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Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Nemesis 04 - In dunkelster Nacht

Titel: Nemesis 04 - In dunkelster Nacht
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über zwischen dem Bettgestell und der Wand eingeklemmt gewesen war, dass sie sich nicht die ganze Zeit über im Keller aufgehalten hatte, als ich ohne Bewusstsein gewesen war, oder? Vielleicht war sie noch nicht einmal wirklich eingeklemmt gewesen, sondern hatte sich nur in den Spalt gezwängt und meiner Hilfe nur zum Schein bedurft, um schließlich auf ein im wahrsten Sinne des Wortes lückenloses Alibi zurückgreifen zu können?
    Paranoia, schoss es mir durch den Kopf, während mir die an Hysterie grenzende Panik wieder einfiel, die Judith übermannt hatte, als ich Schutt und Geröll beiseite geschafft hatte, um sie zu befreien. Meine Gedanken waren vollkommen paranoid. Judith, eine eiskalte Mörderin mit psychologisch perfekt ausgetüfteltem Plan in der Tasche?
    Das war unmöglich! Sie müsste eine mehr als geniale Schauspielerin sein, und nicht zuletzt mindestens so krank wie ich, der eine solche Möglichkeit zumindest für einen winzigen Moment in Betracht gezogen hatte. Ich streichelte ihren Rücken, wie um mich für meine unausgesprochenen, irrsinnigen Gedanken zu entschuldigen. So etwas passte nicht zu ihr. Nicht zu der Judith, die ich kennen gelernt hatte, und überhaupt zu niemandem auf der Welt, der nur einen Rest von Gefühl und Menschlichkeit in sich trug.
    Aber was war hier schon menschlich, meldete sich eine aufsässige Stimme aus meinem Unterbewusstsein. Und außerdem kannte ich sie doch erst seit heute Abend. Was wusste ich schon von ihr?
    Carl. Kein anderer als der Wirt konnte es gewesen sein.
    Ich ärgerte mich darüber, überhaupt über andere Möglichkeiten nachgedacht und mich damit nur ein bisschen verrückter gemacht zu haben. Seine Angst klang echt, seine Verfassung war eine bedauernswerte, aber das änderte nichts an der eindeutigen Situation, in der ich ihn hier vorgefunden hatte. Offenbar hatte er sich während oder nach seiner grauenvollen Tat buchstäblich in die Hosen gepisst, aber wer fand sich schon in der Psyche eines Mörders zurecht?
    Ich jedenfalls nicht. Und genau deshalb musste ich schleunigst aufhören, im Stillen nach jemandem zu suchen, der die Möglichkeit und ein Motiv gehabt hatte, Stefan und Ed zu töten. Im Endeffekt hätte es jeder gewesen sein können, und jedem von uns winkte ein Alleinerbe, das in die Millionen ging, wenn er oder sie diese Nacht allein überlebte. Außer Carl, was ihn ein kleines bisschen entlastete.
    »Maria hat Ed bedroht«, stellte Ellen in diesem Augenblick nachdrücklich fest. Ich war so sehr in meine Gedanken versunken gewesen, dass ich ihre letzten Sätze überhaupt nicht verstanden hatte, aber niemand schien bemerkt zu haben, dass ich nicht zugehört hatte. »Ihr habt es alle gehört. Und mal ehrlich: Ging es nur mir so, oder hattet ihr nicht auch den Eindruck, dass sie ein bisschen verrückt ist?«
    Genau wie du, dachte ich bei mir und biss mir tatsächlich auf die Zunge, um diese Bemerkung bei mir zu behalten. Es war nicht nur unnötig, Streit zu säen, sondern möglicherweise auch gefährlich. Jeder konnte der Mörder sein, und jeder, der etwas Falsches sagte, der nächste Tote. Außerdem sollten wir zusammenhalten, bis wir definitiv wussten, gegen wen wir unsere Energien zu richten hatten.
    »Aber sie hat mit Ed geschlafen«, wandte Judith fast empört ein. »Dann kann sie ihn doch nicht ein paar Stunden später einfach abmetzeln, wie ein Stück Vieh!«
    »Vielleicht gerade deshalb?« Ellen verzog das Gesicht zu einem gründlich missratenen Grinsen und sah mit einer abschätzend hochgezogenen Braue zu Eds Leichnam hinüber. »Vielleicht hat der liebe Ed uns ja auch etwas vorgeschwindelt, und in Wirklichkeit war da gar nichts?«
    »Aber sie hat ihm nicht widersprochen«, wandte ich kopfschüttelnd ein. Das überraschend unbefangene Gerede der beiden Frauen über Sex war mir unangenehm, und ich hoffte, das Thema mit dieser Feststellung abschließen zu können, ehe die Debatte weitergeführt werden und wieder dahingehend ausarten konnte, dass erneut Ellens Paarungstheorie und damit auch mein kleines Abenteuer mit Judith peinlich angetastet wurde.
    »Vielleicht haben Maria Eds freche Lügen einfach sprachlos gemacht«, mutmaßte Ellen schulterzuckend.
    »Im Übrigen könnten seine Lügen über sie noch ein weiterer Grund für Maria gewesen sein, ihn umzubringen. Und wenn es stimmte ... Mal ehrlich – wer mehr oder minder freiwillig mit einem Typen wie Ed in die Kiste hüpft, der hat doch wohl einen mächtigen Sprung in der Schüssel,
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