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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm
Autoren: Johan Theorin
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Mund.
    »Hier wird nicht geraucht«, sagte Henrik.
    Er machte sich so seine Gedanken, warum die Brüder Serelius die europäischen Metropolen verlassen hatten und in die schwedische Einöde zurückgekehrt waren, wenn es dort unten doch so gut gelaufen war. Hatten sie sich Ärger mit den falschen Leuten eingehandelt? Wahrscheinlich.
    »Ihr könnt hier nicht wohnen«, sagte Henrik. »Ich habe keinen Platz, das seht ihr ja selbst.«
    Tommy hatte seine Zigarette wieder in die Packung gesteckt, aber er schien ihm nicht zugehört zu haben.
    »Wir sind Satanisten«, entgegnete er. »Haben wir das schon erwähnt?«
    »Satanisten?«, wiederholte Henrik.
    Tommy und Freddy nickten gleichzeitig.
    »Also Teufelsanbeter?«, fragte Henrik und grinste.
    Tommy erwiderte das Grinsen nicht.
    »Wir beten nichts und niemanden an«, sagte er ernst. »Satan steht für das Starke im Menschen, daran glauben wir.«
    » The force «, fügte Freddy hinzu und stopfte sich die restlichen Chips in den Mund.
    »So ist es«, sagte Tommy. » Might makes right  – das ist unser Motto. Wir nehmen uns das, was wir wollen. Kennst du Aleister Crowley?«
    »Nee.«
    »Ein großer Philosoph«, dozierte Tommy. »Für Crowley war das Leben ein ständiger Kampf zwischen den Starken und den Schwachen. Zwischen den Cleveren und den Idioten. Bei dem die Starken und Cleveren immer siegen.«
    »Das ist ja auch logisch«, sagte Henrik, der noch nie besonders religiös war. Und er hatte auch nicht vor, es jetzt zu werden.
    Tommy sah sich in der Wohnung um.
    »Wann ist sie denn abgehauen?«, fragte er.
    »Wer denn?«
    »Deine Alte. Die hier Gardinen aufgehängt hat, Blumen getrocknet und so ein Zeug. Das warst du ja wohl nicht selbst, oder?«
    »Sie ist im Frühling ausgezogen«, gab Henrik zu.
    Gegen seinen Willen tauchte das Bild von Camilla auf, wie sie auf dem Sofa lag und las. Dort, wo die Brüder Serelius jetzt saßen. Er begriff, dass Tommy doch cleverer war, als er aussah – er hatte ein Auge für Details.
    »Wie hieß sie?«
    »Camilla.«
    »Vermisst du sie?«
    »Wie Scheiße«, beendete er das Thema. »Aber ihr könnt nicht bleiben …«
    »Alles cool, wir wohnen in Kalmar«, beruhigte ihn Tommy. »Wir haben das schon geregelt. Aber wir wollen auf Öland arbeiten. Und wir brauchen dabei ein bisschen Hilfe.«
    »Wobei denn?«
    »Mogge hat uns erzählt, was ihr im Winter so angestellt habt. Von den Sommerhäusern hat er erzählt …«
    »Ach so!«
    »Und er hat gesagt, dass du damit auch gerne wieder loslegen würdest.«
    Vielen Dank auch, Mogge, fluchte Henrik innerlich. Sie hatten eine Menge Ärger mit der Beuteaufteilung gehabt, ehe Morgan abgehauen war – vielleicht war das seine Art der Rache.
    »Das ist doch so lange her«, erwiderte er. »Vier Jahre … und wir haben das auch nur zwei Winter lang gemacht.«
    »Ja, und? Morgan hat gesagt, dass es super lief.«
    »Ja, das lief ganz okay.«
    Fast alle Einbrüche waren problemlos verlaufen, aber ein paarmal waren sie von den Nachbarn entdeckt worden und hatten wie Apfeldiebe über die Mauer fliehen müssen. Sie hatten sich vor jedem Bruch zwei Fluchtwege überlegt, einen zu Fuß und einen mit dem Wagen.
    Er fuhr fort:
    »Manchmal gab es nichts Wertvolles in den Häusern … aber einmal haben wir einen richtig alten Schrank gefunden. So einen alten deutschen Aktenschrank aus dem siebzehnten Jahrhundert, für den haben wir in Kalmar fünfunddreißigtausend bekommen.«
    Henrik wurde immer eifriger, und je mehr er darüber berichtete, geradezu nostalgisch. Er hatte tatsächlich eine ziemliche Be gabung gehabt, verschlossene Verandatüren und Fenster zu öffnen, ohne sie einzuschlagen. Sein Großvater aus Marnäs war als Tischler sehr erfolgreich gewesen, und auch er hatte immer mit Stolz über seine Fähigkeiten gesprochen.
    Aber er erinnerte sich natürlich auch, wie nervenaufreibend es gewesen war, Nacht für Nacht durch Nordöland zu streifen. Im Winter war es dort oben eiskalt. Und so menschenleer und totenstill in den Sommerhaussiedlungen.
    »Alte Häuser sind die reinsten Fundgruben«, erklärte Tommy. »Du bist also dabei? Wir brauchen dich, um uns dort oben zurechtzufinden.«
    Henrik schwieg. Wer ein trauriges und berechenbares Lebenführte, musste auch selbst eine traurige und berechenbare Person sein. Und das wollte er eigentlich nicht.
    »Dann ist das abgemacht«, fügte Tommy schnell hinzu. »Okay?«
    »Vielleicht«, erwiderte Henrik zögernd.
    »Das klingt wie ein Ja.«
    »Kann schon
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