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Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller
Autoren: Lutz C. Frey
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Außenwelt nichts mitbekamen. Oder die Außenwelt nichts von ihnen.
    Ein ganz bestimmter Raum fehlte jedoch noch. Jake fand ihn an der rechten Seite des Flurs. Er war nicht verschlossen und die Vorsicht, die Jake beim Öffnen des Raums an den Tag legte, stellte sich als überflüssig heraus, denn hier war ebenfalls niemand. Die Betten waren ordentlich bezogen, die Bezüge glatt gestrichen und – verstaubt. Offenbar hatte in den Doppelstockbetten, die dem Zimmer ein kasernenhaftes Flair verliehen, schon länger niemand mehr geschlafen. Die Vorhänge im Schlafsaal waren intakt und nicht an die Wand genagelt. Sloburn schob sie beiseite. Als er das tat, warf Jakob, der ihm wie ein Schatten folgte, einen interessierten Blick nach draußen. Die Dunkelheit war an den Rändern des Horizonts bereits einem schmutzigen, dunklen Grau gewichen – es versprach ein weiterer, regnerischer Morgen zu werden, schon bald.
    In diesem Moment vernahmen sie ein Rumpeln über ihren Köpfen, begleitet von einem schleifenden Geräusch.
    Der Dachboden, natürlich. Ab hier gab es nur noch eine Möglichkeit und Jakob würde er bei dem, was er tun musste, nicht gebrauchen können.
    “Bleib hier sitzen, OK?”, versuchte Sloburn seinen beiläufigsten Ton. Er schaute Jakob in die abwesend wirkenden Augen. Der Junge musste durchhalten – aber wenn er ihn noch einmal beruhigte , würde von seinem Ich nicht mehr allzu viel übrig bleiben und er seinen jetzigen apathischen Zustand vermutlich für alle Zeiten beibehalten. Und wenn er sah, was da oben sein würde, verfiele er in einen ganz anderen Zustand – für die letzten paar Sekunden seines Lebens.
    Sloburn fragte sich, während er den Flur hinabging, wieso er so etwas wusste. Wieso er wusste, dass da oben etwas war, das lauerte, auch wenn er noch nicht sagen konnte, was genau ihn dort erwarten würde. Es war etwas, das da nicht hingehörte. Nicht auf den Dachboden, nicht in die Stadt. Es war etwas, das so wenig in diese Welt gehörte wie – nun, wie er selbst zum Beispiel.
    Er konnte es nicht sagen, genauso wenig wie er sagen konnte, was ihn dazu trieb, zu dem Ding auf den Dachboden zu steigen.
    Er wusste es nicht und konnte sich auch nicht erinnern, dass ihn solche Fragen jemals vorher interessiert hatten. Aber auch das war nur eine vage Vermutung, denn Jake Sloburn beschäftigte sich nicht mit der Vergangenheit. Oder mit der Zukunft. Es genügte, wenn ihm sein Gedächtnis in jedem Moment genau jene Informationen bereitstellte, die er benötigte. Das genügte, oder hatte es zumindest bisher immer getan.
    Als er aus dem Flur in das Treppenhaus trat, überlief ihn ein Frösteln. Er schüttelte es ab, zuckte die Schultern und machte sich auf der alten, knarrenden Holztreppe auf den Weg nach oben, zum Dachboden.
     
     

18
     
    E S hatte viel getrunken und dann hatte ES seine Kinder genährt. Reizende, zarte Geschöpfe, die SEIN Herz mit der Liebe einer stolzen Mutter erfüllten. Noch waren sie schwache, schutzbedürftige Geschöpfe, verletzlich und angreifbar. Doch hatten die Mädchen wie alle kräftigen Kleinkinder einen gesunden Durst, der jede Nacht ein wenig größer wurde. Und brachten sie IHM nicht Nacht für Nacht neue Gefäße, zartes Fleisch und frisches, köstliches Blut? Und stillte ES im Gegenzug nicht auch ihren Durst, wie es jede treusorgende Mutter tat?
    ES konnte sich nicht mehr erinnern, was vor dem Blut gewesen war. Wer ES gewesen war, und wie ES hierhergekommen war. Wie ES zu dem geworden war, was ES jetzt war. Manchmal glaubte ES, sich zu erinnern, an eine andere, frühere Zeit, als alles anders gewesen war. Die Russen, zuckte es durch SEIN Gehirn. Träge spülte SEIN Gedankenstrom in diese Richtung. Die Russen. Das Wort bedeutete irgend etwas, es gab einen Zusammenhang. Die Russen hatten das Pulver gebracht, köstliches, weißes Labsal, nachdem ES gierig war, vielleicht sogar süchtig. Weiße, kristallklare Unschuld, nach der SEIN Körper schrie. Fast so sehr wie nach dem Blut.
    ES hatte die Russen, die das Pulver gebracht hatten, getötet und gefressen. Sie waren SEINE allererste Mahlzeit gewesen und sie hatten köstlich geschmeckt, ihre Leiber hatten ES sogar ein wenig beschwipst gemacht – das Blut der Russen war voller Zeug , Alkohol, Koks, Aufputschmittel, Haschisch, die ganze Palette. Und dann waren die Mädchen zu IHM gekommen, und ES hatte ihnen den Weg gezeigt, den Weg des Zeugs – und sie waren ihn gemeinsam gegangen, bis zum Schluss. Dann waren die Mädchen
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