Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller

Titel: Nest: Jake Sloburn Horror-Thriller
Autoren: Lutz C. Frey
Vom Netzwerk:
rumpelndem Getöse fiel der Fiat den Steilhang hinab, überschlug sich mehrfach und stürzte schließlich mit einem vernehmlichen Platschen in die kleine Bucht an dessen Fuß. Als der Wagen in dem schmutzigen Wasser versunken war, rutschte Jakob den Steilhang hinab, dem kleinen Fiat hinterher.
     
     

21
     
    S loburn hatte in der Zwischenzeit den Großteil der hochprozentigen Getränke sowie ein paar Tischdecken auf dem Boden der Bar im Keller des Bordells verteilt. Dann schnappte er sich ein Streichholzheftchen aus dem riesigen Cognacschwenker, der auf der Bar stand und riss ein Zündholz an. Das wütende Kreischen aus dem dritten Stock war hier unten kaum noch zu hören. Er warf das brennende Streichholz auf eine der schnapsgetränkten Decken.
    Als er das Bordell verließ, quollen bereits erste schwarze Rauchschwaden aus den Fensterläden und der offenstehenden Tür und das wütende Kreischen im dritten Stock ging in verzweifelte, erstickte Laute über.
    Zu dem Zeitpunkt, als Jakob in das kalte Wasser der kleinen Bucht sprang, um sich von der Strömung in den Kanal treiben zu lassen, stand das Gebäude bereits lichterloh in Flammen.

22
     
    N achdenklich drehte Sloburn die Ampulle mit den seltsamen Schriftzeichen zwischen den Fingern seiner verbundenen rechten Hand.
    Das bedeutete ganz und gar nichts Gutes. Aber wann hatte es jemals etwas Gutes bedeutet, wenn er geweckt wurde?
    Selten, freilich. Und wann war er eigentlich das letzte Mal geweckt worden? Er wusste es nicht zu sagen, denn er verfügte nicht über den Luxus einer Erinnerung.
    Er fühlte, dass dieses Mal etwas anders gewesen war als sonst, was immer das bedeuten mochte. Er horchte still in sich hinein, forschte widerstrebend nach den Gefühlen in seinem Inneren. Gefühlen nachzuforschen war ebenfalls nicht gut. Es war gefährlich .
    Dennoch forschte er weiter und schließlich fand er die Quelle seiner Unruhe. Etwas war entsetzlich schiefgegangen. Er konnte sich ganz einfach des Gefühls nicht erwehren, etwas vermasselt zu haben. Unachtsam gewesen zu sein. Vielleicht nur eine Kleinigkeit, möglicherweise sogar gänzlich unbedeutend, dennoch ... Unachtsamkeit gehörte einfach nicht zu seinen Wesenszügen, normalerweise – genauso wenig wie Gefühle zu seinen Wesenszügen gehörten. Oder Erinnerungen.
    Konnte er unachtsam sein, war das überhaupt möglich? An jedem anderen Tag wäre die Antwort wohl ein klares Nein gewesen. Jake Sloburn existierte, um seine Aufgabe zu erfüllen, sie perfekt zu erfüllen, und fertig. Dann schlief er, diesen seltsamen, traumlosen Schlaf, bis die nächste Aufgabe es erforderlich machte, dass er in Erscheinung trat. So war es immer gewesen, seit er denken konnte. Was, für sich genommen, ein ausgesprochen schlechter Witz war für einen Mann, der keine Erinnerungen hatte, die weiter in die Vergangenheit reichten als sein letztes Erwachen.
    Und doch hatte er sich heute, auf dem Dachboden, inmitten der allgegenwärtigen Vernichtung und des Todes, der sein Job war, erinnert . Er hatte sich erinnert an Hexen und fliegende Affen und noch etwas ... Und diese Erinnerung war älter als jeder bewusste Gedanke.
    Und sie war auch nicht Teil des Instinkts gewesen, den er wie ein Werkzeug gebrauchte, um seinen Job erledigen und überleben zu können. Diese Erinnerung, so war er nun sicher, gehörte nicht zum großen Plan .
    Er ging zu dem billigen Kunstdruck an der Wand über dem Kopfende des Bettes in seinem kleinen Zimmer, schob ihn beiseite und öffnete den dahinterliegenden Tresor, indem er die achtstellige Zahlenkombination in das Nummernfeld eintippte. Dann legte er die Ampulle mit den seltsamen Schriftzeichen hinein und verschloss den Tresor wieder.
    Anschließend zog er ein kleines, in Leder gebundenes Notizbuch hervor, das er auf dem Heimweg in einem Schreibwarenladen gekauft hatte. Nachdenklich legte er es auf die Tischplatte vor sich, schlug es auf, blätterte die erste Seite um und falzte sie mit seinem Handrücken säuberlich entlang der Bindung. Dann schrieb er in kleinen, etwas ungelenken Buchstaben:
     
    23. September
    Ich bin Jake Sloburn und heute hatte ich eine Erinnerung.
     
     

23
     
    E S war verletzt worden, der Rauch und die Hitze des Feuers brannten noch in SEINEM Körper und auf der zerschundenen Haut nach. Aber das bemerkte ES nicht einmal. ES war blind und taub vor Wut und Trauer. ES war SEINER Kinder beraubt worden, und SEINES Heims. War geflüchtet und verschanzte sich nun zwischen Wurzeln und fauligen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher