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Neobooks - Transalp 5

Neobooks - Transalp 5

Titel: Neobooks - Transalp 5
Autoren: Marc Ritter , CUS
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Moment – das war ihr Verhängnis. Von hinten spürte sie einen kräftigen Tritt in den Rücken. Sie fiel kopfüber die Treppe hinab. Dann verlor sie das Bewusstsein. Der Wirt, der die Treppe heraufgekommen war, fing sie auf.
    Die Militärstreife hatte von den Vorgängen im Inneren der Hütte nichts mitbekommen. Auf Anweisung ihres Kompanieführers, die aus dem Funkgerät schnarrte, sollten die beiden Fahrer des Bundesforstfahrzeuges zur erkennungsdienstlichen Behandlung ins Lager Walchen verbracht werden, das Auto sollte einstweilen stehen bleiben. Die beiden Männer protestierten, schließlich wären sie im Auftrag der Bundesforste unterwegs. »Anweisung ist Anweisung«, meinte einer der Polizisten. Am Abend, nach Aufhebung der Sperre, könnten sie vom Lager Walchen wieder heraufsteigen und das Auto abholen. »Na schön«, sagte schließlich einer der beiden Männer, »ich hole nur noch meinen Rucksack aus dem Auto.« In diesem Augenblick bog Spindler mit forschem Schritt um die Ecke des Hauses. »Hab ich euch nicht gleich gesagt, dass ihr während der Sperrzeit nicht Auto fahren sollts!«, herrschte er die beiden Männer an. Die bekamen den Mund nicht mehr zu. Noch bevor sie recht reagieren konnten, hatte Spindler die Autotür geöffnet und seinen Rucksack vom Rücksitz herausgenommen. »Und meinen Rucksack hättet ihr um ein Haar auch noch mitgenommen, ihr Volltrottel!« Sprachs, drehte sich um und verschwand samt Rucksack ums Eck.
    »Auf geht’s Burschen« sagte einer der Polizisten zu den beiden Männern, »gemma, gemma!«
    In der Zillertalbahn, 11.57 Uhr
    »Romantisch.« Stephanie Gärtner sah das Zillertal draußen am Fenster der Schmalspurbahn vorbeiziehen und schaute auf Kühe, Berge und Häuser.
    »Wildromantisch. Diese Vielfalt von M-Preis und Billa. Und dazwischen ein bezaubernder McDonald's und auch die eine oder andere Tankstelle gestreut. Wie schön, dass sie auch nicht die Gewerbegebiete mit den Baumärkten vergessen haben. Und schau, wo wir gerade vorbeirauschen. Das dürfte eines der größten Sägewerke sein, das du südlich von Helsinki finden kannst. Herrlich: Ein Spaßbad direkt gegenüber! Und schau: eine echte ›Night Zone‹. Wie heißts im österreichischen Volkslied? ›Der Landmann zeigt sein strammes Wadl.‹ Damit ist wahrscheinlich dieser Discobunker gemeint. Aber ich verstehe deine Frühlingsgefühle. Na, Flugzeuge im Bauch?«
    »Anselm, du bist unmöglich. Es tut mir leid. Ich war ein bisschen besoffen, okay? Und ich bin nur neben diesem Typen gelegen. Ich war so müde, ich war nach drei Minuten weg vom Fenster. Du machst eine Szene, als wären wir seit zwanzig Jahren verheiratet und du hättest mich mit dem Eismann im Auto des UPS-Typen erwischt. Ganz ehrlich: Dich geht das einen Scheiß an, mit wem ich wann wo liege. Habe ich gerade gesagt, dass es mir leidtut? Vergiss es. Es tut mir gar nicht leid, und wenn ich den Kerl wieder treffe, dann nehme ich ihn mir aber ordentlich zur Brust. Oder einen anderen. Laufen ja nicht nur Rentner rum auf dieser Strecke. So. Basta.« Sie ließ sich in die Sitzbank zurückfallen, verschränkte die Arme und starrte zum Fenster hinaus.
    Plank schwieg und stierte durch das Fenster auf der anderen Seite des Zuges. Er führte sich auf wie ein eifersüchtiger Neuntklässler. Das wusste er. Aber genau so ging es ihm auch. Er hätte nie im Leben gedacht, dass er noch einmal so etwas wie Verliebtheit oder gar Eifersucht spüren würde. Er wusste auch, dass eine vorübergehende Ausschüttung von irgendwelchen Hormonen und Neurotransmittern in seinem Kleinhirn dafür verantwortlich war, dass er sich seit ein paar Tagen so fühlte. Betonung auf ›vorübergehend‹, wie er sich immer wieder einredete.
    Sie fuhren schweigend durch das Zillertal an den natürlichen und menschengemachten Sehenswürdigkeiten vorbei. Sie saßen sich direkt gegenüber. Plank starrte aus dem linken Fenster. Gärtner aus dem rechten.
    Als der Zug in Mayerhofen, der Endstation, hielt, mussten sie sich beim Aufstehen in die Augen blicken, um stumm abzustimmen, wer sich zuerst vom Sitz erheben sollte. Sonst wären sie mit den Köpfen oder Körpern zusammengestoßen. Keinem von beiden war nach der Berührung des anderen.
    Als sich ihre Blicke trafen, sagten sie beide wie aus einem Mund: »Entschuldigung.« Erst grinste Plank, dann fielen sie beide in ein herzhaftes Lachen, das den Ärger wegfegen sollte. Das war an der Oberfläche der Fall. Doch der alberne Streit hatte Spuren
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