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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer
Autoren: Martha Wells
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salbungsvoll. Dann grinste er plötzlich. »Beim Count war’s doch auch so. Prasserei und Schlaumeierei, das hat ihn den Kopf gekostet.«
    Nicholas bemühte sich um einen ernsten Ausdruck, doch um seine Lippen zuckte es. »Ja, so kann man es sagen.«
    Schließlich näherten sich die Stauer, um den Schrankkoffer abzuholen, und ächzten über das unerwartete Gewicht, als sie ihn aus dem Wagen hoben.
    Als Nicholas den Frachtschein unterschrieb, fragte einer mit der für seinen Stand typischen Unverblümtheit: »Was ham Sie denn da drin, Ziegel vielleicht?«
    »Fast«, antwortete Nicholas wahrheitsgemäß. Kleine, äußerst wertvolle Ziegel. Weniger wahrheitsgemäß fügte er hinzu: »Es sind Skulpturen, Büsten und kleine Statuen.«
    Für Leute, die täglich mit Ladungen aus Parsien und Bukarin hantierten, war das langweilig, und ihr Interesse am Inhalt des Schrankkoffers erlosch schlagartig.
    »Mach dich lieber auf den Weg«, wandte sich Nicholas an Cusard. »Die Fahrt zurück ist ziemlich lang für so einen alten Knochen wie dich.«
    »Du mit deinem Mundwerk.« Cusard versetzte ihm eine freundschaftliche Kopfnuss. »Sag der Madame, sie soll gut auf sich aufpassen.«
    »Mach ich.« Nicholas beobachtete den Alten, der auf den Wagen stieg und mit den Zügeln schnippte. Wenn ich überhaupt Gelegenheit dazu habe.

    Nachdem der Schrankkoffer verladen war und die Stauer ihr Trinkgeld eingesteckt hatten, hätte Nicholas an Bord des Schiffs gehen und den Komfort seiner Kabine erster Klasse genießen können. Stattdessen stieg er die Stufen zur oberen Ebene des Docks hinauf und hockte sich auf eine Steinbank.
    Es war schon sehr spät. Das fieberhafte Verladen und das Gedränge von Passagieren, die sich an Bord ihrer Schiffe begaben, spielte sich ausschließlich auf der unteren Ebene ab. Oben war alles wie ausgestorben, nur noch die Wenigsten wagten sich hinaus in die kalte Nachtluft. In den großen Hotels und im Freizeitpavillon auf der anderen Seite des Hafens brannten noch Hunderte von Lichtern, doch das war weit entfernt.
    Er wusste, dass seine Nachricht Made line erreicht hatte. Nachdem er aus Briles Praxis entwischt war, war er ins Coldcourt House gefahren, um Sarasate Anweisungen für die Ankunft Arisildes und Ishams zu geben. Es galt viele Telegramme mit Warnungen und Instruktionen an verschiedene Zweige seiner Organisation zu verschicken. Sarasate meldete ihm, dass ihn Madeline einige Stunden zuvor auf Nicholas’ Kommen vorbereitet hatte. Sie war aber nur kurz geblieben, um einige Sachen zu packen, und wieder verschwunden, ohne zu hinterlassen, wohin sie wollte.
    Durch Arisildes verzauberte Kopie des Gemäldes von Avenne verfolgte er das Geschehen in Montesqs Bibliothek. Das Sprichwort hat unrecht: Rache ist nicht süß, sondern bitter. Schließlich musste er lächeln. Aber ich werde darüber hinwegkommen.
    Er wartete so lange auf der Bank, bis ihm die Kälte und die Angst tief in die Knochen gedrungen waren. Dann plötzlich
entdeckte er eine einsame Gestalt, die sich auf der Promenade näherte und soeben den Lichtschein einer gusseisernen Laterne passierte.
    Erleichtert atmete Nicholas auf. Diesen Gang hätte er überall erkannt.
    Bis sie bei ihm angelangt war, hatte er es geschafft, eine freundliche Willkommensmiene aufzusetzen, statt sie wie ein Volltrottel anzugrinsen. Madeline setzte sich neben ihn und ließ ihm ihre Tasche vor die Füße fallen. Sie trug ein konservatives Reisekostüm unter einem neuen grauen Paletot. Lange ruhte ihr grübelnder Blick auf seinem Gesicht. »Ich hab mir schon überlegt, ob ich dich warten lassen und morgen früh erst in letzter Minute ins Lotsenboot steigen soll, aber ich war mir nicht sicher, ob du dann nicht was Dramatisches unternimmst.«
    Das Grinsen ließ sich nicht mehr unterdrücken. »Ich und was Dramatisches unternehmen?«
    »Idiot.« Sie zupfte geschäftig an ihrem Hut. »Jetzt erzähl mir, wie die Sache genau gelaufen ist. Wo hattet ihr die Leiche her?«
    Nicholas ließ sich nicht lange bitten. »Gestern Nachmittag habe ich Cusard ins Leichenschauhaus geschickt. Er sollte sich nach einer frischen, männlichen Leiche umsehen, ungefähr im richtigen Alter und ohne sichtbare Verletzungen. Sie musste mir nicht mal ähneln. Darum hat sich Fallier gekümmert, als er den Golem gemacht hat. Und die Präfektur kannte Donatien natürlich als Meister der Verkleidung.«
    »Kann Montesq nicht behaupten, dass er Donatien in Notwehr erschossen hat?«
    »Ach, das wird er sicher
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