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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen
Autoren: Woody Allen
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müssen sich das vom Abteilungsleiter genehmigen lassen", sagte Blanche und verwies Pinchuck an Mr. Dubinsky, mit dem sie bereits seit Allerheiligen eine Affäre hatte. (Lou Dubinsky, Absolvent der besten Maschinenschreibschule Europas, war ein Genie, bis der Alkohol seine Schreibgeschwindigkeit auf ein Wort pro Tag herabsetzte und er gezwungen war, in einem Kaufhaus zu arbeiten.)
    "Haben Sie sie angehabt?" fuhr Blanche fort und kämpfte gegen ihre Tränen an. Die Vorstellung von Pinchuck in seinen Hushpuppies war ihr unerträglich. "Mein Vater trug immer Hushpuppies", gestand sie. "Beide am selben Fuß."
    Pinchuck wand sich. "Nein", sagte er, "äh - ich meine, ja. Ich hatte sie ganz kurz an, aber nur in der Badewanne."
    "Warum haben Sie sie denn gekauft, wenn sie zu klein sind?" fragte Blanche, sich nicht bewußt, daß sie damit ein menschliches Grundparadox aussprach.
    Die Wahrheit war, daß Pinchuck sich in den Schuhen nicht wohl gefühlt hatte, aber sich nie dazu überwinden konnte, zu einem Verkäufer nein zu sagen. "Ich möchte geliebt werden", bekannte er Blanche. "Einmal habe ich ein lebendes Gnu gekauft, weil ich nicht nein sagen konnte." (Beachte: O. F. Krumgold hat einen exzellenten Aufsatz über bestimmte Stämme auf Borneo geschrieben, die in ihrer Sprache kein Wort für "Nein" haben und demzufolge Bitten damit abschlagen, daß sie mit dem Kopf nicken und sagen: "Ich komme auf dich zurück." Das bestätigt seine frühere Theorie, daß der Drang, um jeden Preis geliebt zu werden, sich nicht nach der Umwelt richtet, sondern Veranlagung ist, genauso wie die Fähigkeit, Operetten durchzustehen.)
    Um zehn nach elf hatte der Abteilungsleiter Dubinsky den Umtausch genehmigt, und Pinchuck erhielt ein größeres Paar Schuhe. Pinchuck gestand später, der Vorfall habe bei ihm eine schwere Depression und leichte Benommenheit ausgelöst, was er auch auf die Nachricht zurückführte, daß sein Papagei geheiratet habe.
    Kurze Zeit nach dieser Affäre bei Entwhistle gab Carmen Pinchuck seine Stellung auf und wurde chinesischer Kellner im Kantonrestaurant Sung Ching. Blanche Mandelstam erlitt kurz darauf einen ziemlichen Nervenzusammenbruch und versuchte, mit einem Foto von Dizzy Dean durchzubrennen. (Beachte: Bei näherem Nachdenken wäre es vielleicht das beste, Dubinsky zu einer Handpuppe zu machen.) Ende Januar schloß das Kaufhaus Entwhistle zum letztenmal seine Tore, und Julie Entwhistle, die Eigentümerin, nahm ihre Familie, die sie von ganzem Herzen liebte, und schaffte sie in den Zoo von Bronx.
     
    (Dieser letzte Satz sollte so bleiben, wie er ist. Er kommt mir sehr, sehr bedeutend vor. Ende der Notizen zu Kapitel 1.)

Die UFO-Gefahr
     
     
    UFOs machen mal wieder Schlagzeilen, und es wird höchste Zeit, daß wir dieses Phänomen einmal ernsthaft ins Auge fassen. (Im Augenblick ist die Zeit zehn nach acht, wir kommen also nicht nur ein paar Minuten zu spät, sondern ich habe auch Hunger.) Bis jetzt ist das ganze Thema Fliegende Untertassen meist mit Wirrköpfen und Spinnern in Verbindung gebracht worden. Häufig werden Leute, die UFOs gesehen haben, auch wirklich zugeben, zu beiden dieser Gruppen zu gehören. Dennoch hat der Umstand, daß verantwortungsbewußte Menschen sie immer wieder sichten, die Air Force und die Wissenschaft dazu gebracht, ihre einstmals skeptische Haltung zu überprüfen, und nun ist ein Betrag von zweihundert Dollars für eine erschöpfende Untersuchung dieses Phänomens bereitgestellt worden. Die Frage ist: Gibt’s da draußen irgendwas? Wenn ja, haben sie Strahlenkanonen?
    Es mag sich erweisen, daß nicht alle UFOs extraterrestrischer Herkunft sind, aber die Experten sind sich darüber einig, daß jedes leuchtende, zigarrenförmige Flugobjekt, das imstande ist, einfach so mit zwanzigtausend Sachen pro Sekunde nach oben zu schießen, eine Wartung und Zündkerzen erfordert, wie es sie bloß auf dem Pluto gibt. Wenn diese Objekte wirklich von einem anderen Planeten stammen, dann muß die Zivilisation, die sie gebaut hat, unserer um Millionen von Jahren voraus sein. Entweder das, oder sie haben großes Glück gehabt. Professor Leon Speciman geht von einer Zivilisation im Weltall aus, die unserer etwa fünfzehn Minuten voraus ist. Das, meint er, läßt sie uns gewaltig überlegen sein, weil sie sich nicht beeilen müssen, um pünktlich zu Verabredungen zu erscheinen.
    Dr. Brackish Menzies, der in der Beobachtungsstation auf dem Mount Wilson arbeitet oder aber im Nervensanatorium auf dem
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