstehender und vielleicht zur Not geduldet sein würde?“
    Gisela erhob sich, und ihre Augen leuchteten.
    „Es ist wirklich schade, daß du damals den Rohrstock verbrannt hast, Willi, denn weiß Gott, jetzt verdienst du Prügel. So etwas! ,Vielleicht zur Not geduldet!’ Was glaubst du denn von meiner Familie? Daß meine Eltern schreckliche Snobs sind?“
    „Nein, Gisela, nein, so war es nicht gemeint. Aber du bist das einzige Kind, und deine Eltern haben sicher…“
    „… haben sicher gewünscht, daß ihr einziges Kind glücklich werden soll. Und das mit dem Wohlstand, laß uns mit dem Unsinn endlich aufhören. Also schön. Ich bin reich, vorderhand noch. Aber in vierzehn Tagen bin ich es nicht mehr. Zunächst habe ich dann Rolfs Zukunft sichergestellt, und dann habe ich mein ganzes Vermögen – von einem kleinen Reservekapital abgesehen – in einem Legat niedergelegt, errichtet für das Knabenheim Siebeneichen. Das Kapital soll nicht angerührt werden, und was die Zinsen betrifft, so hat nur der Heimleiter darüber zu bestimmen. Nun? Hast du noch weitere Einwände?“
    „Ich… kann es eben nicht lassen, an deine Eltern zu denken, Gisela.“
    „Ich auch nicht. Weil ich weiß, wie froh sie sein werden. Aber hör zu, du kannst den Brief lesen, den ich ihnen schreiben werde, worin ich ihnen von meiner Verlobung und alles über dich erzähle, wenn ich es darf? Du kannst sicher
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