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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille
Autoren: Das Vermächtnis
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Geschichte die Fassung, aber sie atmete tief durch und fuhr fort: »Bellarosa fesselte mich bäuchlings aufs Bett, dann nahm er einen Gürtel - ich glaube, es war Johns Gürtel, und schlug mir damit auf den Po ...«
    Ich stand auf. »Ich habe das noch nicht gehört und muss es auch nicht hören«, sagte ich. »Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Mrs Sutter zu der Stelle kommt, an der ich das Schlafzimmer betrete.«
    Ich verließ das Büro und ging hinaus, um frische Luft zu schnappen. Inzwischen standen ein halbes Dutzend Polizeiwagen und eine Reihe von Fahrzeugen der Spurensicherung auf dem Vorplatz, aber der Krankenwagen war weg, und ich nahm
    an, dass man Anthonys Leichnam ins Leichenschauhaus gebracht hatte. Tja, dachte ich, wenn die Autopsie nicht zu lange dauert, könnte man Anthony und Onkel Sal gleichzeitig zur Totenwache aufbahren, vielleicht sogar im gleichen Bestattungsinstitut in Brooklyn, in dem auch Frank gelegen hatte. Und danach könnte man - falls die Diözese Brooklyn keine Einwände erhob - eine doppelte Totenmesse in Santa Lucia und eine doppelte Beerdigung auf dem kirchlichen Friedhof ausrichten. Wäre das nicht Ironie des Schicksals? Oder zumindest praktisch für Freunde und Verwandte. Ich würde beide Beerdigungen auf jeden Fall schwänzen.
    Ein Polizist in Uniform fand mich und geleitete mich wieder ins Büro.
    Susan fuhr mit ihrer Geschichte fort: »Ich hatte gehofft, John würde auffallen, dass irgendetwas nicht stimmt, und die Polizei rufen ... aber dann hörte ich Anthonys Stimme im Flur und eine andere Stimme, und als mir klar wurde, dass es John war, verließ mich der Mut... «
    Ich saß da und hörte zu, wie Susan aus ihrer Sicht beschrieb, was im Schlafzimmer vorgefallen war. Ihre und meine Geschichte unterschieden sich nur hinsichtlich ihrer Gedanken und Gefühle. Sie sagte zum Beispiel: »Wie ich bereits erwähnte, erklärte mir Bellarosa, sobald John käme, würde er mich zwingen, auf dem Boden zu knien und ihn ... oral zu befriedigen. Daher wusste ich, dass ich ihn ... beißen könnte und er so große Schmerzen hätte, dass ich unters Bett rollen und die Schrotflinte ergreifen könnte, die ich dorthin gelegt hatte. Er zwang John, sich an den Heizkörper zu ketten, aber er dachte nicht, dass ich ihm gefährlich werden könnte.«
    Tja, ich gehe jede Wette ein, dass Anthony seine Meinung geändert hatte, als Susan ihm ein Loch in die Brust ballerte.
    Sie schloss mit den Worten: »Er sagte, er würde uns töten, und ich wusste, dass wir in Lebensgefahr waren. Und als ich die Schrotflinte hervorgeholt hatte und ihn aufforderte, stehen zu bleiben und die Hände zu heben, brüllte er mich an: >Du bist tot, du Miststück! < Dann stürzte er sich auf mich und griff nach dem Lauf der Schrotflinte.« Sie dachte daran, hinzuzufügen: »Ich hatte keine andere Wahl, als abzudrücken.«
    Detective Jones, Lieutenant Kennedy und Ms Donnelly warfen einander Blicke zu, dann sagte Detective Jones zu Susan: »Danke.« Er bat sie, ihre Aussage durchzulesen, was sie tat, dann unterschrieb sie sie ebenso wie er und Lieutenant Kennedy. Anschließend entschuldigten sich Lieutenant Kennedy und Ms Donnelly. Ich blieb bei Susan und Detective Jones, der Susan noch ein paar Fragen stellte.
    Während Susan antwortete, rief ich in ihrem Reisebüro an und hinterließ eine Nachricht, mit der ich unsere Reise stornierte. Weil wir nicht im Haus bleiben konnten, das zu einem Tatort geworden war wie auch zu einem Ort, der schlimme Erinnerungen barg, rief ich im Creek an, reservierte uns ein Cottage und teilte mit, dass wir spät eintreffen würden.
    Anschließend entschuldigte sich Detective Jones und ließ uns im Büro allein.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich Susan.
    Sie zuckte die Achseln und erwiderte: »Müde und ausgelaugt. Aber ... ich befinde mich in dieser posttraumatischen Euphorie, die sich nach Aussage der Schwester im Krankenhaus einstellen könnte.«
    »Ich verstehe.« Mir war klar, dass diese Euphorie verfliegen würde und uns beiden eine schwere Zeit bevorstand. Doch da wir uns mit den Ermittlungen beschäftigen mussten, kamen wir ironischerweise nicht dazu, darüber nachzudenken, was geschehen war.
    Detective Nastasi kam ins Büro, und wir begrüßten einander. Er äußerte sein Bedauern, bevor er sagte: »Ich wurde damit beauftragt, das Morddezernat in diesem Fall zu unterstützen.«
    Ich nickte. Schon bemerkenswert, dachte ich, wie schnell in diesem Fall aus einer Anzeige gegen Anthony Bellarosa ein
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