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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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ein wenig spröde ist«, schrie er, um den Lärm der Naturtrompeten und Querflöten zu übertönen. »Maltas Polizeichef, Hubert Carabott, Achtung: Frühvergreisung. Aber ich frage mich, ob Sie hingegen, Paul, Ihre Tischdame nicht sogar sehr schätzen werden.«
    »Und das sagen Sie einfach so in meiner Anwesenheit?«, schrie Kerstin und lächelte.
    »Natürlich nur platonisch!«, unterstrich der Direktor. »Sie ist eine unserer Ehrengäste. Marianne Barrière, EU-Kommissarin aus Frankreich.«
    »Sieh mal einer an«, rief Hjelm wenig beeindruckt.
    »Ich weiß, Sie freuen sich am meisten auf den Moment, wenn Sie diesen Abend überstanden haben«, schrie ihm der Direktor ins Ohr und legte ihm die Hand auf den Oberarm.
    »Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?«, entgegnete Hjelm und spürte, dass seine Stimme ihn verließ.
    »Ich bin der Direktor einer großen EU-Behörde«, rief der Direktor mit neutraler Stimme. »Da hat man solche Gedanken einfach nicht.«
    »Aber trotzdem ...«, hob Hjelm an, doch da hatte sich der Direktor schon weitertreiben lassen.
    Paul und Kerstin versuchten zusammenzubleiben, aber schon fünf Minuten später hatten sie einander verloren. Paul fand sich in ein Gespräch mit der dänischen Polizeichefin verstrickt, aber kaum hatten sie ein Thema gefunden, wurde sie außer Sichtweite gedrängt, und er stand bei dem griechischen Innenminister, der so einiges über die EU zum Besten gab, worauf Paul gut hätte verzichten können. Obwohl die Übersetzung griechischer Schimpfwörter einen großen Unterhaltungswert hatte. Da ertönte eine Glocke, und die Gäste strömten zu den Eingängen ins Schloss.
    Große, breite Türen, Steintreppen, die auf undefinierbare Weise nach Mittelalter rochen, Frauen in langen engen Abendkleidern und auf High Heels, die sich die Stufen hochquälten, die in einer Zeit gebaut wurden, als diese Art von Garderobe noch nicht das Licht der Welt erblickt hatte. Ein Klangteppich aus vielen verschiedenen Sprachen erfüllte die Gänge. Es folgte die Jagd durch die Säle nach dem richtigen Raum, dem richtigen Tisch, dem richtigen Stuhl.
    Der Wapenzaal war aller Wahrscheinlichkeit nach der alte Waffensaal, wo die Ritter vor langer Zeit ihre Hellebarden und Armbrüste ablegten. Es war der mit Abstand größte Raum, in den Paul Hjelm auf seiner Suche geraten war. Am Ende half ihm eine der Kellnerinnen an seinen Platz. Auf der anderen Seite des Tisches stand Kerstin Holm. Ihr Anblick war für ihn wie eine Offenbarung, wie eine Oase in der Wüste. Ihren Mund umspielte ein leicht ironisches Lächeln. Ein älterer Herr führte sie an ihren Platz, aller Wahrscheinlichkeit nach Maltas Polizeichef Hubert Carabott. Der Platz zu Hjelms Rechten war noch nicht besetzt, aber das Namensschild neben einem der zahlreichen, noch leeren Weingläser kündigte Marianne Barrière an. Daher wandte Hjelm seine Aufmerksamkeit zunächst seiner Tischnachbarin zur Linken zu, die ebenfalls ihren Tischkavalier noch vermisste. Sie begrüßten sich. Die Frau war eine Oberstaatsanwältin aus Bratislava, Slowakei, allerdings gelang es ihm nicht, ihren Namen zu verstehen. Nicht einmal in Schriftform. Während sie über dies und das plauderten, warf er einen Seitenblick zu Kerstin. Ihr Blick wiederum sprach Bände, hätte aber nicht gar so vorwurfsvoll sein müssen. Das Beängstigende war, dass er die Staatsanwältin daraufhin mit Kerstins Augen ansah und erst da erkannte, wie gut aussehend sie war. Allerdings hatte sich mittlerweile ihr Tischnachbar eingefunden, der wie ein ergrauter, aber kastrierter Hollywoodstar aussah. Während Paul Hjelm darüber grübelte, wie er ausgerechnet auf diesen Vergleich gekommen war, drehte er sich um und erblickte endlich auch seine Tischdame. Sie war eine beeindruckende, sehr französisch aussehende Frau Anfang fünfzig.
    Sie lächelte ihn an und sagte mit einem nur schwachen französischen Akzent: »Ich habe mich gerade gefragt, wann Sie sich wohl für Ihre Tischdame interessieren werden.«
    »Verzeihen Sie bitte«, entgegnete Paul Hjelm und streckte ihr die Hand entgegen. »Paul Hjelm.«
    »Marianne Barrière. Normalerweise wird von dem Herrn erwartet, dass er seine Tischdame ausfindig macht, sie zu Tisch führt und ihr den Stuhl heranzieht. Er plaudert mit ihr und führt sie nach dem Essen zum Tanz.«
    »Ich bin mir nicht so sicher, ob wir viel zum Tanzen kommen«, sagte Hjelm und rückte ihr den Stuhl zurecht. »Wie viele mittelalterliche Tänze beherrscht Madame
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