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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
Autoren: Terry Waiden
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Pustekuchen! »Woher soll ich das wissen?«, antwortete sie dementsprechend angesäuert.
    Frau Illay mischte sich ein. »Da meine Enkelin nun da ist, können wir uns um die Formalitäten kümmern«, sagte sie. Ihre Miene war nach wie vor in höfliche Freundlichkeit getaucht. Die britische Königin hätte von ihr noch etwas lernen können.
    Die Enkelin war allerdings von einem anderen Schlag. Sie richtete sich mit offensichtlicher Verärgerung an ihre Großmutter. Ein Schwall ungarischer Beschwörungen prasselte auf die arme Frau nieder. Sie möge sich das Ganze noch einmal überlegen. Und überhaupt, eine Person wie diese Mikaela David? Wie konnte sie das in Erwägung ziehen? Was wussten sie schon über sie? Vielleicht hatte es diese Frau nur auf ihr Geld abgesehen und so weiter und so fort.
    Kurzzeitig wollte Mika einschreiten. All diese Unterstellungen. Dabei kannte die Enkelin Mika nicht wirklich; abgesehen von dem einen Mal. Okay, sie musste Timea Illay zugutehalten, dass diese Begegnung kein positives Licht auf Mika warf. Unter diesem Gesichtspunkt gelang es ihr, sich zurückzuhalten. Auch wenn ihr Kessel knapp vorm Überkochen war.
    Mika nahm sich vor, nachher bei ihrem Nachbarn zu klingeln. Er hatte immer behauptet, dass die Kurse, die vom Arbeitsamt angeboten wurden, sinnlos wären. Ungarisch für Anfänger und Fortgeschrittene – was bitte sollte das bringen? Aber Mika hatte es gewusst. Diese Sprache konnte einem im Leben weiterhelfen. Der Beweis wurde in diesem Moment angetreten. Aber es war vielleicht besser, wenn Großmutter und Enkelin nicht wussten, dass Mika den Großteil der Unterhaltung verstehen konnte. Sie verzog leicht den Mund. Großteil war vielleicht etwas übertrieben. Sie konnte zwar viel verstehen. Es gab aber doch die eine oder andere Unsicherheit. Aber es war eindeutig, was Timea Illay ihr alles zutraute.
    Die Damen Illay hatten Mikas Anwesenheit anscheinend verdrängt. Der Schlagabtausch wurde immer spannender. Mika kam sich vor wie bei einem Tennismatch. Ihr Kopf folgte den Worten, die Großmutter und Enkelin hin- und herwarfen.
    Bis die Ältere mit einem kurzen Satz das Spiel beendete. »Timea, wir sind unserem Gast gegenüber unhöflich.«
    Mika versuchte sich mit einem Lächeln vom Kampf fernzuhalten. Zu spät.
    »Es gehört sich nicht, dass wir uns in Ihrer Gegenwart in einer fremden Sprache unterhalten. Bitte verzeihen Sie uns dieses ungebührliche Verhalten, Frau David.«
    Mika winkte ab. »Ist schon okay«, betonte sie höflich. Sie lernte schnell.
    Was von Timea Illay schlichtweg ignoriert wurde. »Wir waren nicht unhöflich, Großmutter«, sagte sie. Ihre Augen fixierten Mika, als wollten sie sie hypnotisieren und auf diese Art zum Gehen bewegen.
    Mika dachte nicht daran. Diese offensichtliche Ablehnung weckte ihren Widerspruchsgeist. Außerdem hatte der Blick noch andere Auswirkungen. Sie wollte Timea Illay schütteln, den Mund mit ihrem verschließen, nur um diesen schmalen Strich nicht länger sehen zu müssen. Mika wollte Timea Illay zum Stöhnen bringen, um ihr die Arroganz auszutreiben … Was hatte sie gerade gesagt?
    »Wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie ganz gut verstanden, was wir besprochen haben. Oder – Frau David?«
    »Nun ja …«, Mika rieb über die Flicken in ihren Jeans, ». . . ich kann ein bisschen Ungarisch«, gab sie zu.
    »Tatsächlich?«, sagte die ältere Frau Illay erfreut. »Dann eignen Sie sich noch besser für die Aufgabe.«
    Timea Illays Gesicht wurde zu einer starren Maske. Sie gab nach. »Wenn du meinst, Großmutter«, sagte sie. Dann wandte sie sich an Mika. »Kommen Sie mit in mein Büro«, befahl sie knapp.
    Dort forderte sie Mika nicht auf, Platz zu nehmen. Dafür blieb gar keine Zeit, weil Timea Illay loslegte, sobald sich die Tür hinter ihnen schloss. »Damit das klar ist. Sie werden mir jeden Tag Bericht erstatten. Alles, was Ihnen Frau Illay erzählt, werden Sie wortwörtlich aufschreiben. Sie will ihr Leben auf Biegen und Brechen dokumentieren. Und sie will anscheinend, dass Sie das machen.«
    Timea Illay baute sich vor Mika auf wie ein Eisberg. Mika war die Titanic und rammte voll dagegen.
    »Auch wenn ich während des Tages selten hier bin, werde ich Ihnen ganz genau auf die Finger schauen!«, versprach Timea Illay drohend.
    Dann sollte ich dafür sorgen, dass sich meine Finger an Stellen befinden, die schwer einsehbar sind, schoss es Mika durch den Kopf. Auf der Stelle begann ihr Gesicht zu glühen. Die Wangen
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