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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen
Autoren: Woody Allen
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wollte und mir die Flügel abbrach."
    Eines der unheimlichsten Erlebnisse hatte im August 1975 ein Mann am Montauk Point auf Long Island: "Ich lag in meinem Sommerhaus im Bett, konnte aber nicht schlafen, weil ich meinte, auf etwas Brathuhn im Kühlschrank Anrecht zu haben. Ich wartete, bis meine Frau eingeschlafen war, dann schlich ich auf Zehenspitzen in die Küche. Ich weiß noch, daß ich auf die Uhr sah. Es war genau Viertel nach vier. Das weiß ich ganz genau, weil unsere Küchenuhr schon seit einundzwanzig Jahren nicht mehr geht und immer diese Zeit zeigt. Mir fiel auch auf, daß unser Hund, Judas, sich komisch benahm. Er stand auf seinen Hinterbeinen und sang: "Wie herrlich ist’s, ein Weib zu sein." Plötzlich wurde das ganze Zimmer hellorange. Zuerst dachte ich, meine Frau hätte mich dabei erwischt, daß ich zwischen den Mahlzeiten was esse, und das Haus angezündet. Dann guckte ich aus dem Fenster, und da sah ich zu meinem Erstaunen genau über den Wipfeln der Bäume im Hof ein riesiges zigarrenförmiges Luftschiff schweben, von dem ein orangerotes Licht ausging. Ich stand wie angewurzelt da, und das muß mehrere Stunden gedauert haben, obwohl unsere Uhr immer noch Viertel nach vier zeigte und sich das also schwer feststellen läßt. Schließlich kam ein großer mechanischer Greifer aus dem Luftschiff hervor, schnappte sich die beiden Brathuhnstücke aus meiner Hand und zog sich schnell wieder zurück. Dann erhob sich die Maschine in die Lüfte, bekam ein Mordstempo drauf und verschwand am Himmel. Als ich den Vorfall der Air Force meldete, wurde mir gesagt, was ich gesehen hätte, wäre ein Vogelschwarm gewesen. Als ich Einspruch erhob, versicherte mir Colonel Quincy Bascomb persönlich, die Air Force werde mir die zwei Stücke Brathuhn erstatten. Bis heute habe ich aber bloß ein Stück zurückbekommen."
    Schließlich ein Bericht von zwei Fabrikarbeitern aus Louisiana vom Januar 1977: "Roy und ich, wir warn auf Katzenfisch im Moor. Mir gefällts im Moor und Roy auch. Wir hatten nicht getrunken, aber natürlich hatten wir ne dicke Pulle Methylenchlorid dabei, das wir beide gern mögen, entweder mit ’m Spritzer Zitrone oder ’ner kleinen Zwiebel. Egal, ungefähr um Mitternacht kucken wir nach oben und sehen, wie ’ne hellgelbe Kugel ins Moor runterkommt. Zuerst hält Roy das für ’n Schreikranich und ballert drauf, aber ich sage: "Roy, das ist kein Kranich, weils keinen Schnabel hat." Daran kann man ’n Kranich erkennen. Roys Sohn Gus hat ’n Schnabel, nich, und denkt, er is ’n Kranich. Egal, mit einmal flutscht da ’ne Tür auf und n paar Figuren komm’ da raus. Die sehn aus wie kleine Kofferradios mit Zähnen und kurzen Haaren. Sie hatten auch Beine, aber wo normalerweise die Zehen sind, da hatten sie Räder. Sie gaben mir ’n Wink, näherzukommen, was ich auch tat, und da gaben sie mir ne Spritze mit ’ner Flüssigkeit, die machte, daß ich lächelte und mich wie Mary Poppins aufführte. Sie sprachen in ner fremden Sprache miteinander, die klang, wie wenn man mit m Auto rückwärts über ’ne dicke Person wegfährt. Sie nahmen mich mit in das Luftschiff und machten mit mir so was Ähnliches wie ’ne komplette ärztliche Untersuchung. Ich war einverstanden, denn ich hatte mich schon zwei Jahre nicht mehr richtig durchkucken lassen. Inzwischen hatten sie meine Sprache gelernt, aber sie machten immer noch einfache Fehler, wie zum Beispiel, daß sie "Hermeneutik" sagten, wenn sie "Heuristik" meinten. Sie erzählten mir, sie war’n von ’ner anderen Galaxis gekommen, um der Erde mitzuteilen, daß wir lernen müßten, in Frieden zu leben, oder sie würden mit Spezialwaffen wiederkommen und alle erstgeborenen Knaben laminieren. Sie sagten, das Ergebnis meiner Blutuntersuchung kriegten sie in ’n paar Tagen zurück, und wenn ich nichts von ihnen hörte, könnte ich Claire in aller Ruhe heiraten."

Meine Apologie
     
     
    Von allen berühmten Männern, die je gelebt haben, wäre ich am liebsten Sokrates gewesen. Nicht bloß, weil er ein großer Denker war, denn ich bin dafür bekannt, selbst über einige ziemlich tiefgründige Einsichten zu verfügen, wenn sich meine auch beständig um eine schwedische Stewardeß und ein Paar Handschellen drehen. Nein, was mir diesen Weisesten aller Griechen so anziehend machte, war sein Mut im Angesicht des Todes. Er war entschlossen, seine Grundsätze nicht aufzugeben, sondern lieber sein Leben dafür zu opfern,eine Überzeugung unter Beweis zu stellen. Ich
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