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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen
Autoren: Woody Allen
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ein dicker Mann, gleichzeitig ihre Suppe, und die Begeisterung darüber war so groß, daß man sie stehend mit Beifall überschüttete. Als Dessert hatten wir Tortoni, und ich wurde an Leibniz’ bemerkenswerten Ausspruch erinnert: "Die Monaden haben keine Fenster." Wie passend! Die Preise im "Fabrizio’s" sind, wie Hannah Arendt mir einmal sagte, "vernünftig, ohne historisch unvermeidbar zu sein." Dem stimme ich zu.
     
     
    An die Redaktion:
    Fabian Plotnicks Einblicke in Fabrizio’s Villa Nova Restaurant sind verdienstvoll und klar. Der einzige Punkt, der in seiner scharfsinnigen Analyse fehlt, ist folgender: Obwohl das "Fabrizio’s" ein von einer Familie geführtes Restaurant ist, entspricht diese nicht der klassischen Struktur italienischer Kernfamilien, sondern sie setzt sich nach dem Vorbild der Familien von Grubenarbeitern der walisischen Mittelschicht in der Zeit vor der Industriellen Revolution zusammen. Fabrizios Beziehungen zu seiner Frau und seinen Söhnen sind kapitalistisch und bezugsgruppenorientiert. Das Sexualverhalten des Personals ist typisch viktorianisch - insbesonders das des Mädchens, das die Registrierkasse bedient. Die Arbeitsbedingungen spiegeln auch die Problematik englischer Fabrikarbeit, und die Kellner müssen oft acht bis zehn Stunden am Tag bedienen, mit Servietten, die den allgemein üblichen Sicherheitsbestimmungen keineswegs entsprechen.
    Dove Rapkin
     
     
    An die Redaktion:
    In seinem Bericht über Fabrizio’s Villa Nova Restaurant nennt Fabian Plotnick die Preise "vernünftig". Aber würde er Eliots "Vier Quartette" ebenfalls "vernünftig" nennen? Eliots Rückkehr zu einer früheren Stufe der Lehre vom Logos spiegelt die in der Welt immanente Vernunft wider, aber tun das auch 8,50 Dollar für Hühnchen Tetrazzini? Das ergibt keinen Sinn, selbst nicht aus katholischer Sicht. Ich weise Mr. Plotnick auf den Artikel in Encounter (2/58) hin, der den Titel "Eliot, Wiedergeburt und Zuppa di vongole" trägt.
    Eino Schmiederer
     
     
    An die Redaktion:
    Was Mr. Plotnick bei seiner Besprechung von Mario Spinellis Fettuccine in Betracht zu ziehen unterläßt, ist natürlich die Größe der Portionen oder, um es deutlicher zu sagen, die Menge der Nudeln. Es gibt unverkennbar so viele Nudeln in ungerader Anzahl wie alle ungerade oder gerade zählenden Nudeln zusammen. (Deutlich ein Paradox.) Die Logik versagt im Linguistischen, und folglich kann Mr. Plotnick das Wort "Fettuccine" nicht mit der gebotenen Exaktheit verwenden. Die Fettuccine werden zum Symbol: das heißt, setzen wir Fettuccine = x, dann ist a = -r- (wobei b für eine konstant gleiche Menge im Verhältnis zur Hälfte jedes Zwischengerichts steht). Auf Grund dieser Logik würde man sagen müssen: Fettuccine sind Linguine! Wie lächerlich! Der Satz kann selbstverständlich nicht "Die Fettuccine waren köstlich" heißen. Er muß vielmehr lauten: "Fettuccine und Linguine sind keine Rigatoni." Wie Gödel immer und immer wieder erklärt hat: "Alles muß in ein logisches Kalkül übertragen werden, ehe es gegessen wird."
    Prof. Word Babcocke Massachusetts Institute of Technology
     
     
    An die Redaktion:
    Mit großem Interesse habe ich Fabian Plotnicks Bericht über Fabrizio’s Villa Nova gelesen und halte ihn für ein weiteres bestürzendes Beispiel revisionistischer Geschichtsauffassung von heute. Wie rasch wir doch vergessen, daß in der schlimmsten Periode der stalinistischen Säuberungen "Fabrizio’s" nicht allein für den Geschäftsbetrieb geöffnet war, sondern auch sein Hinterzimmer vergrößerte, um mehr Gästen Platz zu bieten! Niemand dort hat auch nur ein Wort über die politische Unterdrückung der Sowjets verloren. Ja, als das Komitee zur Befreiung sowjetischer Dissidenten "Fabrizio’s" ersuchte, die Gnocchi aus der Speisekarte wegzulassen, bis die Russen Gregor Tomschinski, den bekannten trotzkistischen Schnellkoch, freigelassen hätten, weigerten sie sich. Tomschinski hatte bis dahin zehntausend Seiten Rezepte zusammengetragen, die sämtlich vom NKWD konfisziert wurden.
    "Mitwirkung am Sodbrennen eines Minderjährigen" war der klägliche Vorwand, den der sowjetische Gerichtshof benutzte, um Tomschinski zur Zwangsarbeit zu schicken. Wo waren da alle die sogenannten Intellektuellen im "Fabrizio’s"? Das Garderobenfräulein Tina unternahm nie auch nur den geringsten Versuch, ihre Stimme zu erheben, als die Garderobenmädchen in der gesamten Sowjetunion von ihren Wohnorten weggeholt und gezwungen wurden, für
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