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Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan
Autoren: Othmar Franz Lang
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zugezogene Schlinge.
    „Was bist du bloß für ein Blödmann!“ schimpfte er zärtlich. „Du bist doch immer dasselbe Kaninchen, das sich hier verfängt — oder? Du siehst ja, wohin das führt, und ich komme wahrscheinlich nicht mehr hier vorbei. Zumindest nicht in diesem Jahr.“
    Anscheinend ließ sich das Kaninchen durch seine Stimme beruhigen. Es hatte sich unter seinen Händen zusammengekuschelt und ertrug sein Streicheln, ohne zu zittern. „Ja, das bist du“, sagte er, „ein bißchen doof, aber sonst ganz gut zu gebrauchen.“
    „Wozu?“ fragte Goody, die sich zu ihm hingekauert hatte.
    „Weiß ich nicht. Ich sag das bloß. Du merkst ja, es hört gern ein bißchen Lob. Es ist sehr aufmerksam.“
    „Ist es das Kaninchen, das dich im Haus besucht?“
    „Kann ich nicht sagen.“
    „He“, fragte Goody nun das Kaninchen, „bist du dieses Wundertierchen?“
    „Keine Reaktion“, stellte Cedric fest. „Lassen wir’s laufen.“
    Und da hüpfte das Kaninchen ganz langsam davon, in die Hecke hinein, duckte sich hin, wandte sich um, machte wieder ein, zwei Hopser, sah sich wieder um...
    „Das sieht ja fast so aus, als wollte es, daß wir nachkommen“, sagte Goody.
    „Ja, damit es für alle Zeiten Spielgefährten hat.“
    „Guck mal, jetzt sieht es sich schon wieder um. Was ist denn da?“
    „Nur Steine und modriges altes Laub.“ Cedric hob einen kleinen Ast auf, bog die Zweige der Sträucher zur Seite und merkte, wie das Kaninchen in einem Erdloch verschwand, sich umwandte und wieder herausguckte und noch einmal verschwand.
    „Weg“, stellte Goody sachlich fest. „Auf Nimmerwiedersehen. Wenn es jetzt noch einmal in die Schlinge gerät, hilft ihm keiner mehr.“
    Cedric stocherte inzwischen mit dem dürren Ast in dem vermoderten Laub um die Höhle herum.
    „Komm“, rief Goody, die schon ein paar Schritte weitergegangen war. „Zurück zu den Tanten!“
    „Einen Moment noch“, sagte Cedric geistesabwesend, stocherte weiter, und dann stieß er auf etwas, das weder Erde noch Stein war. „Goody!“ schrie er, „komm sofort, da ist etwas!“ Er stocherte jetzt nicht mehr, sondern lag auf den Knien und grub mit den Händen.
    „Da!“ keuchte er, „das scheint Leder zu sein, ganz verdreckt und vergammelt.“
    „Mensch“, stammelte Goody, „wenn das, ich meine, wenn das wirklich... du weißt schon... aber das gibt es doch nicht!“
    „Was gibt es nicht?“
    „Ich meine die Sache mit dem alten Jocelyn, wovon sie am ersten Abend geredet haben, als Mac noch da war.“
    Cedric erinnerte sich nicht, aber er grub weiter und legte einen fast verrotteten Lederbeutel frei. „Der lag lange hier“, stellte er fest, „und schwer ist er auch.“

    Goody kam herangekrochen. „Ist was drinnen?“ fragte sie und tastete gleichzeitig das verschmutzte Leder ab.
    „Scheint so“, sagten sie wie aus einem Mund.
    Cedric versuchte, den Beutel vorsichtig vom Boden abzuheben, damit er nicht zerriß. Das gelang ihm auch.
    „Das ist das Geld des alten Jocelyn“, flüsterte Goody ehrfürchtig. „Das Kaninchen hat die ganze Zeit versucht, dich hierher zu führen.“
    Die beiden rappelten sich hoch, den Beutel vorsichtig haltend, denn er war schwer, und sie fürchteten, das brüchige Leder könnte reißen.
    Als sie unter der Hecke hervorkrochen, sah Goody gerade noch den letzten Rest des sich in Rauch auflösenden Zylinders von Jocelyn Webb.
    „Eigentlich braucht der jetzt hier nicht mehr herumzugeistern“, meinte sie. „Sein Geld haben wir gefunden. Aber vielleicht kommt er wirklich nur wegen der schönen Aussicht.“ Bei den Tanten saß natürlich wieder der Colonel Webb am Tisch im Kaminzimmer, und wie immer führte er genau in dem Augenblick das Whiskyglas an den Mund, als sie mit ihrem Fund eintraten.

Ein verrückter Tag

    Die Nacht im Tantenhaus, die vorletzte vor der Heimfahrt, war ruhig vorübergegangen. Kein unheimliches Lachen war zu hören gewesen, kein Kaninchen lag in Cedrics Bett, und im Badezimmer tobte nicht die Brandung von der Küste Cornwalls, und das Geheul, das Cedric in der ersten Nacht so geängstigt hatte, blieb verstummt.
    Als Cedric aufwachte, regnete es draußen, und er mußte daran denken, daß dies nicht das ideale Wetter für die lange Autofahrt war, die Goodys Vater vor sich hatte. Nachmittags zwischen vier und sechs wollte er kommen. Und Mac war riesig neugierig auf die Münzen aus dem Lederbeutel, die ihnen Colonel Webb als Finderlohn geschenkt hatte. Sie stammten, wie ein
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