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Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller
Autoren: Lutz C. Frey
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der wütenden Kreatur und tropfte dort in einem zähen Faden herab.
    Das Wesen wurde schlagartig ruhig, erstarrte zitternd in seinen Bewegungen und starrte Jakob wortlos an.
    “Hier kannst du bleiben, bis die Bullen kommen”, sagte der und dann drehte er sich um und stakste aus dem Raum. Sloburn, der sehr wohl wusste, dass die Polizei das Wesen im Käfig nie zu Gesicht bekommen würden, drehte sich ebenfalls um, griff sich seine Taschenlampe vom Boden, stopfte sie in seinen Hosenbund und folgte Jakob, welcher zielstrebig den Gang entlangstiefelte. Wenn der Junge noch ein kleines bisschen aushielte, würde es wahrscheinlich genügen, damit er überleben konnte. Gut für ihn.
    Der Junge hielt durch. Gemeinsam gingen sie in das Jugendzimmer und Jakob zog seine Klamotten an, die immer noch säuberlich auf der Lehne des Stuhls hingen. Auf der anderen Stuhllehne hingen die Seidenstrümpfe und das elegante schwarze Ballkeid der ehemaligen Vorzeigeblondine.
    Jakob schaute nicht einmal hin. Als er fertig war, gab er Sloburn seinen Trenchcoat zurück und beide gingen schweigend nach unten.
    Als sie den kleinen Platz vor dem Haus erreichten – sie hatten das Haus durch die Vordertür verlassen, die Sloburn einfach aufgetreten hatte –, fischte Jake ein Päckchen Zigaretten aus den Tiefen seines Trenchcoats.
    Er reichte Jakob eine, der sie mit zitternden Fingern annahm. Schweigend rauchten sie eine Weile, während der Junge allmählich wieder zu sich kam.
    “Und nun?”, fragte Jakob. Die Zigarette in seiner Hand zitterte, aber seiner Stimme war das kaum anzuhören. Sehr gut, dachte Jake Sloburn. Er schaute dem Jungen prüfend in die Augen, das eigene Durchschnittsgesicht wie immer bar jeglicher Regung, wie eine wächserne Maske.
    “Sie sind bei einem Unfall gestorben. Alle drei. Du hattest Glück.” Jakob starrte eine Weile vor sich ins Leere. Dann nickte er langsam und eine einzelne Träne rollte aus seinem rechten Augenwinkel. Er machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen und sie tropfte von seinem Kinn auf den Boden. Jakob rauchte einfach weiter.
    Aus dem Jungen war ein Anderer geworden. Ein Mann, stellte Sloburn fest, nicht ohne eine gewisse Befriedigung. Und obwohl gerade Tränen über seine stoppeligen Jungenwangen liefen, wirkte er weit weniger weinerlich als zu dem Zeitpunkt, da er halb wahnsinnig vor Angst aus dem Spiegelschrank gesprungen war. Er wirkte reifer. Gut für ihn.
    Sloburn griff noch einmal in die Tiefen seines Mantels und beförderte eine schmale, silberne Kette daraus hervor. An ihrem Ende war ein runder, glatter Stein angebracht, der aussah wie ein Stückchen weißen Quarzes. In seiner Mitte schien etwas Rotes eingeschlossen zu sein, wie ein Blutstropfen in einem kleinen Häufchen Schnee. Als er den Stein in Jakobs Hand drückte, nickte dieser wortlos und legte sich die Kette um. Mit einem leisen Klicken verschloss sie sich in seinem Nacken und der Stein rutschte in den Ausschnitt seines T-Shirts. Jakob würdigte die Kette und den Anhänger keines Blickes. Auch das war gut.
    “Das ist der Preis, oder?”, fragte er Sloburn nach einer Weile.
    Der sagte gar nichts.
    “Der Preis, dass ich das da drinnen überlebt habe”, stellte er fest und deutete mit dem Stummel seiner Zigarette auf das finstere Gebäude am Waldrand. Sloburn nickte, beinahe unmerklich. Ja, das war der Preis, gewissermaßen. Oder zumindest ein Teil des Preises.
    “Wenn die Zeit kommt”, sagte Sloburn und Jakob wiederholte: “Wenn die Zeit kommt.” Dann warf er die Kippe auf den Boden und trat sie mit der Fußspitze aus.
    “Hab’ was vergessen”, sagte Sloburn, das Gesicht noch immer eine Maske der Ausdruckslosigkeit, unwirklich wie das einer Statue. Dann ging er in das Haus zurück, während Jakob in den kleinen Fiat stieg, sich hinter das Steuer setzte und den Wagen anließ. Ohne sich noch einmal umzuschauen, fuhr er von dem kleinen Parkplatz vor dem ehemaligen Bordell.
    Etwa fünfzehn Minuten später hatte er eine Kurve am Rande einer steilen Klippe erreicht, welche für seine Zwecke geeignet zu sein schien. Er fuhr ein wenig höher und sah sich um.
    Kein anderer Wagen war zu dieser frühen Morgenstunde unterwegs. Gut für ihn.
    Dann stieg er aus, nachdem er die Lenkung des Wagens auf den Rand der Klippe ausgerichtet hatte, legte den Leerlauf ein und ließ den Wagen auf den Abgrund zurollen. Als dieser am Rand der Straße angekommen war, hatte er ausreichend beschleunigt, um die Leitplanke zu durchschlagen. Mit
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