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Neobooks - Transalp 5

Neobooks - Transalp 5

Titel: Neobooks - Transalp 5
Autoren: Marc Ritter , CUS
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ich noch sieben Halbe mehr trinken müssen. Ich kann dir versichern: Das hat da herinnen jeder mitbekommen, dass ihr zwei euch näher gekommen seid.«
    »Wie peinlich, Anselm. Ich glaube, ich hatte einen im Tee. Aber: Es ist nix passiert, echt. Nur gekuschelt.« Sie starrte die Tischplatte an. »Glaube ich …«
    »Na ja, du hast dir ja einen strammen Jüngling ausgesucht.«
    »Och, Mensch, Anselm, jetzt sei nicht so. Du warst auch mal jung.«
    »Schon gut.« Der Tag war für Plank gelaufen.
    Die Kuckucksuhr über der Essensausgabe ließ den kleinen Vogel achtmal rufen. Allgemeine Aufbruchstimmung machte sich in der großen Stube breit. Die Fernwanderer waren durchgetaktet. Wanderbeginn acht Uhr. Sie schluckten die letzten Bissen hinunter und bewegten sich nach und nach zum Ausgang.
    Aus dem Schuh- und Trockenraum am Eingang kam plötzlich lautes Stimmengewirr. Eine internationale und interdialektionale Schimpftirade brach dort draußen los: »Kreizkruzifix!« – »Vaffanculo!« – »Jesus Fucking Christ!« – »Su ne driss!« – »Putaindemerde!« schallte es von der Türe her in die Stube. Plank stand auf, um nachzusehen, was los war. Lachend kam er zurück. »Jemand hat alle Schuhe aus dem Regal genommen und auf einen riesigen Haufen geworfen. Das musst du dir anschauen!«
    »Unsere auch?«
    »Wahrscheinlich. Aber wir warten einfach, bis alle anderen ihre Stiefel gefunden haben.«
    »Weißt du, was, Anselm? Warte du hier. Ich leg mich noch eine halbe Stunde hin. Meinst du, der Wirt verkauft Ohrenstöpsel?«
    »Wenn nicht, kannst du ja meine haben.«
    »Sind die nicht in deinem Parka im Auto?«
    Plank fummelte in der Tasche der Fleeceweste herum. »Die habe ich aus meinem Parka mitgenommen. Man weiß nie, wann man so was brauchen kann.« Dann zeigte er einen alten orangefarbenen Ohrstöpsel.
    »Nein, danke. Wird auch so gehen. Notfalls leg ich mir einen strammen Tiroler über den Kopf.«
    Damit tapste sie aus der Stube nach oben zum Lager. Zwei Minuten später kam sie zurück.
    »Na, ist er zu hart, der Tiroler? Oder dämmt er nicht gut genug?«, spöttelte Plank.
    »Nein, da sind die zwei Typen oben, die uns vorgestern das Fersenpflaster mit dem Dolch abgeschnitten haben. Und ich habe die gestern auch mal auf der Strecke hinter uns gesehen.«
    »Ja mei, da sind viele heroben unterwegs. Siehst du ja.«
    »Aber müssten die nicht viel schneller sein als wir? Und außerdem starren die mich so an.«
    »Nicht dein Typ? Die beiden sind doch sicher auch gut gebaut.«
    »Anselm, bitte! Ich sage dir, mit denen stimmt was nicht. Frauen haben da ein Gefühl für.«
    »Ja, bin ja da … jetzt hol ich dir erst einmal einen Kaffee … was so ein Kater aus Menschen macht …«, murmelte er, als er zur Essensausgabe ging.
    Prompt kamen die beiden jungen Burschen von oben zum Frühstück herunter. Sie setzten sich an einen Tisch im gegenüberliegenden Eck der Hütte. Wieder trugen sie saubere Bundhosen und eng geschnittene rotkarierte Hemden, die so aussahen, als hätten sie sie frisch gebügelt. Ihre blonden Haare waren akkurat geschnitten und mit Seitenscheitel versehen. Die Nacken waren sauber ausrasiert. Plank sah sie, als er mit zwei Tassen frischen Kaffees von der Ausgabe zurückkam. »Servus!«, begrüßte er sie. Er stellte den Kaffee bei Stephanie Gärtner ab und ging stracks auf die beiden Männer zu. »Wir schulden euch noch was. Kaffee oder Tee?«
    »Kaffee. Ohne alles. Danke«, sagte einer der beiden mit versteinerter Miene.
    Plank ging zur Ausgabe zurück und bestellte. Dann brachte er die beiden Haferl an den Tisch der beiden. »Wir haben den gleichen Weg, oder?«, fragte er.
    »Wieso, wo gehts ihr denn hin?«, sagte der eine, der offenbar reden konnte. Der andere konnte nur starren.
    »Schau ma mal. Einen schönen Tag noch.«
    »Berg heil!«, donnerten die beiden. Konnte der Zweite also doch reden.
    Plank ging zurück an den Tisch, an dem Stefanie Gärtner auf ihn wartete.
    »Die haben doch wirklich ’ne Schraube locker«, sagte sie zu ihm.
    »Ich glaubs jetzt auch. Rennen rum wie in einem Leni-Riefenstahl-Film. Aber wie sagte der Mann gestern auf der Terrasse: Jede Menge Irre unterwegs.«
    Dann sahen sie zu, wie die beiden geschniegelten Bundhosenträger eine trockene Breze zu ihrem Kaffee verschlangen, sofort danach aufstanden und mit ihren antiquierten Leinenrucksäcken zurückkamen. Sie riefen Plank und Gärtner ein zweites zackiges »Berg heil!« im Vorübergehen zu und verschwanden nach draußen.
    Plank
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