Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen
Autoren: Woody Allen
Vom Netzwerk:
Mount Wilson unter Beobachtung steht (das ist nicht einwandfrei zu entziffern), behauptet, Weltraumreisende, die sich annähernd mit Lichtgeschwindigkeit bewegten, brauchten viele Millionen Jahre, um zu uns zu kommen, selbst aus dem nächstgelegenen Sonnensystem, und das würde die Fahrt, wenn man sich die Shows am Broadway vor Augen führte, kaum lohnen. (Es ist unmöglich, sich schneller als das Licht vorwärts zu bewegen, und bestimmt auch nicht wünschenswert, weil es einem ständig den Hut vom Kopf pusten würde.)
    Interessanterweise ist nach Meinung moderner Astronomen der Weltraum endlich. Das ist ein sehr tröstlicher Gedanke - besonders für Leute, denen nie einfällt, wo sie ihre Sachen hingelegt haben. Der Kerngedanke aller Überlegungen über das Universum ist aber, daß es sich ausdehnt und eines Tages auseinanderplatzt und verschwindet. Darum ist es das beste, einen Kompromiß zu machen, wenn das Mädchen in dem Büro am Ende des Korridors zwar ein paar gute Seiten hat, aber vielleicht nicht all die Vorzüge, die man sich in den Kopf gesetzt hat.
    Die am häufigsten gestellte Frage über UFOs ist: Wenn Fliegende Untertassen aus dem Weltraum kommen, warum haben dann ihre Piloten nicht versucht, Kontakt mit uns aufzunehmen, anstatt geheimnisvoll über menschenleere Gegenden herumzuschwirren? Meine Theorie dazu ist, daß für Wesen aus einem anderen Sonnensystem das "Schwirren" durchaus eine gesellschaftlich annehmbare Form der Kontaktaufnahme sein könnte. Es könnte sogar angenehm sein. Ich selber schwirrte einmal sechs Monate um eine achtzehnjährige Schauspielerin herum, und das war die schönste Zeit meines Lebens. Man sollte sich auch vor Augen führen: wenn wir von "Leben" auf anderen Planeten sprechen, dann meinen wir oft Aminosäuren, die nie sehr gesellig sind, nicht mal auf Parties.
    Die meisten Menschen neigen dazu, UFOs für ein Problem von heute zu halten, aber könnten sie nicht ein Phänomen sein, das der Mensch schon seit Jahrhunderten kennt? (Uns kommt ein Jahrhundert recht lang vor, besonders wenn man auf einem Schuldschein sitzt, aber nach astronomischen Maßstäben ist es in einer Sekunde vorbei. Aus diesem Grund ist es immer das beste, eine Zahnbürste bei sich zu haben und jederzeit zum Aufbruch bereit zu sein.) Die Gelehrten berichten uns nun, daß unerkannte Flugobjekte schon in biblischen Zeiten gesichtet wurden. Zum Beispiel gibt es eine Stelle im 3. Buch Moses, wo es heißt: "Und es erschien ein großer und silberiger Ball über den assyrischen Heerscharen, und in ganz Babylonien war Heulen und Zähneklappern, bis daß die Propheten den Haufen Volks geboten, sich zusammenzureißen und im Halbkreis aufzustellen."
    Hing diese Erscheinung vielleicht mit einer anderen zusammen, die Jahre später Parmenides folgendermaßen beschrieb: "Drei orangefarbene Gegenstände erschienen mit einemmal am Himmelszelt und kreisten über der Stadtmitte Athens, schwebten über den Thermen und ließen einige unserer weisesten Philosophen zu den Handtüchern greifen"? Und ähnelten wiederum diese "orangefarbenen Gegenstände" dem, was in einer kürzlich entdeckten sächsischen Kirchenhandschrift des 12. Jahrhunderts geschildert wird: "Ain lach lacht er / wo riht lag zu nassan ain kork-gehaltan schone / diwilen ain rot balle ser hohe swam oben. Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren"?
    Dieser Bericht bedeutete nach Meinung des mittelalterlichen Klerus, daß das Ende der Welt nahe bevorstünde, und es herrschte große Enttäuschung, als der Montag kam und alle wieder zurück an die Arbeit mußten.
    Schließlich und höchst überzeugend notierte Goethe persönlich 1822 eine seltsame Himmelserscheinung. "En route heim vom Angstfestspiele zu Leipzig", schrieb er, "wollte ich eben den Weg über eine Wiese nehmen, da wandte ich mein Auge zufällig himmelwärts und sah mehrere feurigrote Bälle plötzlich am südlichen Firmamente erscheinen. Sie stürzten mit großer Schnelligkeit hernieder und begannen, Jagd auf mich zu machen. Ich rief, ich sei ein Genie und demzufolge nicht sehr schnell zu Fuße, doch meine Worte wurden nicht gehört. Ich geriet in Zorn und schleuderte ihnen meine Verwünschungen entgegen, worauf sie erschreckt von dannen flohen. Beethoven erzählte ich von diesem Vorfalle, mir nicht vergegenwärtigend, daß er bereits ertaubt war, und er lächelte, nickte und sagte: "Sehr richtig." "
    In der Regel ergeben sorgfältige Untersuchungen an Ort und Stelle, daß die meisten "unerkannten"
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher