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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille
Autoren: Das Vermächtnis
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wie Sie es bei Frank Bellarosa taten -, und dabei vielleicht versehentlich die Blutung wieder ausgelöst haben.«
    Mr Mancuso, so vermutete ich, wollte mich vorwarnen, dass es später ein paar Fragen hinsichtlich des pathologischen Befunds zur Todesursache geben könnte. Ich dankte ihm insgeheim und erwiderte: »Ich habe getan, was ich tun musste.« Zur Klarstellung fügte ich hinzu: »Ich habe die 9-1-1 angerufen.«
    Dabei beließen wir es, und falls Mr Mancuso dachte, ich hätte eingegriffen, um Anthony Bellarosas Tod zu beschleunigen, sagte er es nicht. Ich hoffte allerdings, dass er Verständnis dafür hatte.
    Allem Anschein nach gab es nichts mehr zu sagen, daher schüttelten wir uns alle die Hand, und Susan und ich stiegen ins Auto und fuhren über die lange, dunkle Zufahrt.
    Das Pförtnerhaus war erleuchtet, und vor der Tür standen Polizeiwagen und Kleinbusse der Nachrichtensender. Das Tor war offen, und ich fuhr hindurch, weg von Stanhope Hall und auf die Grace Lane.
    Wir kehrten nicht nach Stanhope Hall zurück, sondern blieben eine Woche im Creek, telefonierten mit Freunden und Verwandten, trafen uns aber mit niemandem. Außerdem stellten wir uns Detective Jones für weitere Fragen zur Verfügung. Susan konnte Tony Rosini mühelos identifizieren, und man legte ihm eine ganze Reihe von schweren Straftaten zur Last - unter anderem Kidnapping -, für die er so lange inhaftiert werden würde, dass man es nur nach geologischer Zeitskala messen konnte.
    Detective Jones hatte mich bezüglich des Autopsieberichtes befragt - vor allem dahingehend, ob ich wüsste, wie Anthony Bellarosas Wunde, die sich durch geronnenes Blut so schön geschlossen habe, wieder aufbrechen konnte, sodass man Blutklumpen rund um die Wunde und andere tief im Wundkanal gefunden habe. »Als hätte jemand irgendetwas in die Wunde gestoßen«, sagte er.
    Ich konnte das kaum glauben oder gar verstehen und erwiderte: »Ich habe keine medizinische Ausbildung - von einem Erste-Hilfe-Kursus beim Militär einmal abgesehen -, daher kann ich diese Frage nicht beantworten.«
    Er schien mit meiner Antwort nicht ganz zufrieden zu sein, sagte aber: »Ich glaube, die Anklagejury wird auf entschuldbare Tötung befinden.«
    Worauf ich erwiderte: »Zu welchem Schluss sollte sie denn sonst kommen?«
    Nach einer Woche im Creek reservierte ich für uns ein Zimmer im Gurney's Inn in Montauk Point.
    An unserem ersten Abend dort spazierten wir am Strand entlang in Richtung Osten, zum Leuchtturm in der Ferne. Um Mitternacht waren nicht viele Menschen am Strand, aber eine Schar junger Leute hatte aus Treibholz ein Feuer gemacht, und ein paar unverzagte Angler standen draußen in der Brandung und köderten Blaubarsche.
    Der Mond stand im Südwesten, und er warf einen breiten Lichtstreifen auf den Ozean und tauchte den Strand in seinen silbernen Schein. Eine hübsche Brise zog übers Wasser, trieb weiße Schaumkronen auf die Wellen und trug den Geruch der salzigen Luft und das Rauschen der Brandung zur Küste.
    Susan und ich liefen Hand in Hand durch den weißen Sand und sagten nichts, lauschten bloß der See.
    Wir kletterten auf eine kleine Sanddüne, setzten uns hin und betrachteten den Ozean. Draußen am Horizont sah ich die Lichter von Frachtern und Tankern, die aussahen wie kleine Städte, die auf dem Wasser schwebten.
    Wir saßen eine ganze Zeitlang da, bis Susan mich fragte: »Wollen wir noch immer heiraten?«
    »Kriege ich immer noch meine Yacht?«
    Sie lächelte. »Natürlich. Nach unserer Hochzeit segeln wir mit den Kindern nach England und räumen deine Wohnung aus. Danach ... schicken wir Edward und Carolyn per Flugzeug nach Hause.«
    »Und anschließend?«
    »Können wir gemeinsam um die Welt segeln?« »Können wir.« »Ist es gefährlich?« »Spielt das eine Rolle?« »Nein, tut es nicht.«
    »Es ist ein Erlebnis, nach dem man wie verwandelt ist.« »Gut. Genau das brauche ich.« Sie legte den Arm um mich und fragte: »Wo möchtest du künftig leben?« »Ich glaube, wir werden den passenden Ort erkennen, wenn wir ihn sehen.« »Hilton Head würde dir gefallen.«
    Ich lächelte. »Könnte schon sein.« Sieh zu, dass deine Freunde in der Nähe und deine Feinde noch näher sind. »Wirst du New York vermissen? Stanhope Hall?«
    »Vermutlich schon - es ist ein Teil von mir. Aber wir beide haben schöne Erinnerungen daran, wie wir hier aufgewachsen sind, uns verliebt haben, geheiratet, unsere Kinder großgezogen haben ... an unser gemeinsames Leben. Und wenn
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