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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Autoren: Arne Dahl
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fragte mich, ob ich über gute einschlägige Kontakte verfüge, um EU-Fördergelder zu beantragen. Ich habe schon mit ein paar Leuten gesprochen.«
    »Und wie geht es meinem Gunnar? Genießt er das Leben als Schriftsteller?«
    »Ludmilla und er haben vor Kurzem geheiratet.«
    »Ich glaube es ja nicht. So etwas muss man doch seiner ehemaligen Partnerin erzählen.«
    »Es geht ihnen offenbar gut auf Chios, aber ich hatte den Eindruck, dass ihn doch finanzielle Sorgen plagen. Und eine gewisse Unruhe.«
    »Na ja, er hat ja auch rasant von hundert auf null heruntergefahren. Die Folgen von so einer Vollbremsung zeigen sich immer erst nach einer Weile.«
    Das Taxi hatte sich aus dem Zentrum Amsterdams herausgeschlängelt und die Autobahn in Richtung Osten erreicht. Hjelm konnte nicht aufhören, über die Polder, die künstlichen Seen und Landschaften der Holländer, zu staunen. Hier hatte man die Natur selbst in die Hand genommen, einfach eine Meeresbucht, die Zuiderzee, eingedeicht und sie dadurch in einen großen Binnensee verwandelt, das IJsselmeer, das sein Süßwasser aus dem Fluss IJssel bezieht. Zwei Drittel der Fläche wurden trockengelegt und so Neuland gewonnen. Im Zuge dessen entstanden kleinere Seen, zu denen auch das IJmeer gehörte, auf das sie jetzt zufuhren.
    Kurz darauf hatten sie den kleinen, relativ anonymen Ort Muiden erreicht, den sie durchqueren mussten, um zur Schlossinsel zu kommen. Die grauen Zinnen und Türme des Muiderslot erhoben sich mächtig vor dem blauen Wasser. Als sie sich näherten, stellten sie fest, dass die Befestigungsmauern zusätzlich von einem typischen Wallgraben umgeben waren. Für einen kurzen Moment fühlten sie sich ins Mittelalter zurückversetzt, doch dann waren plötzlich Segelboote und Autos zu sehen. Daneben flatterten altertümliche Standarten im Wind, die mit dem europäischen Sternenkreis statt mit feudalherrschaftlichen Insignien versehen waren, was unerwartet selbstironisch wirkte. Die Standarten wurden von mittelalterlich anmutenden Gauklern getragen, die jeden eintreffenden Wagen zum Schein attackierten. Die meisten Gäste kamen jedoch nicht mit dem Taxi, sondern in Limousinen, um die eine Bande sich selbst geißelnder Mönche auf dem Schlossparkplatz herumtanzte. Die Chauffeure versuchten, sie zu verscheuchen, während sie sich auf eine lange und zähe Wartezeit gefasst machten.
    Hjelm und Holm stiegen aus und wurden von einer weiteren mittelalterlichen Gruppe bestürmt. Diese bestand aus Musikern mit historischen Instrumenten wie Fideln, Holzquerflöten, Dudelsäcken, Schalmeien, Einhandflöten und Naturtrompeten. Hjelm verblüffte vor allem die durchgehend dunkle Hautfarbe der Musiker. Als würden sie alle einem Volksstamm angehören.
    Das Paar näherte sich dem Schlosstor, das von Dienern in Livreen bewacht wurde, deren Blicken aber nichts Dienendes anhaftete. Hjelm war sogar der Meinung, eines der Gesichter aus den Fluren des Europol-Hauptquartiers wiederzuerkennen. Vermutlich ein Polizist, der das nicht operative Dasein satthatte. Er wandte sich demonstrativ ab, als Hjelm ihm zunickte. Offensichtlich handelte es sich doch um einen ungenehmigten Nebenverdienst.
    »Willkommen«, sagte einer der Livrierten mit einer wenig willkommen heißenden Stimme und hakte die beiden auf der Gästeliste ab. »Sie finden Ihre Tischplatzierung auf einer Tafel, die im Innenhof aufgehängt wurde.«
    Im Innenhof des Schlosses wimmelte es nur so von festlich gekleideten Menschen und einer überproportional hohen Anzahl an Kellnerinnen, von denen eine sie sofort mit zwei Gläsern Champagner versorgte. Die etwas schrille mittelalterliche Musik schien aus allen Ecken gleichzeitig zu ertönen, sodass Hjelm den Verdacht hatte, dass mehrere Musikantengruppen unterwegs waren. Die Herrschaften Hjelm und Holm balancierten ihre Champagnergläser durch die Menge, ohne dass ihnen ein einziges Gesicht bekannt vorkam. Endlich hatten sie sich bis zu der Tafel mit der Tischplatzierung vorgearbeitet und stellten fest, dass sie einander schräg gegenüber sitzen würden an einem Tisch, der sich im Wapenzaal befand und über mehrere Treppen zu erreichen war. Als Hjelm eine Berührung auf der Schulter spürte, wandte er sich um und blickte in das jugendliche Gesicht des Direktors von Europol. Sie begrüßten einander freundlich. Auch Kerstin Holm war ihm ein paarmal begegnet, und er hatte auf sie immer einen sehr reflektierten Eindruck gemacht.
    »Ich befürchte, dass Ihr Tischnachbar, Fräulein Holm,
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