Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
man muss, hört seiner Konkurrenz zu, die sich ebenfalls bedeckt hält, man versucht, die Bedeutung hinter den Worten auszumachen und den unvermeidlichen Augenblick nicht zu verpassen, in dem der andere sich verplappert. Spitzenforschung, eingehüllt in nichtssagende Floskeln bei grotesker Wachsamkeit.
In gewisser Hinsicht ist die Konferenz in Chicago genau so abgelaufen. Die verschiedensten Forschungsgruppen haben wie Habichte über ihre Worte gewacht. Aber die Stimmung war anders als sonst, der Geist der Konferenz. Es herrschte nahezu Erfindergeist wie in alten Zeiten. Wie in einem alten Dampfkochtopf. Der Druck steigt, die Temperatur ebenfalls, die Kochzeit halbiert sich, und wenn alles fertig ist, wird das kleine Ventil geöffnet, und aus ihm entweicht zischend Dampf, der heißer ist als gewöhnlicher.
Es scheint, als würden alle auf dieses Zischen warten.
Als könnte es jeder Beliebige von uns erzeugen.
Wir sind wie immer Außenseiter. Hier sind Forscher von den großen amerikanischen Universitäten und zum Teil auch von kleineren Instituten aus aller Welt. Aber die Gesandten der kleineren Universitäten kommen, um zu lernen, und die der großen arbeiten ganz bestimmt nicht frei und selbstständig. Die haben ihre etablierten Geschäftspartner in der Auto- und Ölindustrie. Und die allermeisten Anwesenden sind natürlich Forscher, die für Unternehmen mit rein kommerziellen Interessen arbeiten. Virpi und ich haben gestern beim Abendessen festgestellt, dass wir unter den größeren Akteuren wahrscheinlich die einzigen unabhängigen sind.
Aber so sieht die Welt von heute nun einmal aus.
Und niemand rechnet mit uns. Das ist ganz angenehm, vor allem im Hinblick auf Jovans Nachricht von heute Morgen. Ich wäre am liebsten ins erstbeste Flugzeug gestiegen und nach Hause geflogen.
Das ist nur ein weiterer Grund, warum ich dies hier schreibe. Aber der Hauptgrund ist ein anderer. Ich bin gezwungen, noch darauf zurückzukommen.
Dennoch ist es spannend, von den Fortschritten der anderen zu erfahren. Tesla Motors scheint nach wie vor führend in der Fahrzeugentwicklung zu sein, IBM setzt weiterhin heldenhaft auf die Lithium-Luft-Akkumulatoren, und Envia Systems scheint kurz vor einem Durchbruch bei den guten alten Lithium-Ionen-Akkumulatoren zu stehen. Und doch hat die Forschergruppe vom MIT die meiste Aufmerksamkeit für ihre »semi-solid flow cell« erhalten. Während des Vortrags der Vertreter vom Massachusetts Institute of Technology, dem MIT, habe ich mich bei dem Gedanken ertappt: Da habt ihr aber erst die Hälfte des Weges hinter euch.
Wie die Gruppe vom MIT haben auch wir die beiden grundlegenden Funktionen der Batterie voneinander getrennt: das Speichern der Energie, bis sie benötigt wird, und das Freisetzen der Energie, wenn sie eingesetzt werden soll. Und auch unser größtes Hindernis dabei war natürlich die Lagerung. Es fehlte die durchschlagende Idee. Aber nun wird man hoffentlich in naher Zukunft ein Elektroauto nicht mehr langwierig aufladen müssen – was die allermeisten Forscher weiterhin hartnäckig verfolgen –, sondern die entladene Batterieflüssigkeit an jeder beliebigen Tankstelle gegen geladene austauschen können. Die entladene Flüssigkeit wird unterdessen wieder aufgeladen, chemisch, ohne Stromverbrauch, nur mit Restprodukten. Ganz umweltfreundlich. Dann kann sie wieder getankt werden.
Jovans Nachricht heute Morgen war zwar nicht gerade die durchschlagende Idee, aber wir kommen voran. Bald wird das Lagerungsproblem aus der Welt sein.
Ich bin nicht stolz darauf, muss aber zugeben, dass ich dem Vortrag der Leute vom MIT mit so etwas wie Schadenfreude zugehört habe.
Als hätte es dieser Journalist mir angesehen – direkt nach dem Vortrag kam der auf mich zugeschossen. Es war eher eine Attacke. Ich habe ihn sofort nach seiner Akkreditierung gefragt. Er hielt mir etwas unter die Nase, aber das ging so schnell, dass ich keinen Buchstaben lesen konnte. Und dann kamen seine Fragen, Schlag auf Schlag. Wie weit eigentlich das gesamteuropäische Projekt gediehen sei? Wie nah wir am Ziel seien? Ob wir der Ansicht seien, dass die mit Benzin betriebenen Autos bald ausgedient hätten? Und wann das denn so weit sei?
Und dann hat er tatsächlich folgende Frage gestellt: Warum der Professor so ironisch gelächelt habe, während die Vertreter des hochkarätigen MIT ihren Vortrag gehalten hätten? Und er fügte noch hinzu: »Worum ist es in dem Telefonat gegangen, das der Herr Professor beim Frühstück
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher