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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille
Autoren: Das Vermächtnis
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ohne den Blick von Anthony abzuwenden.
    Ich hob ihren Morgenmantel und das Höschen auf und gab sie ihr. »Ich rufe die Polizei.«
    Sie packte mich am Arm. »Nein.« »Susan. Er braucht einen Krankenwagen.« »Nein! Diesmal nicht.«
    Ich schaute sie an, dann sagte ich: »Na schön ... zieh dich an.«
    Ich half ihr auf, und sie schlüpfte in ihren Morgenmantel, dann ging sie zu ihrem Kleiderschrank. Unterwegs blieb sie stehen und warf einen weiteren Blick auf Anthony.
    Ich hörte, dass er irgendwas sagen wollte, und Susan kniete sich neben ihn, senkte den Kopf und lauschte. Sie schüttelte den Kopf. »Kein Krankenwagen. Sie werden sterben.«
    Er griff nach ihr, und sie schlug seinen Arm weg, stand auf und ging zu ihrem Schrank.
    Auch ich ging zu meinen Schrank, zog eine Jeans und ein Hemd an, begab mich dann wieder zu Anthony und kniete mich neben ihn. Sein Atem ging mühsamer, und ich hörte ein Pfeifen, das aus dem Loch in seiner Brust drang. Sein Blut tränkte den Teppichboden rund um ihn. Auch aus seinem Mund sickerte dunkles Blut, was kein gutes Zeichen war - zumindest nicht für ihn.
    Zur Behandlung der offenen Brustverletzung musste man die Eintritts- und die Austrittswunde schließen, damit die Luft nicht aus der Lunge entwich, und die Brust straff bandagieren, um die Blutung zu stillen. Aber wollte ich das?
    In Jeans und einem Sweatshirt trat Susan neben mich, warf einen Blick auf Anthony und sah, dass er noch immer atmete.
    Ich nahm den Film aus der Kamera und sammelte den Karabiner, die Schrotflinte und Anthonys Waffengurt samt Hülster und Pistole ein. Ich nahm Susan am Arm und führte sie aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
    Wir gingen ins Büro, wo ich die Waffen auf die Couch warf, dann bugsierte ich Susan in den Clubsessel. Ich ging zur Bar und goss jedem von uns einen Brandy ein.
    Sie nahm einen kräftigen Schluck und ich ebenfalls, dann setzte ich mich an den Schreibtisch und griff zum Telefon. »John. Nein.«
    Ohne sie zu beachten, wählte ich die 9-1-1. Eine Telefonistin meldete sich.
    »Ich möchte einen Einbruch, eine versuchte Vergewaltigung und eine Schießerei melden.« Ich nannte der Telefonistin den Ort des Geschehens und ein paar nähere Einzelheiten zu dem Vorfall, während Polizei- und Rettungswagen losgeschickt wurden.
    »Etwa fünf Minuten«, sagte sie.
    Ich erklärte ihr, dass das Eisentor möglicherweise gewaltsam geöffnet werden musste, worauf sie mich fragte: »Glauben Sie, dass noch andere Täter auf dem Grundstück sind?«
    »Es war noch ein anderer da«, erwiderte ich, »aber ich glaube, er ist weg und wartet auf einen Anruf des Haupttäters.«
    »Okay, Sir, bleiben Sie bei Ihrer Frau und stellen Sie bitte alle Schusswaffen sicher.«
    Ich dankte ihr und legte auf. »Sie sind in fünf Minuten hier«, sagte ich zu Susan. Sie schaute mich an. »Wird er sterben?« »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe auf sein Herz gezielt. Aber er hat sich bewegt.« Dazu fiel mir kein Kommentar ein, aber ich sagte: »Du warst sehr tapfer und sehr klug.«
    Sie nahm einen weiteren Schluck Brandy und sagte: »Ich war nicht besonders klug, als ich die Tür geöffnet habe.« »Wahrscheinlich hätte ich das Gleiche gemacht.«
    Sie schwieg, aber ich sah, wie sie zu der Schrotflinte auf der Couch blickte.
    »Wir sollten nach ihm sehen«, sagte sie zu mir. »Bevor die Polizei eintrifft.«
    Ich dachte natürlich an Frank Ballrosa, wie er im Giulio's am Boden lag und Blut aus seiner Halsschlagader spritzte. Still die Blutung. Das war die Grundregel bei Erster Hilfe. Folglich hatte ich die Blutung gestillt. Er hatte überlebt, und hier waren wir jetzt, zehn Jahre später, und mussten mit den Folgen fertig werden.
    Susan stand auf und ging zur Couch, wo die Schrotflinte lag.
    »Susan. «
    Sie schaute mich an und sagte: »Bevor du gekommen bist... hat er zu mir gesagt: >Du und dein Mann, ihr haltet euch für so scheißschlau, so scheißüberlegen< -« »Ich weiß, was er gesagt hat.«
    »>So scheiß hoch und mächtig< ... >Tja<, hat er gesagt, >wenn ich mit dir fertig bin, wirst du nie wieder die Gleiche sein ... und dein Scheißmann wird dich nie wieder so anschauen wie früher ... und damit wirst du leben, du Miststück, so wie ich ständig mit dem Gedanken leben muss, dass du meinen Vater umgebracht hast< ...« Sie ergriff die Schrotflinte. »Und er hat gesagt, es könnte mir so gefallen, dass ich's vielleicht noch mal mit ihm machen will.«
    Ich stand auf und trat zwischen sie und die Tür. »Du darfst das
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