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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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Donatella Bruno. »In den katholischen Ländern sind wir mildtätiger, und anders als zum Beispiel in Skandinavien erledigen wir unsere Geschäfte am liebsten noch mit Bargeld.«
    »Dann liegt es also doch nicht daran, dass wir Skandinavier so ›verdammte Geizhälse‹ sind?«, warf Hjelm mit stilistisch einwandfreier Selbstironie ein.
    »Das liegt eher an eurer tadellosen lutherischen Arbeitsmoral«, entgegnete Kowalewski mit einer wesentlich neutraleren Form der Ironie.
    »Auf der anderen Seite«, fuhr Donatella Bruno fort, »haben wir wahrscheinlich zum ersten Mal belastbare Indizien für eine Verbindung der Bettelmafia zu einem großen Menschenhändlerring. Und vielleicht sogar zum organisierten Verbrechen.«
    »Allerdings wissen wir bisher noch nichts Genaues«, warf Hjelm ein, »und darum sitzen wir hier auch.«
    »Wenn ich der Chef wäre«, sagte Corine Bouhaddi mit einem lieblichen Lächeln, »wäre ich ein bisschen vorsichtig mit dem Wörtchen ›wir‹.«
    Kerstin Holm musste zu ihrer eigenen Überraschung laut auflachen. Sie versuchte ihren Fauxpas schnell mit einer Frage vergessen zu machen. »Und diese Männer kommen aus Rumänien?«
    »Ja, Bukarester Dialekt.« Adrian Marinescu nickte. »Und die Bettler sind auch fast ausnahmslos Rumänen. Vermutlich Roma. Musiker und mehr oder weniger behinderte Roma. Die gibt es zurzeit in jeder europäischen Großstadt. Wir sprechen da von Zehntausenden versklavten Menschen.«
    »Roma aus Rumänien«, sagte Holm.
    »Ich weiß, was du denkst«, entgegnete Marinescu etwas aufgebracht, »aber wir dürfen nicht vergessen, dass innerhalb Europas in Rumänien mit Abstand die meisten Angehörigen dieser Ethnie leben. Allerdings hängt das davon ab, ob wir die Türkei zu Europa zählen oder nicht. Laut Präsident Ba˘sescu sind es rund eineinhalb Millionen Menschen. Es ist nicht so, dass wir besonders stark rassistisch wären.«
    »Wir lassen diese Frage vorerst ruhen«, sagte Hjelm vermittelnd. »Wir müssen los.«
    »Hat die Konferenz schon angefangen?«, fragte Bouhaddi.
    »Nein«, antwortete Hjelm. »Aber heute Abend findet zum Auftakt ein Bankett hier in Amsterdam statt.«
    »Wir übernachten im Hotel«, sagte Holm. »Wahrscheinlich hat euer Chef seine Junggesellenbude seit Monaten nicht aufgeräumt.«
    »Konferenz?«, wiederholte Marinescu, der sich wieder beruhigt hatte. »Verzeiht, ich bin hier zwei Wochen vollkommen isoliert gewesen ...«
    Paul Hjelm erläuterte: »Vor der offiziellen Einweihung des neuen Hauptquartiers von Europol findet eine dreitägige Konferenz in besagtem Hauptquartier statt, die European Police Chiefs Convention. Sie endet mit der Einweihung am 1. Juli, und dann darf auch die Opcop-Gruppe dazustoßen, also diejenigen von euch, die nicht hier sitzen werden.«
    Sie verabschiedeten sich. Als sie auf die Straße traten, sahen sie den Strafzettel hinter dem Scheibenwischer stecken. Paul Hjelm warf ihn ins Handschuhfach, in dem Kerstin Holm eine ganze Reihe ähnlicher Papiere ausmachte.
    »Amsterdam«, sagte Hjelm nur und gab Gas.
    Die Herengracht befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Es war nur eine sehr kurze Fahrt, und zu Kerstin Holms großen Überraschung fanden sie sogar einen Parkplatz in der Nähe. Ihnen wurde ihr Zimmer zugewiesen, tatsächlich eine kleine, sehr geschmackvoll eingerichtete Suite mit mehreren Fenstern und Blick auf die Herengracht. Sie umarmten einander leidenschaftlich, ohne vorher die schweren Gardinen zuzuziehen. Während die Kleidungsstücke zu Boden fielen, fragte Kerstin Holm: »Was hältst du von einem Bad?«
    »Sehr gerne«, antwortete Paul Hjelm.

Dänisches Tagebuch 1
Chicago, 9. Mai
Energiedichte.
Reichweite.
Ladezeiten.
Umwelteinfluss.

Seit zehn Jahren dreht sich mein Leben beständig um diese Begriffe. Um nichts anderes. Damit diese einzigartige Effektivität erzielt werden kann, die plötzlich alles freisetzt und alle Bedingungen von Grund auf verändert.
Bisher ist das unmöglich gewesen. Bisher hat es nur Theorien darüber gegeben. Aber jetzt sehen wir Licht am Horizont, und zwar aus mehreren Blickwinkeln gleichzeitig, das hat mir diese Konferenz gezeigt. Aber ich habe noch etwas anderes erkannt, daher schreibe ich auch diese Zeilen – obwohl ich sonst nie schreibe. Ich hatte ein merkwürdiges, beunruhigendes Erlebnis. Ich werde später darauf zurückkommen, »liebes Tagebuch«.
Konferenzen dieser Art sind, ehrlich gesagt, total nutzlos. Man hält seine Zunge im Zaum, spricht nur so viel, wie
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