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Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan
Autoren: Othmar Franz Lang
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Bademantel mit dem Badetuch.“
    Noch nie hatte Cedric ein Gesicht so schnell freundlich werden sehen wie jetzt.
    „Warte“, rief Jessie, „du bekommst sofort anderen Kakao. Daß mir das mit der Kanne aber auch passieren mußte! Es ist da eine Stelle, an der mir öfters etwas hinunterfällt. Muß ein verborgene Wasserader oder etwas Ähnliches unter dieser Stelle sein.“
    Cedric bekam sein Frühstück und konnte es kaum erwarten, daß Goody auftauchte.
    Währenddessen sammelte Jessie die Scherben ein, nahm den Kakao mit einem feuchten Lappen auf, wischte danach den Boden und rätselte herum, woher das Kaninchen kommen könnte.
    „Das Dumme ist“, fing sie an, „daß wir tatsächlich bisher noch von keinem einzigen Menschen etwas über ein Kaninchen gehört haben. Wirklich nicht, das kannst du mir glauben, mein Babylein. Kein Sterbenswort. Spricht es denn mit dir, oder will es dich auf einen bestimmten Ort aufmerksam machen?“
    „Hab ich noch nicht bemerkt.“
    „Du mußt darauf achten, wohin es verschwindet. Vielleicht erscheint es nur dir, und nur du kannst irgend etwas finden, was es weiß.“
    Cedric konnte sich nur wundern, wie freundlich Tante Jessie auf einmal war. Freilich blieb die Frage unbeantwortet, warum sie jetzt wieder diese unförmigen Anglerhosen anhatte. Woher kam diese wahnsinnige Angst vor dem Wasser? Und wieso badete sie andererseits im Loch?
    Als ob sie seine Gedanken erraten hätte, sagte sie: „Ich bin einmal als Kind mit fast kochendheißem Wasser übergossen worden. Natürlich nicht absichtlich. Seit damals habe ich dieses Leiden.“
    Von der Treppe her drang das Geräusch von Schritten, aber es war nicht Goody, sondern Tante Sarah, die frisch und munter die Küche betrat.
    „Guten Morgen, Schätzchen“, grüßte sie ihre ältere Schwester. „Ich hoffe, du hattest eine gute Nacht.“
    „Eine ganz ausgezeichnete“, antwortete Jessie. „Sarah, ich kann nur hoffen, auch du hattest eine angenehme Nacht und ebensolche Träume.“
    „Worauf du dich verlassen kannst. Na, Junge“, wandte sie sich an Cedric, „du bist immer der erste aus den Federn, wie?
    Aber lassen wir Goody ruhig schlafen, vielleicht komme ich auf diese Weise im Schlauchboot hinaus auf den See.“
    „Wenn sie nicht rechtzeitig kommt, gehen wir“, versprach ihr Cedric.
    „Aber vorher mußt du noch ein Täßchen trinken, Kleines“, riet Jessie ihrer Schwester. „Der gestrige Tag war sicher sehr anstrengend für dich.“
    „Ein Täßchen trinke ich, Jessie“, sagte Sarah.
    Kein Wort sonst, kein Wort über den gestrigen Krach, die Beschuldigungen und Beschimpfungen. Cedric wurde nicht schlau daraus.
    Er begriff diese Veränderung erst, als Tante Sarah neben ihm im Schlauchboot saß und zu berichten begann. „Wir haben uns gestern noch ausgesprochen, mein Junge. Irgendwie muß es ja komisch auf andere wirken, wenn wir zwei alten Schwestern ewig streiten. Also, wir haben uns richtiggehend ausgesöhnt, und das soll dir ein Beispiel sein. Mein Gott, es gibt immer wieder mal Meinungsverschiedenheiten, und wenn man es genau nimmt, steckt immer nur dummes Zeug dahinter, um das zu streiten sich überhaupt nicht lohnt. Du meine Güte, hat sie entsetzlich ausgesehen mit ihrer Allergie, als sie zu heulen begann. Das war schon arg. Ich wußte gar nicht, daß ich sie gestern so gekränkt hatte. Mich muß wohl dieser Recorder so kühn gemacht haben, meinst du nicht auch?“
    „Ich sah heute morgen Jessie, als sie vom Loch zurückkam.“
    Auch Tante Sarah erschrak über diese Eröffnung. „Und wo hast du sie gesehen?“ fragte sie sofort.
    „Im Garten unterm Haus. Sie kam bumsfidel den Hang herauf und pfiff ein Liedchen.“
    Sarah sah sich um, und als sie merkte, daß wirklich kein Mensch in der Nähe war, äußerte sie sich erst zufrieden über das Bootfahren und sagte dann: „Ich glaube, Cedric, ich muß dir endlich eine Eröffnung machen, vorausgesetzt — und das ist wirklich Bedingung — , daß du keinem Menschen auch nur ein Sterbenswörtchen sagst.“
    „Auch Goody nicht?“
    „Auch der nicht. Kann ich mich auf dich verlassen?“
    „Hundertprozentig, Sarah.“
    „Also: Ach, wo fang ich bloß an! Vielleicht damit, daß ich dir sage, daß wir Nessie schon lange kennen. Jawohl, wir kennen Nessie, länger schon als fünfzig Jahre. Und Jessie war heute draußen, und nicht nur heute, und hat es gefüttert. Und manchmal, aber du darfst es wirklich nicht weitersagen, manchmal ist Nessie auch in unserem Haus auf
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