Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen
Autoren: Woody Allen
Vom Netzwerk:
stalinistische Rowdies die Kleider aufzuhängen. Ich könnte noch hinzufügen, daß, als Dutzende sowjetischer Physiker beschuldigt wurden, zuviel zu essen, und darauf ins Gefängnis kamen, viele Restaurants aus Protest schlossen, nur "Fabrizio’s" erhielt seinen normalen Betrieb aufrecht und führte sogar als Service ein, daß nach dem Essen gratis Pfefferminzbonbons gereicht wurden! Ich selbst aß in den dreißiger Jahren im "Fabrizio’s" und sah, daß es eine Brutstätte kompromißloser Stalinisten war, die arglosen Leuten, die Pasta bestellt hatten, Blinis zu servieren versuchten. Zu sagen, daß die meisten Gäste nicht wußten, was in der Küche vor sich ging, ist absurd. Wenn jemand Scungilli bestellte und Blintze gereicht bekam, dann war doch ganz klar, was da lief. Die Wahrheit ist, die Intellektuellen zogen es einfach vor, den Unterschied nicht zu sehen. Ich speiste dort einmal mit Professor Gideon Cheops, dem ein komplettes russisches Menü serviert wurde, das aus Borschtsch, Huhn "Kiew" und Halwa bestand - worauf er zu mir sagte: "Sind diese Spaghetti nicht köstlich?"
    Prof. Quincy Mondragon New York University
     
     
    Fabian Plotnick antwortet:
    Mr. Schmiederer gibt zu erkennen, daß er weder von Restaurantpreisen noch von den "Vier Quartetten" etwas versteht. Eliot war der Meinung, 7,50 Dollar für ein gutes Hühnchen Tetrazzini seien (ich zitiere aus einem Interview in der Partisan Review) "nicht unbillig". Tatsächlich schreibt Eliot in "The Dry Salvages" gerade diesen Gedanken Krishna zu, wenn auch nicht genau mit diesen Worten.
    Ich bin Dove Rapkin für seine Bemerkungen zur Kernfamilie dankbar, ebenso Professor Babcocke für seine scharfsinnige linguistische Analyse, obgleich ich seine Gleichung in Frage stellen und lieber das folgende Modell vorschlagen möchte:
    a) einige Pastasorten sind Linguine
    b) alle Linguine sind keine Spaghetti
    c) alle Spaghetti sind keine Pasta, folglich sind alle Spaghetti Linguine.
    Wittgenstein benutzte das obige Modell zum Beweis der Existenz Gottes, und Bertrand Russell benutzte es später, nicht nur um zu beweisen, daß Gott existiert, sondern auch, daß er Wittgenstein hat zu kurz wegkommen lassen.
    Zum Schluß zu Professor Mondragon. Es stimmt, daß Spinelli in den dreißiger Jahren in der Küche des "Fabrizio’s" arbeitete - vielleicht länger, als er hätte sollen. Dennoch macht es ihm sicherlich Ehre, daß, als der berüchtigte Ausschuß zur Untersuchung unamerikanischer Umtriebe ihn drängte, auf seinen Speisekarten die Formulierung "Schinken und Melone" in die politisch weniger heikle Benennung "Schinken und Feigen" umzuändern, er den Fall vor den Obersten Gerichtshof brachte und die mittlerweile berühmte Regelung erzwang: "Vorspeisen haben das Recht auf umfassenden Schutz durch den ersten Satz der Menschenrechte."

Die Vergeltung
     
     
    Daß Connie Chasen meine verhängnisvolle Schwäche für sie im ersten Augenblick erwiderte, war ein Wunder ohnegleichen in der Geschichte von Central Park West. Groß, blond, mit hohen Wangenknochen, Schauspielerin, Gelehrte, Zauberin, unbestreitbar entfremdet, mit aggressivem, scharfsinnigem Witz begabt, der in seiner Anziehungskraft allein durch die laszive, schwüle Erotik in den Schatten gestellt wurde, die jede ihrer Rundungen ahnen ließ, war sie der konkurrenzlose Wunschtraum jedes jungen Mannes auf der Party. Daß sie auf mich verfiel, Harold Cohen, einen hageren, langnasigen, vierundzwanzigjährigen angehenden Dramatiker und Jammerer, war so unlogisch wie ein richtiger Schluß aus acht falschen Prämissen. Sicher, ich gehe gewandt mit der Pointe um und kann wohl ein Gespräch über viele verschiedene Themen in Gang halten, und doch war ich überrascht, daß dieses großzügig bemessene Geschöpf sich so schnell und vollständig auf meine mickrigen Gaben einlassen konnte.
    "Du bist phantastisch", sagte sie nach einem etwa einstündigen mitreißenden Gedankenaustausch zu mir, während wir an einem Bücherschrank lehnten und Valpolicella und Häppchen einwarfen. "Ich hoffe, du rufst mich mal an."
    "Dich anrufen? Ich würde gern auf der Stelle mit dir nach Hause gehen."
    "Na fabelhaft", sagte sie und lächelte kokett. "Ehrlich gesagt habe ich gar nicht gedacht, ich machte Eindruck auf dich."
    Ich tat ganz gleichgültig, während das Blut durch meine Arterien auf voraussagbare Bestimmungsorte zu rollte. Ich wurde rot, eine alte Gewohnheit.
    "Ich finde dich Spitze", sagte ich, womit ich sie noch leuchtender zum
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher