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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer
Autoren: Martha Wells
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schwang sich über die niedrige Brüstung, um die gedrechselten Verzierungen
als Leiter zu benutzen. Gerade als Nicholas und Reynard herbeistürzten, um sie aufzufangen, landete sie leichtfüßig in einem kleinen Schneehaufen. Sie erhob sich und schüttelte ihren Rock aus. Nicholas legte ihr eilig seinen Mantel um die Schultern. »Von wegen verdient«, erklärte sie, »ich hatte gar keine Gelegenheit, den Hüter auszuschalten, weil mir jemand zuvorgekommen ist.«
    »Ah.« Nicholas nickte versonnen. »Natürlich, das überrascht mich nicht.«
    Reynard spielte den Beleidigten. »Dich überrascht doch nie was. Aber vielleicht sollten wir uns woanders weiter unterhalten.«

2
    A ls sie in der bequem gepolsterten Kutsche Schutz vor dem Wind gefunden hatten, ließ sich Nicholas von Madeline berichten, was vorgefallen war. Er selbst beschrieb den anderen seine unerwartete Begegnung mit dem Wesen in den Kellergewölben.
    Reynard fluchte leise vor sich hin. »Meinst du, jemand hat dir die Bestie absichtlich auf den Hals gehetzt, Nic? Wir haben einige alte Bekannte, die bestimmt nichts gegen deinen Tod hätten.«
    »Das hab ich mir auch schon überlegt.« Nicholas schüttelte nachdenklich den Kopf. Die Droschke ratterte über die unebenen Pflastersteine, und die Troddeln der Lederjalousien tanzten hin und her. »Aber ich bin mir sicher, dass das Wesen etwas aus der Kammer mitgenommen hat, die Crack entdeckt hat. Eine Kammer, die übrigens auf keinem der Lagepläne verzeichnet ist, die wir uns beschaffen konnten. Ich glaube, dass das Geschöpf deswegen da war. Dass es mir an die Gurgel ging, war mehr oder weniger nur Zufall.«
    Made line zog Nicholas’ Mantel enger um sich. »Und der Schlüssel zum Haushüter war schon zerstört. Ich glaube, es war dieser fürchterliche kleine Mann, der unbedingt eine Locke des verstorbenen Duke wollte. Was für ein Spiritist
würde um so was bitten? Für mich klingt das verdammt nach Nekromantie.«
    Wirklich ein merkwürdiger Spiritist , dachte Nicholas. »Ich frage mich, worauf dieses Geschöpf gewartet hat. Es war doch schon im Weinkeller. Es hätte mich nicht angreifen müssen, um fliehen zu können. Wenn es den gesuchten Gegenstand schon aus der Kammer geschafft hatte, warum ist es dann noch mal zurückgekehrt?«
    »War es eventuell auf das Gold aus?«, grübelte Made line. »Aber davon weiß doch niemand.«
    Nicholas hatte die Existenz des Goldes nur aus einer Durchleuchtung der Mondollot’schen Handelsunternehmen erschlossen. Dieser Mühe konnte sich auch jemand anders unterzogen haben … »Vielleicht.« Möglich ist es, aber nicht wahrscheinlich.
    Reynard beugte sich vor. »Was hast du da für Dreck am Arm?«
    Da Madeline seinen Mantel umgelegt hatte, hatte Nicholas nach einer Kniedecke gegriffen, um sich zu wärmen. Im Halbdunkel der Kutsche war auf dem Ärmel seiner Arbeiterjacke ein grünlich schimmernder Fleck zu erkennen. Nicholas stutzte. Auf den ersten Blick sah es nach Geistflechten aus, aber er konnte sich nicht erinnern, die Wände des Raums gestreift zu haben, in dem sie so üppig wucherten. Dann dachte er an die Finger des Ghuls, stark wie Eisenklammern, die ihn an dieser Stelle gepackt hatten, und daran, was für ein fahles, unheimliches Strahlen von ihm ausgegangen war. »Ich glaube, das ist ein Andenken an den Ghul.« Am liebsten wäre er zurück ins Mondollot House gegangen, um die Kleider der drei toten Wachleute nach ähnlichen Spuren abzusuchen. Aber er
konnte sich nicht vorstellen, dass Madeline und Reynard einen solchen Vorschlag mit großer Begeisterung aufgenommen hätten.
    Als die Droschke vor dem eleganten Hotel Biamonte anhielt, in dem Reynard residierte, sagte Nicholas: »Ich schätze, du wirst heute noch ein bisschen feiern.«
    »Alles andere wäre doch albern.« Reynard, daußen auf der schneebedeckten Promenade, zupfte seine Handschuhe zurecht. Hinter ihm drangen durch die Türen und die beschlagenen Fenster des Hotels Licht und Wärme, Musik und das Lachen der Halbwelt.
    Made line musterte ihn nervös. »Sei vorsichtig.«
    Reynard lehnte sich noch einmal in die Kutsche, um ihr einen Kuss auf die Hand zu drücken. »Meine Liebe, wenn ich immer vorsichtig wäre, hätten sie mich nicht aus der Garde geworfen, und wir hätten uns nie kennengelernt. Und das wäre doch jammerschade gewesen.« Er tippte sich an den Hut und zog sich zurück.
    Lächelnd schloss Nicholas die Droschkentür und klopfte mit dem Stock an die Decke, um das Signal zum Weiterfahren zu
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