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Neobooks - Transalp 5

Neobooks - Transalp 5

Titel: Neobooks - Transalp 5
Autoren: Marc Ritter , CUS
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rutschte einen Meter auf die Seite, von wo aus er besser zusehen konnte, wie sie ihre Bergstiefel aus dem Stiefelberg klaubten. Nach fünf Minuten standen sie noch immer da und nahmen jeden einzelnen Schuh in die Hand. An den linken Füßen trugen sie bereits ihre schwarzen Bundeswehr-Stiefel. Aber die rechten schienen sie nicht zu finden. Einer von den beiden kam in die Stube, um sich beim Wirt zu beschweren. »Die zwei rechten sind weg!«, rief er aufgeregt, wie Anselm Plank deutlich hörte.
    Er dachte ganz kurz nach. Dann traf ihn beinahe der Schlag. Er rutschte ganz zu Stephanie Gärtner und flüsterte ihr ins Ohr: »Der Spruch auf dem Rätsel von gestern. Hinten drauf. ›Quantenphysiker‹ – das bin ich. Und das da vorne sind zwei Rechte im linken Schuh! Und die sind hinter uns her.«
    »Sag ich doch, die sind irgendwie komisch.«
    »Na ja, zum Lachen wohl nur bedingt. Schau doch mal den Zettel an. Den hast du doch gestern Abend eingesteckt. Zeig doch noch mal, was der Spindler da hinten draufgeschrieben hat.«
    Gärtner suchte alle ihre Taschen ab. Vergeblich. »Bist du sicher, dass ich den Zettel …«
    »Ja, ich bin sicher. Sehr sicher, sogar. In die Innentasche dieser Weste hast du ihn gesteckt.«
    »Aber Anselm, da ist er nicht. Und ich habe in der Weste geschlafen. Mir ist es nachts immer so kalt …«
    »Ach ja? Und du hast sie die ganze Nacht angehabt?«
    »Anselm, wie ich schon sagte: Ich habe mit dem geknutscht. Ein bisschen, mehr war da nicht. Okay?!«
    »Beruhige dich. Es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel, dass du den Zettel wohl irgendwo verschmissen hast. Erinnere dich. Ist er irgendwo rausgefallen?«
    »Wenn ich das gemerkt hätte, dann hätte ich ihn doch aufgehoben.«
    »Die Geschichte beginnt, mir weniger Spaß zu machen, ganz ehrlich, Stephanie. Wir müssen professioneller werden. Ab jetzt: kein Alkohol mehr.«
     
    Abhörprotokoll des Bundesnachrichtendienstes
    – VS-VERTRAULICH – amtlich geheim gehalten –
    In Kopie: Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz
    Aufgezeichnetes Ereignis: Telefongespräch zwischen
    Festnetz Innsbruck / Mobilgerät in Funkzelle Inntal
    Zeitpunkt: 8.29 bis 8.32 Uhr MESZ.
    Person 1: »Was habt ihr? Wieder mit den Zielpersonen gesprochen? Sofort abrücken, verstanden? Vollidioten, verdammte!«
    Person 2: »Melde gehorsamst, Truppführer, abrücken unmöglich, weil nur ein Schuh.«
    Person 1: (sehr lautstark) »Was geht mich das an, wie ihr da runterkommt, ihr Hornochsen. Und ich mache Meldung an den Oberstgruppenführer. Grottenolme! Troglodyten!«
    Person 2: »Mit Verlaub, Truppführer, wir sind keine Ausländer. Wir kommen aus dem Altreich!«
    Person 1: »Wollt ihr mit mir jetzt diskutieren? Abrücken habe ich gesagt.« (Pause) »Stopp, alles kehrt. Ihr bleibt am Ziel dran. Wäre noch auffälliger, wenn ihr jetzt verschwinden würdet nach euren Auftritten. Die Zielpersonen sind sicher auf euch aufmerksam geworden. Da müsst ihr jetzt durch. Neuer Befehl: Begebt euch in den Natureispalast Hintertux. Da kommen die Zielpersonen vielleicht morgen vorbei. Wartet dort in der Eishöhle. Wie ihr da hinkommt, ist mir egal. Ende der Durchsage. Sieg heil!«
    Person 2: »Natureispalast Tux … Hintertux. Zu Befehl, Truppführer! Sieg heil!«
    Lager Walchen, 1410 Meter, 8.52 Uhr
    Spindler gab Gas. 800 Meter Aufstieg aus dem Inntal herauf nach dieser Nacht und auf den längst vorhandenen Muskelkater draufgesetzt. Vor dem Wachhäuschen schaute der Diensthabende auf seine Uhr. Punkt 9 Uhr würde er seine Schranke schließen. Hinein ins Tal durfte ohnehin schon seit Stunden keiner mehr. Danach durfte auch keiner mehr hinaus, bis 17 Uhr. Das ganze Gelände bis zur Lizumer Hütte und noch darüber hinaus war militärisches Sperrgebiet. Das halbe Österreichische Bundesheer durchlief hier seine Schießausbildung im Gebirge. An den meisten Tagen war der Zugang für Bergwanderer auf den markierten Wegen zwar erlaubt. Heute aber war eine Schießübung angesetzt. Spindler hatte diese Ausschlusstage schon vor Wochen abgefragt.
    Er war am Hang ein Stück höhergestiegen und querte im Schutz der Bäume hinter dem Wachhäuschen vorbei. Der Diensthabende schien allerdings ohnehin mehr mit dem Minutenzeiger seiner Uhr beschäftigt als mit dem Schutz des Tales. Als er außer Sichtweite war, ging Spindler zur Brücke über den Bach, wo der Zirbenweg zur Lizumer Hütte begann. An der Rucksackwaage blieb er erstaunt stehen. Da schau her, dachte er sich, das ist mal ein Service für
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