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Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)

Titel: Neptuns Tochter (Gesamtausgabe)
Autoren: Terry Waiden
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hinterher. Bis ihr Noch-Chef plötzlich in ihr Sichtfeld trat.
    »Nun zu Ihnen!«, polterte er los. Er kam auf sie zu wie ein Kampfhahn.
    Die Pfütze um ihre Schuhe verhinderte zum Glück, dass er Mika zu nah kommen konnte. Aber es war immer noch nah genug, um den Geruch von Alkohol und Zigarrenrauch wahrzunehmen. Die Genugtuung, sich wegzudrehen, gab sie ihm nicht. Sie hielt seinem Blick und seinem Atem stand. Und sie nahm die Worte: »Sie sind gefeuert. Ihre Papiere werden Ihnen zugestellt. Und jetzt raus hier!«, gelassen entgegen.
    Das war das Einzige, mit dem Mika an diesem Abend gerechnet hatte. Welcher Chef sah es schon gern, wenn eine kleine Angestellte seinen großen Tag zerstörte? Dabei wollte er heute irgendetwas Bedeutendes vollbringen.
    »Diesmal kann sie mein Angebot nicht ablehnen«, hatte er heute Mittag seiner Assistentin zugeflüstert. Sein breites Grinsen, das vor Selbstgefälligkeit nur so gestrotzt hatte, hatte Mikas Meinung von ihm noch bestärkt. Gernot Hampf war ein Ekelpaket. Wozu sollte der sich über seine Mitmenschen den Kopf zerbrechen? Hauptsache, die Profite stimmten.
    Wie hatte Astrid Fritsche unter Tränen erzählt? »Herr Hampf hat gemeint, dass es sich in der heutigen Zeit einfach nicht rechnet, drei Empfangsdamen zu beschäftigen.«
    »Du nimmst ihn doch jetzt wohl nicht in Schutz?«, hatte Mika entgeistert gefragt.
    »Was soll ich denn machen?«, war die Antwort gewesen. »Gegen die zwei jungen hübschen Frauen habe ich mit meinen fünfzig doch keine Chance.«
    Diese Ungerechtigkeit hatte Mika so aufgeregt, dass sie, ohne nachzudenken, in Gernot Hampfs Gespräch mit seiner Assistentin geplatzt war. Auf Mikas Vorwürfe hatte er erwidert, dass das Alter von Frau Fritsche bei seiner Entscheidung keine Rolle gespielt hatte. Aber sicher doch!
    Mika spürte wieder den Zorn in sich hochsteigen. Vielleicht war die Aktion mit dem Feuermelder etwas übereilt gewesen, aber Gernot Hampf brauchte einen Denkzettel. Und fertig!
    Und sie brauchte mal wieder einen neuen Job.

~*~*~*~
    » D as hier ist definitiv Ihre letzte Chance«, sagte Frau Schneider vom Jobcenter zwei Tage später. Sie fixierte Mika wie eine Schlange das Kaninchen, und genauso fühlte die sich.
    Vielleicht konnte Mika ihre Sachbearbeiterin noch umstimmen? Bisher war ihr das doch immer gelungen. Also machte sie erst einmal ein angemessen schuldbewusstes Gesicht.
    Frau Schneider blieb unerbittlich. »Ihr unschuldiger Augenaufschlag hilft nicht.« Der Stuhl ächzte, als sie sich langsam zu Mika beugte. »Was gibt es diesmal für eine Ausrede?«, fragte Frau Schneider.
    Mika öffnete den Mund. Von wegen Ausrede , wollte sie anfangen, da schnellte wie bei einem Verkehrspolizisten eine Hand in die Höhe. Halt, signalisierte sie. Mika legte eine Vollbremsung hin. Ihre Stimmbänder mussten gequietscht haben, so abrupt, wie sie am Sprechen gehindert wurden.
    »Ich will es gar nicht hören«, sagte Frau Schneider. »Seit drei Jahren führen wir dieses Gespräch in regelmäßigen Abständen. Ich habe jetzt genug.«
    Mika tat, als hätte sie das eben nicht gehört. »Man muss doch etwas gegen die Willkür solcher Arbeitgeber tun«, versuchte sie sich zu erklären.
    »Man vielleicht«, erwiderte Frau Schneider. »Aber nicht Sie. Hören Sie endlich damit auf, die Welt verbessern zu wollen.« Sie lehnte sich wieder zurück. »Wie gesagt: Bis jetzt habe ich Ihre Aktionen gebilligt. Aber jetzt ist es genug.« Frau Schneider rückte sich umständlich in ihrem Stuhl zurecht. »Wissen Sie, was für ein Glück Sie haben, dass Herr Hampf Sie nicht angezeigt hat?«
    Das wunderte Mika auch. Eigentlich hatte sie genau das befürchtet, nachdem ihr Verstand wieder normal funktioniert hatte. Sie hatte sich schon hinter schwedischen Gardinen gesehen, hoffend, dass ihr irgendjemand diesen berühmten Feilen-Kuchen bringen würde. Bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln.
    »Ob Sie das noch witzig finden, wenn ich Ihr Arbeitslosengeld kürzen lasse, Frau David?«, fragte Frau Schneider. Aus ihren Nasenlöchern drang ein missbilligendes Schnauben. »Genau das werde ich tun, wenn Sie diesen Job hier wieder vermasseln.« Sie klopfte mit ihrem Stift auf den Ausdruck, der vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
    Fasziniert lauschte Mika dem ungleichmäßigen Klopfen. Es hatte eine beinah hypnotische Wirkung auf sie. Ob das wohl Morsezeichen waren? Gab es eigentlich Kurse, in denen man das Morsen erlernen konnte? Das wäre viel eher was für sie. Im Gegensatz zu dem,
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