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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
Autoren: Terry Waiden
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mussten rot sein – puterrot wahrscheinlich. Hoffentlich konnte Timea Illay nicht Gedanken lesen, flehte Mika im Stillen. Sie versuchte aus der Miene ihres Gegenübers etwas herauszulesen. Die gab absolut nichts preis. Bis auf Ablehnung.

~*~*~*~
    M ika hatte genau drei Tage Zeit, um eine andere Arbeit zu finden.
    Fehlanzeige bei allen Anrufen, die sie machte. Anscheinend war der Arbeitsmarkt für Frauen mit abgebrochenem Philosophiestudium, dafür ohne besondere Qualifikationen, abgegrast. Das bedeutete, Mika musste einen Job machen, den sie nicht wollte. Und vor allem musste sie Timea Illay wiedersehen. Eine Tatsache, die Mika überhaupt nicht gefiel, denn Timea Illay verunsicherte sie.
    Mika überlegte, wann sie das letzte Mal so nervös war wie in Gegenwart dieser Frau. Das war vor mehr als drei Jahren gewesen, fiel ihr ein. Sie hatte ihren Eltern verklickern müssen, dass sie den Kompagnon ihres Vaters nicht heiraten würde. Wenn schon eine Vernunftehe, dann mit der Schwester, hatte Mika erklärt.
    Ein rabenschwarzer Tag war das gewesen.
    Aber Mika hatte ihn überlebt. Und sie war ihren Prinzipien treu geblieben. Auch wenn das für sie schmerzhafte Veränderungen bedeutet hatte. Einerseits. Andererseits hatten sich dadurch vollkommen neue Perspektiven aufgetan. Sie war seither keinen Zwängen mehr unterworfen. Mika schüttelte grinsend den Kopf. Außer vielleicht dem Zwang, heute ihren Dienst bei Frau Illay antreten zu müssen. Das heißt aber nicht, dass ich da nicht rauskomme, wenn ich es will, klärte sich Mika auf. Fürs Erste nahm sie sich aber vor, diesen Job durchzuziehen. Mit allem, was damit verbunden war.
    Pünktlich, fünfzehn Minuten verspätet, klingelte Mika an der Illayschen Villa. Die Begrüßung von Jeannie – eigentlich hieß sie Petra Lorentz – fiel nicht herzlicher aus als beim letzten Mal. »Da sind Sie endlich«, sagte sie mit einem demonstrativen Blick auf die Uhr.
    Mika tat so, als hätte sie es nicht bemerkt, sondern ging einfach hinein. Ohne zu wissen, ob sie damit richtig lag, eilte sie auf das Kaminzimmer zu. Selbstbewusst klopfte sie an und wartete auf das freundliche »Herein« von Frau Illay.
    Mit einem charmanten Lächeln wurde Mika empfangen. »Meine Enkelin ist heute den ganzen Tag außer Haus. Sie war aber so nett und hat den Laptop aufgebaut«, sagte Frau Illay. »Sie hat gesagt, dass da alles installiert ist, was Sie brauchen.«
    »Klingt gut«, meinte Mika. Dabei gab sie sich überzeugter, als sie es tatsächlich war. So viel Erfahrung hatte sie nicht mit den unterschiedlichen Texterfassungsprogrammen. Für das, was sie üblicherweise tippte, reichte ein Word-Programm, das nach heutigem Stand schon der Steinzeit zuzurechnen war. Aber für etwas Neueres hatte sie kein Geld.
    Sie ging zum Schreibtisch und startete den Computer.
    »Oh«, sagte sie nach wenigen Minuten erstaunt, »Sie arbeiten ja mit derselben Software, die ich auch habe.« Das machte die Arbeit für sie wesentlich leichter. Und auch der Laptop – Mika hatte befürchtet, ein nigelnagelneues Teil vorzufinden, mit allen Schikanen. Ein Teil, für das sie eine Gebrauchsanweisung gebraucht hätte. Die dann vermutlich in Koreanisch geschrieben war. Oder so übersetzt, dass sie mit der Anleitung am Ende hätte ein Fahrrad zusammenbauen können.
    Leise glucksend setzte Mika sich hin. »Sind Sie denn schon aufgeregt, Frau Illay?«, fragte sie ihre Chefin, während sie fasziniert auf den Bildausschnitt schaute, der sich auf dem Desktop zeigte. Wenn sie das richtig sah, war Timea Illay als Immobilienmaklerin tätig. Daher also die Verbindung zu Mikas Ex-Chef. Gleich und Gleich gesellte sich eben gern.
    »Aufgeregt?«, überlegte Frau Illay. »Doch, ein wenig. Schließlich werde ich vor Ihnen in den nächsten Wochen mein Leben ausbreiten.« Sie lächelte leicht. »Und – darüber ist Timea nicht besonders glücklich – auch unsere Familiengeschichte.«
    »Wenn Sie irgendwelche Leichen im Keller versteckt haben«, stellte Mika schmunzelnd fest, »werde ich davon also erfahren.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Frau Illay.
    Als Nächstes besprachen Mika und ihre Chefin, wie die Zusammenarbeit im Detail aussehen würde. Arbeitszeiten, Pausen, Arbeitsabläufe.
    »Sie können sich gern auch an Frau Lorentz wenden, wenn Sie etwas brauchen. Oder Sie gehen selbst in die Küche«, erklärte Frau Illay. »Hier gibt es übrigens keine Schlösser. Das heißt, es ist nichts versperrt.« Sie hüstelte leicht. »Ich
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